Augsburger Allgemeine (Land West)
Warum die Brunnen immer noch zugedeckt sind
Innenstadt Trotz des schönen Wetters tragen die Welterbe-Denkmäler Holzverschalung. Wann sich das ändert
Die Figur von Kaiser Augustus auf dem Brunnen am Rathausplatz trägt derzeit Mundschutz. Dabei fällt zusätzlich auf, dass der Prachtbrunnen, wie fast alle anderen auch, immer noch hinter der Winterverkleidung aus Holz verborgen ist – und das trotz schönsten Wetters. Wollte man die Abdeckungszeit der historischen Brunnen mit Blick auf das neue Welterbe nicht verkürzen?
„Bislang steht noch nicht fest, ob sich generell etwas am Rhythmus der Abdeckungszeiträume für die Brunnen ändert“, heißt es dazu vonseiten der städtischen Pressestelle. Die Holzverkleidungen der Augsburger Prachtbrunnen zur Winterzeit waren Ende vergangenen Jahres in den Mittelpunkt einer Diskussion geraten. Auslöser war der Besuch des deutschen Unesco-Botschafters Peter Reuss. Er hatte sich über den holzverschalten Anblick gewundert. Schließlich sind Augustus-, Herkulesund Merkurbrunnen ein wichtiger Bestandteil des jahrhundertealten Wassersystems Augsburgs, das 2019 zum Weltkulturerbe erhoben wurde. „Ich sehe eine weltoffene
Stadt, wenn auch mit geschlossenen Brunnen“, merkte der Botschafter im Winter an. Und er würde das auch jetzt noch feststellen.
Das Thema Brunneneinhausungen wird alle paar Jahre diskutiert. Zuletzt angesichts des neuen Welterbe-Titels für Augsburg. Im Dezember sahen sich Mitarbeiter des Stadtmarketings im Rahmen eines Betriebsausflugs in Salzburg gläserne Konstruktionen an, mit denen die Österreicher ihre Brunnen im Winter schützen, aber sichtbar lassen. Doch überzeugt waren die Augsburger von den gläsernen Pyramiden nicht.
Wie Welterbe-Beauftragter Ulrich Müllegger damals im Interview sagte, hofften er und sein Team auf Unterstützung des neuen Stadtrats bei diesem Thema. Zudem plane man, die Zeit der Brunnenabdeckungen etwas zu verkürzen, wie es Fachleute für vertretbar halten, hieß es. Davon ist bislang allerdings nichts zu sehen – und die Brunnen selbst folglich auch nicht.
Der terminliche Fahrplan bleibt ähnlich zu den Vorjahren: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tiefbauamts werden vom 20. bis 30.
April die städtischen Brunnen von ihrem Winterschutz befreien. Nur einer durfte schon etwas früher an die Frühlingsluft. Der Merkurbrunnen am Moritzplatz wurde am 30. März abgedeckt. Der Naturstein am Becken, an der Säule sowie an den Treppen musste restauriert werden. Voraussichtlich Mitte kommender Woche soll dort das Wasser fließen.
Bereits geöffnet sind schon einige der 21 Trinkwasserbrunnen der Stadtwerke, wie etwa am Bismarckturm, bei der Sportanlage Süd oder am Kö. Alle anderen werden ab dem 20. April laut SWA nach und nach in Betrieb genommen. Übrigens hat auch der Hofgarten einen schönen Brunnen, in dem Fontänen plätschern. Das paradiesische Kleinod mitten in der Stadt wäre jetzt im April normalerweise wieder zugänglich. Doch laut Stadt, bleibt der Hofgarten aus „Corona-Gründen“bis auf Weiteres geschlossen.