Augsburger Allgemeine (Land West)
Geli vermisst seine Gola – und andersherum
CapitoFortsetzungsgeschichte (Teil 4) „Geli, der Jagdgepard“wurde von Stefan, Katharina und Opa Otto erfunden
Aber nicht nur Fürst Kurtin von Weichselbauer wusste, welch kostbares Tier er da in seinem Besitz hatte. Auch Zar Alexander Alexandrowitsch und Lord Hattrick von Edingburgh mussten erkennen, dass der Jagdgepard von Wien, die Bestie von Schönbrunn, etwas Unvergleichliches war. So einzigartig, dass keines ihrer vielen und zum Teil wirklich seltenen Tiere mit Geli mithalten konnte. Weder der vierhöckrige Auerochs von Petersburg noch die dreibeinige Wachtelente von Edinburgh, weder der holzfüßige russische Säbeltanzbär noch die achtköpfige Weitwurfschlange von Loch
Ness hatten eine Chance. Deshalb auch überlegten die beiden, der Zar und der Lord, wie sie es schaffen könnten, den Geparden aus Wien zu entführen. Und Zar Alexander Alexandrowitsch hatte auch schon einen Plan. „Über die Donau“, flüsterte er seinem Freund Hattrick von Edinburgh hinter vorgehaltener Hand zu.
Es ging ihm wirklich schrecklich, Geli, dem Jagdgeparden: Durch eine hinterhältige List gefangen genommen. Durch Wüste und Sand, durch Meer und Wasser, über hohe Berge und weite Täler in ein fremdes Land gebracht. Auf engstem Raum eingesperrt. Mit Aas gefüttert. Gepeitscht, geschlagen, geschunden. Was Geli aber am meisten abging, was er am meisten vermisste, das war seine
Freundin Gola. Geli und Gola waren seit über zehn Jahren ein Paar. Seit über zehn Jahren waren sie faktisch Tag und Nacht beisammen. Nur selten, dass einer von ihnen allein mal auf Jagd ging. So wie eben damals, vor ein paar Wochen, als Geli in Gefangenschaft geriet. „Warum nur?“, fragte sich Geli in seinem Gefängnis immer wieder. „Warum nur bin ich damals alleine raus“, machte er sich immer wieder Vorwürfe. Und er sah dann Gola. Und er fragte sich, wie es ihr wohl ging, alleine, ohne ihn.
Und auch Gola ging es nicht gut. Auch sie litt schrecklich.
Was ihm wohl geschah? Wo er wohl ist? Wie es ihm wohl geht? Als er nicht mehr kam, streifte sie sieben Tage und sieben Nächte durch Wüsten und Savannen. Unermüdlich war sie auf der Suche nach ihm. Keine Wasserstelle, die sie nicht aufsuchte. Keine Höhle, in die sie nicht schaute. Immer wieder hallte ihre Rufe durch die Serengeti. „Geli!“„Geli!“„Geli!“Vergeblich. Schließlich legte sie sich auf die Sanddüne, auf der sie schon als Kinder gemeinsam spielten, hörte auf zu essen, rührte keinen Bissen mehr an und hoffte nur mehr, dass ihr Liebster wieder auftauchen werde.
Tatsächlich drang der Ruf der „Bestie von Wien“, des gefährlichsten Tiers der Welt, der blutverströmenden Riesenkatze aus dem Tiergarten zu Schönbrunn, bis nach Afrika, bis in die Serengeti. Eines Tages hörte Gola, schon recht schwach, abgemagert, ziemlich kraftlos, wie sich eine Gruppe von Weißstörchen, eben von ihrem Flug aus Europa in ihr Wintergebiet kommend, aufgeregt über eine riesige Wildkatze unterhielt. Wie sie sich die unglaublichsten Dinge erzählten. Und je mehr Gola hörte, um so klarer wurde ihr: Das muss Geli sein! Fortsetzung folgt nächsten Montag.
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