Augsburger Allgemeine (Land West)
Jäger warnen vor Fuchsräude bei Hirblingen
Gefahr Die meist tödlich verlaufende Krankheit kann auch auf Hunde und den Menschen übertragen werden. Halter sollten ihre Tiere unbedingt anleinen
Landkreis Augsburg Es ist ein grausamer Tod. Zunächst verspürt der erkrankte Fuchs einen leichten Juckreiz., der in der Regel an der Lunte, also am Schwanz, beginnt. Binnen kurzer Zeit wird der Juckreiz immer stärker und so schmerzhaft, dass sich das Tier das gesamte Fell vom Körper kratzt und scheuert. An dieser Fuchsräude geht der erkrankte Reineke meist elend zugrunde. Aktuell sind in Hirblingen wieder vermehrt Fälle aufgetreten. Doch die Krankheit ist nicht nur für den Fuchs gefährlich.
MIt Warnschildern weist der Jagdpächter des Gemeinschaftsreviers bei Hirblingen auf die Gefahr hin und appeliert an alle Hundehalter, ihren Vierbeiner an die Leine zu nehmen. Denn: Die Fuchsräude ist hoch ansteckend und kann bereits beim kleinsten Kontakt auf Haustiere übertragen werden. Schon die Berührung mit einem Fuchsbau könnte ausreichen. „Auch eine Übertragung auf den Menschen ist möglich“, sagt
Gerhard Wurm von der Jagd- und Naturschule Wertachtal.
Ausgelöst wird die Fuchsräude von einer Milbe, die zur Eiablage kleine Gänge in die Haut bohrt. Durch den starken Juckreiz kratzen oder beißen die Füchse sich, und es kommt zu weiteren Schädigungen der Haut und offenen Wunden. „Ich hatte einmal einen erkrankten Fuchs entdeckt, der bis auf den Schädel kein Haar mehr hatte“, sagt Gerhard Wurm. Um sich zu wärmen, habe der völlig dehydrierte Fuchs in einem Heuhaufen gelegen. Wurm blieb nur eins: das Tier mit einem Schuss zu erlösen.
Während ein von der Räude befallener Fuchs oft binnen drei Monaten verendet, ist die Krankheit bei Hunden und Menschen heilbar. „Wichtig ist jedoch, dass der Halter möglichst schnell einen Tierarzt aufsucht und mit der Behandlung seines Tiers beginnt“, sagt Wurm. Auch die potenziell betroffenen Bereiche wie Hundekorb, Decken, Spielzeug oder Bürsten sollten gründlich gereinigt werden. Die Fuchsräude sei laut Wurm jedoch keine nur zeitweise auftretende Krankheit, sondern latent vorhanden. „Je größer die Population, desto mehr Fälle treten jedoch auf.“Dass vor allem im Frühjahr häufiger verendete Tiere aufgefunden werden, hänge mit der „Ranzzeit“, also der Paarungszeit der Füchse, zusammen. Doch auch aus einem weiteren Grund sollten Halter ihre Hunde zurzeit bei Spaziergängen im Wald unbedingt an die Leine nehmen.
„Jetzt im Frühjahr beginnt die Setzzeit der Tiere“, sagt Hans Fürst, der Vorsitzende der Jägervereinigung Augsburg. Hat beispielsweise ein Reh sein Kitz zur Welt gebracht und wird von einem Hund aufgestöbert, kann dies tödlich enden. „Selbst wenn der Hund nur an dem Kitz schnüffelt, kann dies schlimmste Folgen für das Tier haben“, erklärt er.
Zum einen besteht die Gefahr, dass die Ricke ihr Junges aufgrund des Fremdgeruchs nicht mehr säugt, zum anderen könne das Kitz versuchen zu fliehen und der Hund schnappt instinktiv zu. „Jeder, der sich Tier und Natur verbunden fühlt, sollte daher darauf achten, dass sein Hund angeleint bleibt“, appelliert Fürst. Schon bei einer Entfernung von 15 Metern befinde sich ein Hund außerhalb des Befehlsbereichs seines Halters und lasse sich nicht mehr zurückrufen. „Dies gilt für jeden
Hund“, betont Fürst. „Egal, ob es ein großer Jagdhund ist oder ein kleiner Yorkshire Terrier.“
Falsch verhalten könnten sich aber auch Menschen, die ein vermeintlich verwaistes Rehkitz im Gras finden. „Ricken lassen ihr Junges oft mehrere Stunden alleine , damit mögliche Feinde nicht darauf aufmerksam werden“, sagt Wurm. Ein Reh sei dank des gefleckten Fells perfekt getarnt und habe auch keinerlei Eigengeruch. Wer ein solches Kitz bemerkt, sollte es auf gar keinen Fall anfassen, sondern zunächst aus möglichst großer Entfernung beobachten. Würde dann nach Stunden immer noch kein Muttertier auftauchen, um das Junge zu säugen, sollte der Jäger oder das zuständige Forstamt informiert werden.
Nur, wenn das Tier lebensgefährlich verletzt sei, könne Soforthilfe geleistet werden. Dies gelte aber natürlich nicht bei verletzten Füchsen, denn die Gefahr, dass es sich um ein an der Räude erkranktes Tier handelt, ist aktuell nicht nur in Hirblingen sehr groß.