Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Prozess-Auftakt: Drei Remscheider nach Raubzügen vor Gericht
REMSCHEID/WUPPERTAL (mag) Vier Taten, zwei Angeklagte und etliche traumatisierte Zeugen: Was von heute an vor dem Wuppertaler Landgericht verhandelt wird, liest sich wie ein Raubzug durch Tankstellen und Supermärkte. Mal war das Diebesgut nur ein paar Euro wert, ein anderes Mal wurde gleich eine komplette Kasse leergeräumt.
Drei Remscheider sollen im vergangenen Jahr mehrere Diebstähle und einen Tankstellenraub begangen haben. Dazu sollen sie auch noch Passanten bedroht und bestohlen haben. Nun haben sich die Täter (20, 21) wegen schweren Raubes und Diebstahls zu verantworten. Ein zur Tatzeit 13-Jähriger Mittäter ist strafunmündig
Begonnen hatte die Serie von Raubüberfällen und Diebstählen im Juni 2018 in Dortmund. Dort soll einer der beiden angeklagten Täter in einem Supermarkt diverse Lebensmittel in seinen Rucksack gesteckt und das Ladenlokal verlassen haben, ohne die Waren im Wert von 76 Euro zu bezahlen. Der 21-Jährige soll dann im September 2018 zusammen mit dem ebenfalls angeklagten 20-Jährigen, dem 13-Jährigen und zwei unbekannten Mittätern an einem Remscheider Supermarkt zwei Männer angehalten haben, um sie unter Androhung von Prügel und einem Schlagring zur Herausgabe von Geld und Handy aufzufordern. Nachdem die Männer einfach weitergingen, sollen sie von den fünf Tätern verfolgt worden sein. Von ihren Opfern abgelassen haben sie erst, nachdem sie von einem Zeugen angesprochen worden waren.
Am 9. November 2018 war es die BFT-Tankstelle an der Solinger Straße, die der 21-jährige Angeklagte mit dem 13-jährigen Mittäter überfallen haben sollen. Dabei soll der Ältere den Tankstellenmitarbeiter mit einer Schusswaffe bedroht haben. Mit den Worten „Kasse aufmachen, Geld her“und „Ich schieß dich kaputt“soll er den Kassierer zur Herausgabe von Bargeld genötigt haben. Anfangs hatte es in Polizeimeldungen noch geheißen, der 13-Jährige habe einem an den Getränkekühlschränken stehenden Kunden ein Messer an den Hals gehalten. Später stellte sich jedoch heraus, dass es sich bei dem vermeintlichen Kunden um den dritten Täter gehandelt haben soll. Der hatte zuvor in den Verkaufsraum betreten um zu prüfen, ob die Tatausführung sicher sei. Er hatte die Tat, nach der die Angeklagten zunächst mit Bargeld und Zigaretten geflohen waren, später gestanden.
Nur zwei Wochen nach dem Tankstellenüberfall soll der 21-Jährige noch gemeinsam mit dem strafunmündigen 13-Jährigen in einem Remscheider Supermarkt Cola-Dosen im Wert von 6,70 Euro gestohlen haben. Nachdem der Diebstahl bemerkt und die Angeklagten darauf angesprochen worden sein sollen, ergriffen beide die Flucht. Auf einen Zeugen, der die Verfolgung aufgenommen hatte, soll der 21-Jährige aus 50 Meter Entfernung mit einer Schreckschusspistole gefeuert haben.
Nach dem Ergreifen der Täter wurde wegen drohender Fluchtgefahr deren Verbleib in der Untersuchungshaft angeordnet. Der strafunmündige 13-Jährige wurde in die Obhut der Eltern übergeben. Die Anklage lautet auf besonders schweren Raub und räuberischen Diebstahl, das Gericht hat insgesamt drei Verhandlungstage angesetzt.