Augsburger Allgemeine (Land West)
Hahn: „Sind bereit, Bann zu brechen“
Bundesliga Im Spiel gegen Leverkusen kann Augsburgs Trainer beinahe aus dem Vollen schöpfen. Warum der Angstgegner des FCA der Lieblingsgegner von Offensivspieler Hahn ist
Für den FC Augsburg und dessen Trainer Heiko Herrlich würde es weitaus schlimmere Zeitpunkte geben, sich mit Bayer Leverkusen zu messen. Der Fußball-Bundesligist aus dem Rheinland hangelt sich derzeit von einem Spiel zum nächsten: am vergangenen Donnerstag gegen OGC Nizza, am Montag gegen den FC Augsburg, an diesem Donnerstag gegen Slavia Prag und am folgenden Sonntag gegen den SC Freiburg.
Auf diese Terminhatz reagiert Bayer-Trainer Peter Bosz mit permanenter Rotation. Er vernachlässigt gar ein ungeschriebenes Gesetz der Trainer-Gilde, die nächste Begegnung für die wichtigste zu erachten. Vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg (20.30 Uhr/DAZN) erklärt Bosz daher, er schaue nicht von Spiel zu Spiel, sondern „weiter nach vorne“. Eine seiner vornehmlichsten Aufgaben sieht Bayers Coach derzeit darin, seinen Spielern ausreichend Pausen zu geben. „Es gibt Spieler, die Englische Wochen besser verkraften und andere, bei denen ich glaube, dass sie es schwerer verkraften. Und dann ist es meine Aufgabe, dass sie sich nicht verletzen.“
Kurzfristig sah sich auch Augsburgs Trainer Herrlich, 48, den Folgen eines engen Terminkalenders ausgesetzt. Nach der Länderspielpause, also vor dem Leipzig-Spiel, hatte er es mit müden Nationalspielern zu tun. Nun profitiert der Trainer von einer außergewöhnlich langen Trainingswoche. Grundsätzlich sei er kein Freund von Montagsspielen, beteuert Herrlich – ihn dürfte es also freuen, dass die DFL dieses Spieltagsanhängsel in der kommenden Saison abschafft –, die acht Tage zwischen den Partien gegen Leipzig und Leverkusen kamen ihm jedoch gelegen. Zufrieden stellt er fest: Mit Ausnahme der Langzeitverletzten Jan Moravek und Alfred Finnbogason stehen alle Spieler zur Verfügung und sind in guter Verfassung.
An Leverkusen und Augsburg zeigen sich jene Unterschiede, die sich aus der Teilnahme am Europapokal ergeben. Während Bayers Kaderplaner die Mannschaft qualitativ breit aufstellen mussten, entrümpelte FCA-Sportgeschäftsführer Stefan Reuter seinen Kader. Die personellen Umstrukturierungen führten gar dazu, dass sich die Profis in der vergangenen Woche für ein neues Mannschaftsfoto zusammenstellten.
Herrlich begegnet dem wachsenden Konkurrenzkampf, indem er die Bedeutung jedes Einzelnen hervorhebt. Er habe 16, 17 Stammspiehat er vor ein paar Wochen verkündet. Am Sonntag scherzt er: „Ich habe vor Jahren als Trainer einen Sonderantrag gestellt, ob ich mit 15 oder 16 Spielern auflaufen darf – das ist aber vom DFB abgeschmettert worden.“
So könnten sie spielen
Mit Mindestabstand von Herrlich entfernt, lauscht André Hahn auf der virtuellen Pressekonferenz den Worten seines Trainers. Die vergangene Spielzeit war für den Offensivspieler schwierig, in den jüngsten drei Spielen stand er hingeler, gen in der Startelf. Aus dieser verdrängte Hahn unter anderem die vermeintlich gesetzten Ruben Vargas und Marco Richter. Gründe für seine Form sieht Hahn in der Sommervorbereitung, die er vollumfänglich absolvieren konnte. Und im Vertrauen, das ihm das Trainerteam entgegenbringt. „Ich fühle mich momentan sehr wohl auf dem Platz und bin auf dem Weg der Besserung“, berichtet der 30-Jährige schmunzelnd.
Während der FC Augsburg in seiner zehnten Saison auf den ersten Erfolg gegen Bayer Leverkusen wartet, man könnte von einem „Angstgegner“sprechen, verhält es sich bei Hahn gegenteilig. Leverkusen zählt er zu seinen Lieblingsgegnern. In den Trikots von Augsburg, Mönchengladbach sowie Hamburg hat Hahn in Summe fünf Treffer gegen Leverkusen erzielt. Da überrascht es wenig, wenn der Offensivspieler betont: „Ich habe immer gerne gegen Leverkusen gespielt.“
In der vergangenen Spielzeit unterlag der FCA zweimal, ohne auch nur einen Treffer zu erzielen. Nun sieht sich Hahn gerüstet, die schwache Bilanz aufzuhübschen. „Wir sind bereit und werden alles dafür tun, diesen Bann zu brechen.“