Augsburger Allgemeine (Land West)
Relegation statt Europapokal
Für Fredi Bobic steht viel auf dem Spiel
Berlin Wird Fredi Bobic mit seiner Vergangenheit konfrontiert, wird seine Mimik süß-sauer. Die Fragen nach Eintracht Frankfurt findet der Geschäftsführer von Hertha BSC überflüssig. Aber natürlich weiß Bobic, dass er sich durch den Wechsel nach Berlin eine ordentliche Karriere-Delle eingehandelt hat. An keinem Tag wird das so deutlich wie an diesem Mittwoch. Während die Hessen in Sevilla gegen Glasgow in der Europa League um einen internationalen Titel spielen, muss Bobic die Hertha auf die Relegation gegen den HSV vorbereiten. Vor dem Hinspiel am Donnerstag (20.30 Uhr/Sky/Sat.1), ist es ernst.
Nach gut einem Jahr Berlin wirkt Bobic aufgerieben. Woche für Woche sah man ihn im Olympiastadion stehen, an einen grauen Betonpfeiler gelehnt, wie er sorgenvoll und zweifelnd die Spiele der Hertha am Rande der Bundesliga-Existenz verfolgte. Das Problem: In Berlin dachten sie, ein Handauflegen von Bobic würde reichen, um die jahrelangen Fehlleistungen zu kurieren. Das hatte in Frankfurt ja auch scheinbar geklappt. Jeder Transfer von Ante Rebic bis Luka Jovic war ein Volltreffer. Und Bobic dachte, in Berlin stünden ihm ausreichend Mittel zur Verfügung, um die jahrelangen Fehlleistungen zu korrigieren. Beides war nicht der Fall. Es dauerte bis tief in den Dezember, bis Bobic auch mal der Kragen platzte. „Bei Hertha war es wie auf dem Amt: Das haben wir immer so gemacht, also machen wir es weiter so“, sagte Bobic da in einem Interview mit dem vereinseigenen TV über die ersten Eindrücke in Berlin. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Bobic trotz der Millionen von Investor Lars Windhorst einen Transferüberschuss erzielen musste. Gegen den HSV geht es in zwei Spielen darum, ob die Realität für die Hertha bald zweitklassig ist. Vom Europapokal redet ohnehin niemand mehr.