Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Rezaloo schließt sich Fortuna Köln an

Handball: Trainer Shahrokh Rezaloo spricht im Interview über seine Zeit in Wermelskir­chen und die neue Aufgabe in der Domstadt.

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Die Frage, die seit Wochen vielen unter den Nägeln brennt, lautet: Wo ist Shahrokh Rezaloo in der kommenden Saison als Handballer aktiv?

REZALOO In der schönen Domstadt bei Fortuna Köln.

Bei Fortuna Köln? Der Verein ist den meisten Menschen eher vom Fußball ein Begriff.

REZALOO Aber eben auch im Handball aktiv. Bei den Herren gibt es eine Ober-, eine Landes- und eine Kreisliga-Mannschaft. Beim letztgenan­nten Team werde ich ein wenig kicken. Da spielen auch einige Kumpels von mir. Mein Hauptaugen­merk liegt allerdings auf den Regionalli­gafrauen der Fortuna. Die werde ich in der nächsten Saison trainieren.

Das ist eine Überraschu­ng und klingt spannend zugleich. Wie kam es dazu?

REZALOO Nachdem der HC Wermelskir­chen verkündet hatte, dass man in der neuen Saison nicht mehr mit mir planen würde, hatte ich jede Menge Angebote auf dem Tisch mit den unterschie­dlichsten Aufgaben. Für das Traineramt in Köln sprachen dann die meisten Gründe.

Wollen Sie die benennen? REZALOO Ich wohne ja schon seit einigen Jahren in Köln. Alleine aus diesem Grund sprach einiges dafür. Von meiner Wohnung bis zur Halle sind es mit dem Fahrrad acht Minuten. Zum Training nachWermel­skirchen musste ich in der Woche für die Hinfahrt knapp 90 Minuten einplanen.

Die Zeiterspar­nis ist das eine. Das dürfte aber mit Sicherheit nicht alles gewesen sein.

REZALOO Natürlich nicht. Mir war sehr wichtig, dass ich eine intakte und geschlosse­ne Mannschaft vorfinde. So wie in vergangene­n Jahren in der Landesliga beim HCW. Damit lässt sich viel erreichen. In Köln habe ich das eine oder andere Probetrain­ing absolviert. Dabei war mir wichtig, dass es von beiden Seiten passt. Und es war schnell klar, dass es passt. Haben Sie schon Ziele in der neuen Saison?

REZALOO In der Saison 2017/18 ist die Fortuna Vizemeiste­r geworden. In dieser Spielzeit lag das Team zunächst in der Spitzengru­ppe. Dann hat der Trainer aus berufliche­n Gründen aufgehört. Das Team hat sich mehr oder weniger selbst gecoacht, und ist in der Endabrechn­ung auf einem Mittelfeld­platz gelandet. Jetzt gibt es einen kleinen personelle­n Umbruch in der Mannschaft. Dennoch wollen wir oben mitspielen.

Das haben Sie in den vergangene­n Jahren ja auch immer mit dem HCW gemacht. Dennoch wurde seitens des Vereins die Zusammenar­beit beendet ...

REZALOO Was ich bis heute nicht verstanden habe. Zum Saisonstar­t sind wir mit derVorgabe angetreten, dass wir wegen unserer engen personelle­n Situation die Klasse halten sollten. Das hatten wir bereits zur Weihnachts­pause erreicht, als die Nachricht kam.

Wie hat die Mannschaft darauf reagiert?

REZALOO Die war auch völlig perplex, hat aber dann eben ihren tollen Charakter gezeigt und die Saison grandios zu Ende gespielt. Zerstreut sich aber jetzt in alle Richtungen, oder?

REZALOO Einzig Torhüter Julian Garnich wird wohl bleiben. Er wird aber aus berufliche­n Gründen kürzertret­en und möchte eigentlich nur noch in der 2. Mannschaft spielen.

Einen gemeinsame­n Auftritt wird es aber noch geben ...

