Augsburger Allgemeine (Land West)
Richterin Barbara Salesch ist wieder da
Nach langer Sendepause bringt RTL sie zurück in den TV-Gerichtssaal. Und es ist wie früher – inklusive Geschrei und Gezanke und einem kuriosen Fall.
Köln Am Montag um 11 Uhr ist es also so weit: Deutschlands wohl bekannteste TV-Richterin ist zurück, nach zehn Jahren Sendepause. Und was in der ersten Folge von „Barbara Salesch – Das Strafgericht“schnell klar wird, ist: Sie spricht zwar mittlerweile auf einem anderen Sender vor Kameras Recht – früher tat sie das 13 Jahre lang für Sat.1 –, an der Sendung selbst aber hat sich nicht viel verändert.
Die inzwischen 72-jährige Salesch trägt nach wie vor den roten Kurzhaarschnitt, der bereits in den 2000ern zu ihrem Markenzeichen wurde. In gewohnter Manier mustert sie die Zeugen über die Gläser ihrer Brille hinweg, stellt gezielte Fragen und wird dabei auch mal laut. Für ihr Comeback befasst sich Salesch mit dem fiktiven Fall einer Pflegerin, die eine 75-jährige Patientin im Keller eingesperrt und deren Gold gestohlen haben soll. Dabei gibt es das übliche Geschrei und Gezanke. Nostalgische Fans der Sat.1-Show, die damals „Richterin Barbara Salesch“hieß, dürften ihre Freude haben. Zumal RTL nun jeden Werktag eine Folge der neuen, alten Gerichtsshow ausstrahlen wird. „Genau dasselbe wie früher“, bringt es Verteidigerin Ulrike Tasˇic´ auf den Punkt, als in der Sendung die Rückkehr Saleschs dargestellt wird. Mehr sollten Zuschauerinnen und Zuschauer denn auch nicht von der Sendung erwarten. Tasˇic´ jedenfalls ist neben Staatsanwalt Bernd Römer das dritte bekannte Gesicht in der Runde – nur Piri ist neu dabei, Saleschs irische Wolfshündin. Die darf zwar nicht in den Gerichtssaal, hütet aber das Büro der Richterin.
„Ich hatte keine große Lust, meine Komfortzone zu verlassen“, sagte diese zuvor in einem Interview. Sie habe sich anfangs „geziert wie eine alte Jungfer“. In den vergangenen Jahren widmete sie sich der Kunst und eröffnete eine eigene Galerie. Erst nach mehreren Anrufen des Produktionsteams sagte sie zu. Seit 2012 habe sich in der Rechtsprechung schließlich einiges verändert. So gebe es im Gesetzbuch neue Delikte wie Stalking und eine größere Fülle an Beweismaterialien.
Davon wird in der ersten Folge schon einiges gezeigt: Sprachnachrichten, Videos und sogar eine Überwachungs-App, mit der die Tochter des Opfers die Wohnung filmen lässt. Das Warnsignal der App liefert später die entscheidende Wendung: Während im Saal über die Schuld der Angeklagten debattiert wird, schleicht sich nämlich die wahre Täterin just in dem Moment erneut in die Wohnung der 75-jährigen Patientin. Nach welchen Kriterien die App auswählt, ob es sich bei Menschen in der Wohnung um Besucher oder Einbrecher handelt, bleibt offen. Aber so etwas dürfte Fans von Barbara Salesch und ihrer Gerichtsshow gewiss kaum stören.