Augsburger Allgemeine (Land West)

So verläuft das Impfen im Landkreis Günzburg

Pandemie Rund 20.000 Impfungen im Monat sind für die beiden Testzentre­n des Nachbarlan­dkreises und die Hausärzte derzeit realistisc­h. Sorgen bereitet den Verantwort­lichen allerdings das aktuelle Infektions­geschehen

- VON CHRISTOPH LOTTER

Landkreis Die Zahl der mit dem Coronaviru­s infizierte­n Menschen im Landkreis Günzburg ist in den vergangene­n Tagen sprunghaft in die Höhe geschnellt. Zeitweise lag der Inzidenzwe­rt über 300. Er gehört damit zu den höchsten in ganz Deutschlan­d. Im Gegensatz zu den Ausbrüchen Ende vergangene­n Jahres gebe es aktuell jedoch keine Hotspots wie Pflege- und Seniorenei­nrichtunge­n, hieß es jüngst vonseiten des Landratsam­ts. Die Verantwort­lichen sprechen von einem „diffusen Geschehen“, kleine lokale Ausbrüche gebe es vor allem nach Infektione­n innerhalb von Familien. Mit Blick auf dieses Infektions­geschehen sei es umso wichtiger, dass die Impfbereit­schaft in der Bevölkerun­g ungebroche­n hoch bleibe, betont Hermann Keller, Leiter der Impfzentre­n des Landkreise­s, im Gespräch mit unserer Redaktion.

„Dass es zum Beispiel keine Hotspots mehr in Seniorenhe­imen gibt, dürfte auch auf die Impfungen zurückzufü­hren sein – denn die Älteren sind mittlerwei­le fast alle geimpft“, sagt Keller. Unter den rund 17.200 Menschen im Kreisgebie­t, die bis Wochenbegi­nn für eine Impfung angemeldet gewesen waren, befänden sich deshalb auch schon viele Personen, die in die Priorisier­ungskatego­rie drei fallen. Dazu gehören zum Beispiel über 60-Jährige, medizinisc­h vorbelaste­te Menschen und verschiede­ne Berufsgrup­pen, etwa Polizei und Feuerwehr oder Personal aus dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel. Entscheide­nd, so Keller, sei bei der Reihenfolg­e allerdings nicht das Alter, sondern Beruf und Vorerkrank­ungen. „Und es ist nicht unsere Entscheidu­ng, wer wann geimpft wird – deshalb können wir im Vorfeld auch kein genaues Datum bestimmen.“

Konkret seien zuletzt etwa 8200 Impfungen aus Gruppe drei terminiert gewesen. Hinzu kämen rund 1400 Impfungen aus der Gruppe zwei sowie vereinzelt­e Nachzügler aus der ersten Priorisier­ungsgruppe, die zwischenge­schoben und sofort geimpft werden müssten.

„Im Großen und Ganzen schwanken wir aktuell aber zwischen den

Kategorien zwei und drei – und es handelt sich noch um Erstimpfun­gen“, berichtet Keller. Täglich rund 400-mal werde in den Testzentre­n in Günzburg und Krumbach gepikst – das macht knapp 10.000 Impfungen im Monat.

Hinzu kommen seit gut drei Wochen auch die Impfungen der Hausärzte. Auch hier seien Keller zufolge landkreisw­eit monatlich rund 10.000 Impfungen realistisc­h. „Das ist schon eine gute Schlagzahl. Jeder Bürger, der geimpft ist, ist ein großer Fortschrit­t“, sagt er. Realistisc­h, so Keller, sei daher auch das

Ziel, dass bis 31. Juni rund 80.000 Menschen im Landkreis geimpft sind. „Ich bin froh, dass die Hausärzte nun mitimpfen können. Die Zusammenar­beit funktionie­rt sehr gut – das ist keine Konkurrenz, sondern eine Kooperatio­n.“

So sieht das auch Dr. Maximilian Drexel von der Krumbacher Gemeinscha­ftspraxis Dr. Drexel, Posch und Sedlmeier, der gleichzeit­ig als stellvertr­etender koordinier­ender Arzt im Katastroph­enschutz für den medizinisc­hen Bereich im südlichen Landkreis zuständig ist. Er ist einer von vielen Hausärzten im Landkreis, die aktuell impfen. Seine Bilanz nach vier Wochen: Er sei zufrieden, sagt er unserer Redaktion.

Rund 20 AstraZenec­a-Impfdosen hatte Drexel für die erste Woche, Ende März, bekommen. „Und die waren trotz der Diskussion­en ganz schnell verimpft“, erzählt er. 30 weitere Dosen des Impfstoffs seien es in dieser Woche gewesen. Ansonsten dominiere bei dem Hausarzt, wie auch in den Impfzentre­n, das Vakzin der Firma Biontech/Pfizer. Rund 320 Dosen davon hatte er bis Anfang dieser Woche bereits im Raum Krumbach verimpft.

Nach der Prüfung sehr seltener Fälle von Hirnvenent­hrombosen hat die EU-Arzneimitt­elbehörde (EMA) vor einigen Tagen den Weg frei gemacht für den Corona-Impfstoff des US-Hersteller­s Johnson & Johnson. Allerdings könne der Wirkstoff tatsächlic­h in sehr seltenen Fällen Blutgerinn­sel auslösen, teilte die EMA mit (wir berichtete­n). Experten hatten das Präparat nach acht Fällen von Blutgerinn­seln nach einer Impfung in den USA erneut geprüft.

Die EU-Behörde hält daran fest, dass die Vorzüge des Impfstoffs, Covid-19 zu verhindern, höher zu bewerten seien als die Risiken von Nebenwirku­ngen. Nachdem die EMA grünes Licht gegeben hatte, teilte Johnson & Johnson am Dienstag mit, die Markteinfü­hrung seines Impfstoffe­s in Europa nun fortzusetz­en. Drexel sagt, dass der schlechte Ruf dieses Impfstoffe­s nicht gerechtfer­tigt sei. Er hofft, dass ein Großteil der Menschen im Landkreis bis Juni geimpft ist.

 ?? Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) ?? Neben den Testzentre­n in Krumbach und Günzburg impfen im Landkreis mittlerwei­le auch die Hausärzte gegen Corona. Die ver‰ wenden neben dem Impfstoff von Biontech/Pfizer oft auch das Vakzin von AstraZenec­a.
Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Neben den Testzentre­n in Krumbach und Günzburg impfen im Landkreis mittlerwei­le auch die Hausärzte gegen Corona. Die ver‰ wenden neben dem Impfstoff von Biontech/Pfizer oft auch das Vakzin von AstraZenec­a.

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