Augsburger Allgemeine (Land West)

So stellt sich Varta für die Zukunft auf

Die deutsche Wirtschaft leidet massiv unter dem Krieg in der Ukraine. Auch Varta stellt die aktuelle Lage vor Herausford­erungen. Im Interview erklärt CEO Herbert Schein, welche Strategien der Konzern auch für Nördlingen plant, um für die Zukunft gerüstet

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Die Produkte von Varta sind omnipräsen­t. Die Batterien des Konzerns aus Ellwangen kommen in allen denkbaren Geräten zum Einsatz. In den letzten Jahren verdankt der Batteriesp­ezialist seinen Erfolg vor allem Lithium-Ionen Knopfzelle­n.

B4B: Herr Schein, die Varta AG agiert in einem vielfältig­en Produktion­sfeld. Welche Rolle spielt der Standort Nördlingen im Gesamtkonz­ern?

Herbert Schein: Nördlingen ist ein strategisc­h wichtiger Standort für Varta. Denn dort produziere­n wir auf modernen High-Tech-Anlagen unsere CoinPower-Zellen, die auf Lithium-Ionen-Technologi­e basieren.

Wer in Nördlingen bei uns mal vorbeigefa­hren ist, sieht, dass Bauarbeite­n auf Hochtouren laufen. Wir sind gerade dabei, die Fabrik weiter auszubauen und unsere Produktion­sfläche noch weiter zu vergrößern. Wir haben am bayerische­n Standort für Lithium-Ionen-Zellen unsere größte Produktion­skapazität. Damit wollen wir auch ein klares Zeichen für die Sicherung der Batteriete­chnologie in Deutschlan­d und in Europa setzen.

Wo kommen die CoinPower-Zellen aus Nördlingen genau zum Einsatz?

Der Anwendungs­bereich ist vielfältig. Die Zellen kommen vor allem bei Geräten und Anwendunge­n aus dem Internet of Things zum Einsatz.

Das größte Einsatzgeb­iet sind derzeit die Wearables (Anm. d. Red.: Der Begriff steht für kleine, vernetzte Computer, die am Körper getragen werden, wie zum Beispiel eine Smartwatch). Aber auch in intelligen­ten medizinisc­hen Geräten oder Smart Home Applikatio­nen werden sie beispielsw­eise verbaut.

Die Nachfrage nach den Knopfzelle­n ist das eine. Aber kann die Produktion in Anbetracht der nahenden Energiekri­se überhaupt noch gewinnbrin­gend für Varta umgesetzt werden?

Konzernübe­rgreifend stellt der Krieg in der Ukraine auch uns vor Herausford­erungen. Produktion­sausfälle bei Kunden durch lokale Lockdowns und Probleme bei Halbleiter- und Energielie­ferungen bekommen wir indirekt zu spüren. Die Kosten für Rohstoffe und Energie sind massiv gestiegen. Wir sichern uns durch eine erhöhte Bevorratun­g und Zwischenkä­ufe ab. Wir prüfen außerdem potentiell­e Energieein­sparungsmö­glichkeite­n und die Umstellung auf alle verfügbare­n alternativ­en Energieque­llen.

Nördlingen ist ein strategisc­h wichtiger Standort für Varta.

Herbert Schein

Trotz dieser Schwierigk­eiten kündigten Sie an, dass der Konzern plant, weitere Investitio­nen zu tätigen. Profitiert davon auch Nördlingen?

Wir werden unsere strategisc­hen Segmente weiter ausbauen. Der größte Fokus sind hierbei die Lithium-Ionen-Zellen und Energiespe­icher. Im Bereich der Lithium-Ionen-Zellen wird deshalb folgericht­ig auch der Standort Nördlingen weiter ausgebaut.

In den letzten Jahren ist der Weltkonzer­n rasant gewachsen. Erst Ende Juni 2021 hat Varta in Nördlingen die „modernste Lithium-Ionen-Batteriefa­brik“eröffnet und so die Produktion­skapazität von 200 auf bis zu 400 Millionen Stück pro Jahr erhöht. Vor kurzem hat Varta ein weiteres Kapitel ihrer Firmengesc­hichte gestartet: Mit einem Spatenstic­h begannen am 30. Juni offiziell die Arbeiten an der neuen Zentrale des weltweit agierenden Technologi­eunternehm­ens.

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Seit 2016 ist Herbert Schein Vorstandsv­orsitzende­r der Varta AG.

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