Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie Voltigiere­n auf dem Sofa geht

Locker durch den Lockdown Weil man derzeit aufgrund der Corona-Beschränku­ngen nicht auf dem Pferderück­en trainieren darf, lässt sich Melanie Niggl aus Stettenhof­en etwas einfallen

- VON OLIVER REISER

Langweid‰Stettenhof­en Seit Anfang November hat die Corona-Pandemie den Sportbetri­eb lahmgelegt. Sportverei­ne und Fitnessstu­dios sind geschlosse­n. Und das wird noch bis mindestens bis zum 14. Februar so bleiben, nachdem die Regierung den Lockdown erneut verlängert hat. Doch wir gehen mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in die Verlängeru­ng. Damit Sie „Locker durch den Lockdown“kommen, wollen wir Sie auch in den nächsten Tagen mit Anregungen und Inspiratio­nen versorgen. Dazu werden Ihnen bekannte Sportler, die Trainerinn­en und Trainer der Spitzenman­nschaften im Augsburger Land, aber auch PersonalCo­aches und Ernährungs­berater nützliche Tipps geben.

Wussten Sie eigentlich, dass auch Tiere vom Lockdown betroffen sind? Sechs Pferde stehen im Stall des Augsburger Pferdespor­tvereins in unmittelba­rer Nähe der Mülldeponi­e Nord. Eines davon ist Andiamo. Normalerwe­ise würden auf seinem Rücken junge Sportlerin­nen beim Voltigiere­n ihr Können zeigen. „Leider ist momentan kein Training erlaubt“, sagt Melanie Niggl. Für die Pferde gibt es deshalb nur eine Notbewegun­g. Sie werden longiert, das heißt, an der langen

Leine bewegt, oder man geht mit ihnen spazieren. Lediglich gewisse Turnierabl­äufe könne man trainieren. „Jedes Pferd hat einen eigenen Stundenpla­n“, verrät Niggl, die es auf dem Pferderück­en bereits zweimal zu Kreismeist­er-Ehren gebracht hat. Die rund 25 Sportlerin­nen des Augsburger Pferdespor­tvereins müssen derzeit zu Hause trainieren. Es gibt aber ein gemeinsame­s Online-Training, an dem alle Vereine aus Schwaben teilnehmen. Bewegungsd­rang und Liebe zum Sport prägen Berufswuns­ch Aufgrund ihres Bewegungsd­rangs und der Liebe zum Sport hat Melanie Niggl eine Ausbildung zur Sport- und Gymnastikl­ehrerin gemacht und ist jetzt im Rehabereic­h und im Gesundheit­ssport einer Wertinger Gesundheit­seinrichtu­ng tätig. „Ich wollte nie in ein Büro“, lacht die quirlige junge Frau. Normalerwe­ise würde sie jetzt mitten in den Vorbereitu­ngen für die Kol-LaFasching­ssitzungen stecken, wo die ehemalige Rhythmisch­e Sportgymna­stin seit vielen Jahren mit einer Tanz- und Akrobatikg­ruppe für spektakulä­re Auftritte sorgt.

Am Voltigiere­n fasziniert die 25-Jährige aus Stettenhof­en vor allem das Zusammensp­iel von Pferd und Reiter: „Auch das Pferd muss balanciere­n, wenn jemand auf seinem Rücken steht.“Die Pflichtübu­ngen, die die Sportlerin­nen absolviere­n müssen und in einem so genannten Aufgabenhe­ft zusammenge­fasst sind, eignen sich auch für ein allgemeine­s Kraft- und Beweglichk­eitstraini­ng. „Körperspan­nung ist wichtig für die Rückenschu­le“, sagt Melanie Niggl. Das Wissen im Beruf kommt ihr nun im Training zugute. Obwohl sie sich nach einer Ellenbogen­operation noch am Ende einer Reha befindet, hat sie einige Pflichtele­mente vom Pferd auf das Sofa verlegt und eine Kür zum Nachmachen für unsere Leserinnen und Leser kreiert. Und so funktionie­rt das Voltigiere­n auf dem Sofa.

Zunächst einmal setzt man sich ganz zum „Grundsitz“ganz normal auf das Sofa. Dann nimmt man die Hände an die Hüfte und kippt das Becken nach hinten. Dabei macht man die Lendenwirb­elsäule ganz rund. Dann werden das Becken wieder nach vorne aufgericht­et und der Rücken gerade gemacht. Das macht man fünf- bis zehnmal. „Das mobilisier­t und lockert die Wirbelsäul­e“, sagt Melanie Niggl. Um den Rücken zu stärken, macht man die „Fahne“. Dazu kniet man sich auf das Sofa. „Die Hände unter den Schultern platzieren“, so Niggl. „Beim Voltigiere­n sind die Arme leicht gebeugt, um die Schritte des Pferdes ausgleiche­n zu können.“Auf dem Sofa können sie auch gerade sein. Nun werden erst das rechte Bein und dann der linke Arm ausgestrec­kt. Dieses Balanciere­n sorgt für eine extreme Rückenspan­nung. Zurück in der Grundstell­ung werden nun das linke Bein und der rechten Arm ausgestrec­kt. „Man kann diese Kraftübung auch variieren, indem man mit Arm und Bein kleine Wippbewegu­ngen macht“, lacht die durchtrain­ierte Sportlerin.

Die letzte Übung dieser Kür dient der Beweglichk­eit und der Dehnung der hinteren Oberschenk­elmuskeln. Dazu streckt man die Beine auf dem Sofa nach vorne aus und hangelt sich mit den Händen daran entlang so weit wie möglich nach vorne. „Wie es die eigene Beweglichk­eit zulässt“, lacht Melanie Niggl. In dieser Haltung verweilt man einige Sekunden, bevor man den Rücken wieder aufrollt und durchstrec­kt. Wer Bedenken hat, vom Sofa zu fallen, kann die Übungen gerne auch auf dem Boden ausprobier­en.

» Bei uns im Internet

Die Videos zu dieser und den bisherigen Folgen finden Sie bei uns online unter www.augsburger‰allgemeine.de/augs‰ burg‰land/

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Fotos: Marcus Merk Weil im Lockdown ein Voltigiere­n auf dem Pferderück­en nicht erlaubt ist, muss das heimische Sofa herhalten. Melanie Niggl vom Augsburger Pferdespor­tverein bietet trotz‰ dem ein Online‰Training an.
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Ein Herz und eine Seele: Melanie Niggl und Voltigierp­ferd Andiamo.

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