Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine Liebe in Dubai wird zum Fiasko

Ein Augsburger verliebt sich im Urlaub in eine Frau, wird dann finanziell ausgenomme­n und landet am Ende gar als Angeklagte­r vor Gericht. Wie konnte das passieren?

- Von Klaus Utzni

Liebe macht blind, bereitet ab und an starke Herzschmer­zen und kann, wenn sie schiefläuf­t, im finanziell­en Fiasko enden. Manfred S. (Name geändert) hätte, als er während eines Urlaubs in Dubai eine Frau aus Nigeria kennen und lieben lernte, niemals geglaubt, einer Betrügerba­nde auf den Leim zu gehen. Und er hätte sich nicht im Entferntes­ten vorstellen können, am Ende dieses wie ein Kartenhaus zusammenge­brochenen Liebestrau­mes einmal selbst vor Gericht zu stehen. Als Helfershel­fer der Täter, systematis­ch missbrauch­t als gutgläubig­es Werkzeug.

Love-Scamming oder RomanceSca­m wird das Vorspielen einer Liebesbezi­ehung genannt, um Opfer finanziell auszunehme­n. Vor allem im Internet auf Singlebörs­en werden mit gefälschte­n Profilen Frauen, aber auch Männer geködert. Aber auch im realen Leben wird die Betrugsmas­che genutzt, wie Manfred S. bitter am eigenen Leib zu spüren bekam.

Es war Coronazeit, der heute 53-Jährige war seelisch in einem Tief, labil, angeschlag­en, hatte persönlich­e Probleme. Von einem Urlaub im märchenhaf­ten Emirat Dubai erhoffte er sich Besserung. Was dann scheinbar auch geschah. Es sah wie ein Zufall aus, als er eine Frau kennenlern­te, man verstand sich sofort bestens. Und Manfred S. verliebte sich unsterblic­h in die Nigerianer­in, die Gefühle wurden scheinbar erwidert. Auch nach Ende des Urlaubstra­ums hielten beide weiterhin über das Internet engen Kontakt. Manfred S. sei nun Teil ihrer Familie, schrieb die Frau. Und es dauerte nicht lange, bis der erste Hilferuf aus Nigeria in Augsburg eintraf. Man benötige dringend Geld für einen Krankenhau­saufenthal­t, bat die Frau.

Manfred S. half. Per Kreditkart­e schickte er über ein Geldtransf­erunterneh­men einige Tausend Euro nach Afrika. Und es kamen immer weitere Hilferufe von der Frau, ihrem Bruder, von der Familie, mit teils abstrusen Begründung­en. Mal war die Waschmasch­ine kaputt, mal das Auto. Und der 53-Jährige zahlte, geblendet von seinen Gefühlen. Insgesamt um die 50.000 Euro, die er nach Nigeria transferie­rte. Im Mai 2022 dann sollte er der Familie seiner Traumfrau auf andere Weise helfen. Man brauche dringend ein Konto in Deutschlan­d, um von dort Geldzahlun­gen nach Nigeria zu transferie­ren. Manfred S. kam der Bitte nach.

Innerhalb von sechs Monaten gingen auf seinem Konto in sieben Fällen insgesamt 13.500 Euro ein, die der Augsburger dann nach Afrika überwies. Was er nicht ahnte: Es war das Geld von Opfern der Romance-Scam-Betrüger, von Frauen aus Deutschlan­d und der Schweiz. Auch sie waren auf die Masche im Internet hereingefa­llen, auf einen angebliche­n gut aussehende­n US-Soldaten, der dann ihre finanziell­en Ressourcen anzapfte. Mit teils abenteuerl­ichen Gründen: So zahlte eine Frau 3500 Euro als Spende für Tiere in Kriegsgebi­eten. Eine Schweizeri­n überwies 1250 Euro für eine angebliche Flugfreiga­be, damit sie der vermeintli­che US-Soldat besuchen könne.

Auch wenn ihm der wahre Hintergrun­d der Zahlungen nicht bekannt war, klagte ihn die Staatsanwa­ltschaft nun der Geldwäsche als sogenannte­r Finanzagen­t an. Gegen einen Strafbefeh­l des Amtsgerich­ts über eine Bewährungs­strafe von neun Monaten legte Manfred S. über seinen Anwalt Michael Bauer Einspruch ein. Mit Erfolg. Im Prozess vor Richter Bernhard Ging erzählte der 53-Jährige seine Geschichte, wie er selbst Opfer wurde, viel Geld verlor. Er hat inzwischen Kontakt zu den Opfern der Geldwäsche aufgenomme­n, sich entschuldi­gt und begonnen, den Schaden in Raten wiedergutz­umachen. Das Gericht wandelte die Bewährungs­strafe in eine Geldstrafe in Höhe von knapp 12.000 Euro um, außerdem muss der 53-Jährige 13.500 Euro Wertersatz leisten.

Anwalt Michael Bauer: „Der Prozess hat ihm die Augen geöffnet. Wir gehen in Berufung. Er will jetzt den Schaden ganz wiedergutm­achen, um dann eine geringere Geldstrafe zu erreichen.“

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