Augsburger Allgemeine (Land West)
Wie Voltigieren auf dem Sofa geht
Locker durch den Lockdown Weil man derzeit aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht auf dem Pferderücken trainieren darf, lässt sich Melanie Niggl aus Stettenhofen etwas einfallen
LangweidStettenhofen Seit Anfang November hat die Corona-Pandemie den Sportbetrieb lahmgelegt. Sportvereine und Fitnessstudios sind geschlossen. Und das wird noch bis mindestens bis zum 14. Februar so bleiben, nachdem die Regierung den Lockdown erneut verlängert hat. Doch wir gehen mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in die Verlängerung. Damit Sie „Locker durch den Lockdown“kommen, wollen wir Sie auch in den nächsten Tagen mit Anregungen und Inspirationen versorgen. Dazu werden Ihnen bekannte Sportler, die Trainerinnen und Trainer der Spitzenmannschaften im Augsburger Land, aber auch PersonalCoaches und Ernährungsberater nützliche Tipps geben.
Wussten Sie eigentlich, dass auch Tiere vom Lockdown betroffen sind? Sechs Pferde stehen im Stall des Augsburger Pferdesportvereins in unmittelbarer Nähe der Mülldeponie Nord. Eines davon ist Andiamo. Normalerweise würden auf seinem Rücken junge Sportlerinnen beim Voltigieren ihr Können zeigen. „Leider ist momentan kein Training erlaubt“, sagt Melanie Niggl. Für die Pferde gibt es deshalb nur eine Notbewegung. Sie werden longiert, das heißt, an der langen
Leine bewegt, oder man geht mit ihnen spazieren. Lediglich gewisse Turnierabläufe könne man trainieren. „Jedes Pferd hat einen eigenen Stundenplan“, verrät Niggl, die es auf dem Pferderücken bereits zweimal zu Kreismeister-Ehren gebracht hat. Die rund 25 Sportlerinnen des Augsburger Pferdesportvereins müssen derzeit zu Hause trainieren. Es gibt aber ein gemeinsames Online-Training, an dem alle Vereine aus Schwaben teilnehmen. Bewegungsdrang und Liebe zum Sport prägen Berufswunsch Aufgrund ihres Bewegungsdrangs und der Liebe zum Sport hat Melanie Niggl eine Ausbildung zur Sport- und Gymnastiklehrerin gemacht und ist jetzt im Rehabereich und im Gesundheitssport einer Wertinger Gesundheitseinrichtung tätig. „Ich wollte nie in ein Büro“, lacht die quirlige junge Frau. Normalerweise würde sie jetzt mitten in den Vorbereitungen für die Kol-LaFaschingssitzungen stecken, wo die ehemalige Rhythmische Sportgymnastin seit vielen Jahren mit einer Tanz- und Akrobatikgruppe für spektakuläre Auftritte sorgt.
Am Voltigieren fasziniert die 25-Jährige aus Stettenhofen vor allem das Zusammenspiel von Pferd und Reiter: „Auch das Pferd muss balancieren, wenn jemand auf seinem Rücken steht.“Die Pflichtübungen, die die Sportlerinnen absolvieren müssen und in einem so genannten Aufgabenheft zusammengefasst sind, eignen sich auch für ein allgemeines Kraft- und Beweglichkeitstraining. „Körperspannung ist wichtig für die Rückenschule“, sagt Melanie Niggl. Das Wissen im Beruf kommt ihr nun im Training zugute. Obwohl sie sich nach einer Ellenbogenoperation noch am Ende einer Reha befindet, hat sie einige Pflichtelemente vom Pferd auf das Sofa verlegt und eine Kür zum Nachmachen für unsere Leserinnen und Leser kreiert. Und so funktioniert das Voltigieren auf dem Sofa.
Zunächst einmal setzt man sich ganz zum „Grundsitz“ganz normal auf das Sofa. Dann nimmt man die Hände an die Hüfte und kippt das Becken nach hinten. Dabei macht man die Lendenwirbelsäule ganz rund. Dann werden das Becken wieder nach vorne aufgerichtet und der Rücken gerade gemacht. Das macht man fünf- bis zehnmal. „Das mobilisiert und lockert die Wirbelsäule“, sagt Melanie Niggl. Um den Rücken zu stärken, macht man die „Fahne“. Dazu kniet man sich auf das Sofa. „Die Hände unter den Schultern platzieren“, so Niggl. „Beim Voltigieren sind die Arme leicht gebeugt, um die Schritte des Pferdes ausgleichen zu können.“Auf dem Sofa können sie auch gerade sein. Nun werden erst das rechte Bein und dann der linke Arm ausgestreckt. Dieses Balancieren sorgt für eine extreme Rückenspannung. Zurück in der Grundstellung werden nun das linke Bein und der rechten Arm ausgestreckt. „Man kann diese Kraftübung auch variieren, indem man mit Arm und Bein kleine Wippbewegungen macht“, lacht die durchtrainierte Sportlerin.
Die letzte Übung dieser Kür dient der Beweglichkeit und der Dehnung der hinteren Oberschenkelmuskeln. Dazu streckt man die Beine auf dem Sofa nach vorne aus und hangelt sich mit den Händen daran entlang so weit wie möglich nach vorne. „Wie es die eigene Beweglichkeit zulässt“, lacht Melanie Niggl. In dieser Haltung verweilt man einige Sekunden, bevor man den Rücken wieder aufrollt und durchstreckt. Wer Bedenken hat, vom Sofa zu fallen, kann die Übungen gerne auch auf dem Boden ausprobieren.
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Die Videos zu dieser und den bisherigen Folgen finden Sie bei uns online unter www.augsburgerallgemeine.de/augs burgland/