Augsburger Allgemeine (Land West)

Herzog gedenkt der Opfer der Nazi-Herrschaft

Deutschlan­d-Besuch des israelisch­en Präsidente­n

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Berlin Israels Präsident Izchak Herzog hat im Bundestag dazu aufgerufen, die Partnersch­aft zwischen Deutschlan­d und Israel zu vertiefen. Gleichzeit­ig müsse die Erinnerung an die deutschen Verbrechen unter der Nazi-Herrschaft bewahrt werden, betonte er am Dienstag in Berlin. „Die jüdische Nation ist eine Nation des Erinnerns“, sagte der Präsident. Dies sei Teil ihrer Identität.

Die bewegten Abgeordnet­en des Bundestags und geladene Gäste erhoben sich auf seine Bitte hin, um gemeinsam im Gebet der Seelen der sechs Millionen ermordeten Juden zu gedenken. Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas sagte: „Antisemiti­smus ist nicht nur ein Problem der Vergangenh­eit. Nicht nur ein Problem der anderen, der Extremiste­n. Antisemiti­smus ist mitten unter uns, in der Mitte unserer Gesellscha­ft.“Hier dürfe es kein Wegsehen und keine falsch verstanden­e Toleranz geben. Bas versprach erneut, sich dafür einzusetze­n, die Pläne zur Einrichtun­g eines deutsch-israelisch­en Jugendwerk­s voranzutre­iben.

Einen entspreche­nden Beschluss hatte der Bundestag bereits 2018 gefasst. Seither ist jedoch nicht viel passiert. Finstere, hasserfüll­te, vom Iran angeführte Kräfte bedrohten aktuell den Staat Israel und die gesamte Weltordnun­g, warnte Herzog. Daher sei es notwendig, „entschiede­n und hart“gegen den Iran und seine Pläne zur Entwicklun­g von Atomwaffen vorzugehen.

Der israelisch­e Präsident wies auf die Leistungen von Forschern seines Landes für die Entwicklun­g von Technologi­en zur Begrenzung des Klimawande­ls hin. Wohl auch mit Blick auf den Nahost-Konflikt

und die Rechte der Palästinen­ser führte er aus: „Nie haben wir Kritik gefürchtet, nie haben wir Kritik unterbunde­n.“Israel strecke seine Hand zum Frieden aus. Die Palästinen­ser müssten zuerst den Terror bekämpfen.

Am Nachmittag gedachten Herzog und Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier in der KZ-Gedenkstät­te Bergen-Belsen gemeinsam der Opfer der Schoah. Die beiden Staatschef­s legten Kränze nieder und sprachen mit Jugendlich­en und Überlebend­en.

Herzog rief dazu auf, jeden Antisemiti­smus und Rassismus „kompromiss­los“zu bekämpfen. „Dies ist unsere Pflicht – im Namen der Vergangenh­eit, für die Zukunft“, sagte er. An die jugendlich­en Teilnehmer gerichtet sprach Herzog von der Verpflicht­ung, in allen Generation­en der Opfer der Schoah zu gedenken.

Der Vater des israelisch­en Präsidente­n, Chaim Herzog, hatte 1945 als britischer Offizier wenige Tage nach der Befreiung des Konzentrat­ionslagers das Grauen in BergenBels­en mit eigenen Augen gesehen. 1987 kehrte er als Präsident Israels zum Gedenken an den Ort zurück – es war der erste Besuch eines israelisch­en Staatsober­haupts in Deutschlan­d. (dpa)

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Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa Der israelisch­e Präsident Izchak Herzog in Berlin.

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