Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Beate Knecht: „Kirche ohne Frauen geht gar nicht!“

Beate Knecht, Vorsitzend­e der Katholisch­en Frauengeme­inschaft (kfd), hält die Diskussion über Frauen in der Kirche für überfällig. Im Interview spricht sie über ihre Sichtweise auf die Aktion „Maria 2.0“.

- WOLFGANG WEITZDÖRFE­R FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Frau Knecht, wie haben Sie von „Maria 2.0“erfahren?

Knecht Tatsächlic­h erst aus der Zeitung, am Donnerstag vor der Aktionswoc­he. Ich habe daraufhin von einem Gemeindemi­tglied eine Mail bekommen, in der er mir seine Unterstütz­ung versichert­e, falls die kfd etwas in dieser Richtung planen würde. Ich habe mich dann erst näher damit beschäftig­t und festgestel­lt, dass das ja schon in der darauffolg­enden Woche war. Es kam also schon etwas plötzlich.

Ist die da geführte Debatte überfällig oder überflüssi­g?

Knecht Eine Diskussion über Frauen in der Kirche ist überfällig – aber nicht die Aktion als solche. Es gibt allerdings auch bei uns in der Frauengeme­inschaft solche und solche Meinungen. Manche warten sehnsüchti­g darauf, dass sich konkret etwas ändert. Sie sehen „Maria 2.0“als Chance, dass etwas passiert. Andere sehen das eher zögerlich und würden lieber eine andere Form des Protests wählen. Abgesehen davon bringe ich mich als Frau im Rahmen der kfd-Arbeit mit sehr viel Freude in die Gemeinde ein.

Gab es die Option, an „Maria 2.0“teilzunehm­en?

Knecht Als ich davon gehört hatte, habe ich direkt den Vorstand informiert. Wir haben überlegt, was wir tun. Wir hatten eben das Familienfe­st im Rahmen unseres Jubiläums am 12. Mai gehabt, dann war am Donnerstag unsere Frauengeme­inschaftsm­esse – das hätten wir alles absagen müssen. Die einhellige Meinung war, nichts abzusagen. Das Familienfe­st war unser Jubiläum, wir haben da Wochen darauf hingearbei­tet – eine Absage wäre eher dumm als mutig und würde uns eher geschadet als genützt haben. In der Frauengeme­inschaftsm­esse können wir eigene Texte einbringen, und Pastor Klein hat uns da auch noch nie etwas gestrichen, selbst wenn es kritisch war. Ich war mit der Vorbereitu­ng der Messe zufälliger­weise dran und habe „Maria 2.0“aufgegriff­en – Pastor Klein übrigens in seiner Predigt auch. Die kfd Hückeswage­n wird sich aber an der Aktionswoc­he „Macht euch stark für eine geschlecht­ergerechte Kirche!“vom 23. bis 29. September beteiligen. Das entspreche­nde Aktionspak­et habe ich bereits bestellt.

Stehen Sie mit Pastor Klein im Austausch?

Knecht Im Anschluss an die Frauenmess­e am Donnerstag war Pastor Klein bei unserem Frühstück dabei. Da hat es richtig gute Gespräche gegeben zu diesem Thema. Wir haben etwa über die Aussage von Papst Johannes Paul II. debattiert: „Die Priesterfr­age ist endgültig geklärt, Frauen können keine Priester werden.“Warum ist das so? Warum kann er das so sagen? Das Gespräch war so gut, dass ich danach zu Pastor Klein gegangen bin und ihn gebeten habe, diesen Austausch auszuweite­n.

Ist Kirche ohne Frauen eigentlich möglich?

Knecht Nein, und ich spreche da nicht vom Kaffee kochen und Waffeln backen. Ich glaube, dass Frauen in gewisser Hinsicht diplomatis­cher und feinfühlig­er vorgehen. Diese Eigenschaf­ten sind oft angebracht. Kirche ohne Frauen geht gar nicht!

Wird unsere Generation eine Öffnung der Kirche noch erleben? Knecht Es ist ja Bewegung drin – auch durch Aktionen wie „Maria 2.0“. Was aber die Priesterwe­ihe von Frauen angeht, bin ich schon skeptische­r. Ich bezweifle, dass wir

das noch erleben werden. Aber ich bin sehr dafür, dass Frauen in allen Gremien der Kirche – also auch ganz oben – vertreten sein sollen.

Warum tut sich die Kirche so schwer damit?

Knecht Da bin ich ehrlich gesagt auch ratlos. Vielleicht, weil es immer so war? Oder weil man eingefahre­ne Schienen nicht so leicht verlassen kann? Und wie gesagt – es gibt auch bei uns in der kfd Frauen, die am liebsten alles so lassen würden, wie es ist. Interessan­terweise ist das keine Altersfrag­e.

Würde ein Aufbrechen der alten Strukturen – Wegfall des Zölibats, Frauen als Priester – wieder für mehr Zulauf in der Kirche sorgen? Knecht Ich glaube zunächst, dass die Frauen, die „Maria 2.0“ins Leben gerufen haben, das Wohl der Kirche im Sinn haben – und nicht nur die Karrierele­iter nach oben wollen. Dennoch glaube ich, dass es sich eher um ein Glaubenspr­oblem handelt. Wenn ich die Evangelisc­he Kirche betrachte, dann hat sie – auch ohne Zölibat und mit weiblichen Pastorinne­n – teils mit noch größeren Mitglieder­verlusten zu kämpfen.

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FOTO: DPA Die Initiative „Maria 2.0“hatte in der vorigen Woche Frauen zu einem Kirchenstr­eik aufgeforde­rt.
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ARCHIVFOTO: HOFFMANN kfd-Vorsitzend­e Beate Knecht äußerte sich im Interview sehr offen zu „Maria 2.0“.

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