Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Was die Bundesliga aus der Krise lernen kann
Die Fußball-Branche ist durch die Pandemie arg gebeutelt worden. Doch haben wirklich alle kapiert, dass es ein „Weiter so“nicht geben kann?
Nehmen wir mal für einen kurzen Moment an, es bestünde wirklich Interesse an nachhaltigen Veränderungen. Nehmen wir an, die Branche habe verstanden, dass ein „Weiter so“nicht geht. Und dann bleiben wir einfach realistisch und schnell wird klar, dass nur wenig anders wird. Oder? Die Corona-Pandemie hat den Fußball empfindlich getroffen. Sie hat diverse Schwachstellen im System schonungslos aufgedeckt. Was man bisher geahnt hat, ist offensichtlich geworden. Es geht zum einen um wirtschaftliches Fundament. Insgesamt ist die Bundesliga vergleichsweise gut aufgestellt. Vereine wie der FC Bayern München, aber auch Borussia Mönchengladbach sind trotz Widrigkeiten stabil. Andere müssen sich deutlich mehr strecken – dem FC Schalke steht das Wasser bis zur Stirn.
Häme ist indes nur bedingt angebracht. Schalke hat auf die Zukunft gewettet und mehrfach hohe Einsätze abgegeben und verloren. Es ist nicht der erste und es wird nicht der letzte Verein sein, der versucht hat, sich Erfolg zu kaufen. Koste was es wolle. Man muss mindestens besorgt auf das Gebaren bei Hertha BSC blicken, wo ein Investor nur so mit den Geldscheinen wedelt und die Hauptstadt dauerhaft von einem Platz in der Champions League träumt. Und wenn das nicht gelingt? Wenn die Rendite ausbleibt?
Welchen Preis ist man bereit für sportliche Erfolge zu zahlen? Alleine deshalb ist es wichtig, Zuschauer nicht als Kunden zu sehen, sondern sie mit in die Strategie einzubeziehen. Weniger zu riskieren, wird oft als Schwäche ausgelegt. Aber es zeugt von Stärke, auch mal „Nein“zu sagen, sondern seinen Weg zu gehen. Dabei ist es entscheidend, nicht immer nur kurzfristig von Saison zu hangeln. Der Größenwahn muss ein Ende haben, die Transfersummen heruntergefahren und Gehaltsobergrenzen nicht gleich als Utopie abgestempelt werden. Getrickst würde dann immer noch gewiss ausreichend, aber es wäre wenigstens ein Rahmen zur Verfügung.
Ob es wirklich dazu kommt? Zynisch möchte man anmerken: Dazu geht es der Branche sicher noch nicht schlecht genug. Spätestens Anfang Oktober, wenn das Transferfenster schließt, wird man sehen, wer verstanden hat und wer weiter munter finanzielle Überdinger macht. Und damit in die Sommerpause.
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