Augsburger Allgemeine (Land West)
Eine Liebe in Dubai wird zum Fiasko
Ein Augsburger verliebt sich im Urlaub in eine Frau, wird dann finanziell ausgenommen und landet am Ende gar als Angeklagter vor Gericht. Wie konnte das passieren?
Liebe macht blind, bereitet ab und an starke Herzschmerzen und kann, wenn sie schiefläuft, im finanziellen Fiasko enden. Manfred S. (Name geändert) hätte, als er während eines Urlaubs in Dubai eine Frau aus Nigeria kennen und lieben lernte, niemals geglaubt, einer Betrügerbande auf den Leim zu gehen. Und er hätte sich nicht im Entferntesten vorstellen können, am Ende dieses wie ein Kartenhaus zusammengebrochenen Liebestraumes einmal selbst vor Gericht zu stehen. Als Helfershelfer der Täter, systematisch missbraucht als gutgläubiges Werkzeug.
Love-Scamming oder RomanceScam wird das Vorspielen einer Liebesbeziehung genannt, um Opfer finanziell auszunehmen. Vor allem im Internet auf Singlebörsen werden mit gefälschten Profilen Frauen, aber auch Männer geködert. Aber auch im realen Leben wird die Betrugsmasche genutzt, wie Manfred S. bitter am eigenen Leib zu spüren bekam.
Es war Coronazeit, der heute 53-Jährige war seelisch in einem Tief, labil, angeschlagen, hatte persönliche Probleme. Von einem Urlaub im märchenhaften Emirat Dubai erhoffte er sich Besserung. Was dann scheinbar auch geschah. Es sah wie ein Zufall aus, als er eine Frau kennenlernte, man verstand sich sofort bestens. Und Manfred S. verliebte sich unsterblich in die Nigerianerin, die Gefühle wurden scheinbar erwidert. Auch nach Ende des Urlaubstraums hielten beide weiterhin über das Internet engen Kontakt. Manfred S. sei nun Teil ihrer Familie, schrieb die Frau. Und es dauerte nicht lange, bis der erste Hilferuf aus Nigeria in Augsburg eintraf. Man benötige dringend Geld für einen Krankenhausaufenthalt, bat die Frau.
Manfred S. half. Per Kreditkarte schickte er über ein Geldtransferunternehmen einige Tausend Euro nach Afrika. Und es kamen immer weitere Hilferufe von der Frau, ihrem Bruder, von der Familie, mit teils abstrusen Begründungen. Mal war die Waschmaschine kaputt, mal das Auto. Und der 53-Jährige zahlte, geblendet von seinen Gefühlen. Insgesamt um die 50.000 Euro, die er nach Nigeria transferierte. Im Mai 2022 dann sollte er der Familie seiner Traumfrau auf andere Weise helfen. Man brauche dringend ein Konto in Deutschland, um von dort Geldzahlungen nach Nigeria zu transferieren. Manfred S. kam der Bitte nach.
Innerhalb von sechs Monaten gingen auf seinem Konto in sieben Fällen insgesamt 13.500 Euro ein, die der Augsburger dann nach Afrika überwies. Was er nicht ahnte: Es war das Geld von Opfern der Romance-Scam-Betrüger, von Frauen aus Deutschland und der Schweiz. Auch sie waren auf die Masche im Internet hereingefallen, auf einen angeblichen gut aussehenden US-Soldaten, der dann ihre finanziellen Ressourcen anzapfte. Mit teils abenteuerlichen Gründen: So zahlte eine Frau 3500 Euro als Spende für Tiere in Kriegsgebieten. Eine Schweizerin überwies 1250 Euro für eine angebliche Flugfreigabe, damit sie der vermeintliche US-Soldat besuchen könne.
Auch wenn ihm der wahre Hintergrund der Zahlungen nicht bekannt war, klagte ihn die Staatsanwaltschaft nun der Geldwäsche als sogenannter Finanzagent an. Gegen einen Strafbefehl des Amtsgerichts über eine Bewährungsstrafe von neun Monaten legte Manfred S. über seinen Anwalt Michael Bauer Einspruch ein. Mit Erfolg. Im Prozess vor Richter Bernhard Ging erzählte der 53-Jährige seine Geschichte, wie er selbst Opfer wurde, viel Geld verlor. Er hat inzwischen Kontakt zu den Opfern der Geldwäsche aufgenommen, sich entschuldigt und begonnen, den Schaden in Raten wiedergutzumachen. Das Gericht wandelte die Bewährungsstrafe in eine Geldstrafe in Höhe von knapp 12.000 Euro um, außerdem muss der 53-Jährige 13.500 Euro Wertersatz leisten.
Anwalt Michael Bauer: „Der Prozess hat ihm die Augen geöffnet. Wir gehen in Berufung. Er will jetzt den Schaden ganz wiedergutmachen, um dann eine geringere Geldstrafe zu erreichen.“