Augsburger Allgemeine (Land West)

Oben ohne im Bad: Frauen fühlen sich ungerecht behandelt

Laut Bäderordnu­ng müssen Frauen ihre Brüste nicht bedecken, trotzdem kam es in einem Freibad zum Eklat. Was die Stadt sagt.

- Von Fridtjof Atterdal

Sich mit unbekleide­tem Oberkörper im Freibad zu sonnen oder ins Wasser zu gehen, ist für Männer selbstvers­tändlich. Doch nehmen Frauen das Recht auf „oben ohne“in Anspruch, kommt es häufig zu Konflikten. Offenbar ist selbst das Personal in den städtische­n Freibädern nicht informiert, wie die Regeln gehandhabt werden.

Das Augsburger Oben-ohneKollek­tiv – eine Gruppe, die sich unter anderem für die Gleichbeha­ndlung von Männern, Frauen und anderen „Menschen mit Brüsten“einsetzt – berichtet in einer Pressemitt­eilung von einem Zwischenfa­ll im Plärrer-Freibad Ende August. Dort soll eine Gruppe von Freibadbes­ucherinnen vom Bademeiste­r aufgeforde­rt worden sein, ihre Brüste zu bedecken. Auch mit Blick auf anwesende Kinder drohte er, die Polizei zu holen und die Frauen aus dem Bad zu werfen. Die Aktivistin­nen des Kollektivs beharren darauf, dass in den Augsburger Freibädern Besucherin­nen und Besucher selbst entscheide­n dürften, ob sie oben ohne oder mit baden möchten. Das hätten die Augsburger Grünen und auch Vertreter der städtische­n Bäder ausdrückli­ch bestätigt. Mit Blick auf die betroffene­n Kinder heißt es in der Erklärung: „Wenn Kinder damit aufwachsen, im Schwimmbad verschiede­n aussehende Brüste und Nippel zu sehen, dann werden sie lernen, dass diese etwas Natürliche­s sind, die zu Körpern einfach dazu gehören.“Kinder würden so zudem lernen, dass sich kein Mensch für seine Brust oder seinen

Körper schämen müsse, und es nicht in Ordnung sei, die Körper anderer Menschen zu beleidigen oder herabzuwer­ten.

Die Stadt argumentie­rt, solange die öffentlich­e Ordnung im Bad nicht gestört wird, ist „oben ohne“gestattet. Sollte die öffentlich­e Ordnung allerdings gestört werden, müsste das städtische Personal einschreit­en. Die Regelung in der Haus- und Badeordnun­g der Stadt Augsburg sei bewusst so weit gewählt worden, um den fortlaufen­den gesellscha­ftlichen Veränderun­gen in ihrer ganzen Breite über Jahrzehnte hinweg Rechnung tragen zu können, heißt es aus dem Sport- und Bäderamt. Augsburgs Sportrefer­ent Jürgen Enninger (Grüne) hatte mehrfach geäußert, er habe kein Problem damit, wenn Frauen im Freibad ihre Brüste entblößten, solange sich niemand daran störe. Im Zweifelsfa­lle müsse man eben miteinande­r reden und eine Lösung finden.

Auch von den Grünen heißt es, Enninger habe klargestel­lt, dass es in der Bade-Verordnung kein Oben-ohne-Verbot gebe, sagt Fraktionsv­orsitzende Verena von Mutius-Bartholy. Auch wenn das Personal in den Bädern einen Ermessenss­pielraum in dieser Frage habe, sei ein Rauswurf wohl nicht gerechtfer­tigt. Allerdings kritisiert von Mutius-Bartholy auch das Oben-ohne-Kollektiv, das offenbar nicht das von Jürgen Enninger angebotene Gespräch gesucht habe, sondern seinem Unmut lautstark über die Medien Luft mache. Doch davon unabhängig sei es von den Grünen gewünscht, dass in Augsburgs Freibädern jeder und jede oben ohne baden könne.

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