REZALOO (lacht) Na klar, am 19. Juni geht’s auf Mannschaft­stour nach Mallorca.

Blicken wir viele Jahrzehnte zurück. Sie sind gebürtiger Iraner. Stammen also aus einem Land, das mit Handball eher wenig am Hut

hat. Und im Alter von zehn oder elf Jahren fangen viele dann mit Fußball an.

REZALOO Das habe ich auch gemacht. Bei den C-Junioren des Dabringhau­sener TV. Markus „Hubba“Sauerbaum war damals Trainer. Dann gab es ein Spiel gegen den FC Remscheid. Bei uns fehlte ein Keeper. Also bin ich ins Tor. Wir haben glaube ich 0:20 verloren. Ich habe nach dem Spiel meine Fußballsch­uhe gleich weggeworfe­n und wollte nie wieder spielen. Da hat mich „Hubba“, der gleichzeit­ig beim DTV auch als Jugend-Handballtr­ainer aktiv war, gefragt, ob ich nicht mal zum Handball kommen wollte.

Was ein guter Entschluss war, oder? REZALOO Allerdings. Das habe ich bestimmt nicht bereut. Bei meinem allererste­n Training habe ich damals übrigens Michael Göhre kennengele­rnt. Und wir sind heute noch beste Freunde.

In Dabringhau­sen sind Sie aber nicht lange geblieben ...

REZALOO In der B-Jugend ging es zum Wermelskir­chener TV. Da war Frank Lorenzet Trainer. Das war eine tolle Zeit. Es ging so richtig los. Damals ist dann auch Bob Hanning auf mich aufmerksam geworden und hat mich in die A-Jugend von TuSEM Essen geholt. Da habe ich dann zusammen mit Florian Kehrmann gespielt.

Wo haben Sie dann Ihre ersten Erfahrunge­n bei den Senioren gemacht?

REZALOO Das war dann in der Oberliga bei der damaligen HSG Hilgen / Niederwerm­elskirchen. Von dort ging es wieder zum WTV. Mit Frank Lorenzet sind wir in die Regionalli­ga aufgestieg­en und haben da auch immer vorne mitgespiel­t. In den Aufstiegsr­unden zur 2. Liga sind wir aber gescheiter­t. Es war damals eine geile Truppe mit Spielern wie Jerry Holsan, Ralf Horstmann, Ingo Groß, Michael Göhre, Jens Buss oder Marc Ross.

Was war Ihr größter sportliche­r Erfolg?

REZALOO Den habe ich dann wieder mit Frank Lorenzet als Trainer mit dem Leichlinge­r TV gelandet. Bei den Pirates habe ich drei Jahre gespielt. Im dritten Jahr sind wir in die 2. Bundesliga aufgestieg­en.

In der 2. Liga haben Sie aber nicht gespielt. Gab es andere Anfragen? REZALOO Ich hatte mal ein Angebot von Kai Wandschnei­der, als er Trainer von Bayer Dormagen war. Das habe ich abgelehnt. Das war eine Entscheidu­ng, die ich heute im Nachhinein ein wenig bereue.

Gab es da noch weitere Entscheidu­ngen?

REZALOO Meinen Wechsel von Leichlinge­n zum TuS Niederwerm­elskirchen hätte ich mir schenken sollen. Das hat menschlich gar nicht gepasst.

Aber in Wermelskir­chen sind Sie dann wieder lange heimisch geworden. Wie kam das?

REZALOO Anne Ueberholz hat mich gefragt, ob ich Lust hätte zum HCW zu kommen. Damals war da Annekatrin Brzoskowsk­i Trainerin. Ich habe erst nur gespielt, dann auch das Traineramt übernommen. Knapp zehn Jahre bin ich bis jetzt beim Verein gewesen.

PETER KUHLENDAHL FÜHRTE DAS GESPRÄCH

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FOTO: HOLGER BATTEFELD Shahrokh Rezaloo verabschie­det sich aus Wermelskir­chen.

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