Augsburger Allgemeine (Land West)
Spaziergang mit Puma
Krise Weil’s auf den Straßen ruhig ist, schlendern Tiere durch die Städte
Nicht viel los am Frankfurter Flughafen. Dafür hoppeln dort, passend zur Osterzeit, gerade Hasen über die Startbahn. In Barcelona spazieren Wildschweine durch die LuxusAvenues. In Madrid schlendern Pfaue durchs Zentrum. Und in Chiles Hauptstadt Santiago streift ein junger Puma durch ein Wohngebiet.
Was ist das denn? Die schönen Seiten von Corona, sagen Tierschützer. Denn wegen der Pandemie herrschen in vielen Ländern Ausgangssperren. Die Straßen, Parks und Stadtzentren sind verlassen und ruhig. Das lockt so manchen mutigen Streuner an, der sich sonst nur im Wald, in ländlichen Gebieten oder am Wasser aufhält. Im Netz gibt es immer mehr Videos von frechen Wildtieren. Gerade in Spanien sind die Experten überzeugt davon, dass es einen Zusammenhang zwischen der Corona-Krise und dem Verhalten der Tiere gibt. Die Umwelt ist sauberer, der Verkehr weniger, das habe „einen Balsameffekt für die Tierwelt“, sagt Roberto Hartasánchez von der Stiftung zum Schutz von Wildtieren. Doch nicht nur in den Städten geht’s den Tieren besser, sondern auch in den Bergen. Die vielen Wanderer, Radfahrer, Bergsteiger, Gleitschirmflieger und Hubschrauber – sie sind alle daheim. Dafür gibt’s mehr Marder, Habichtsadler, Bartgeier. In Venedig tummeln sich in den sonst trüben Kanälen wieder Fische. In Wales ziehen wilde Kaschmir-Ziegen durch Llandudno. Ihre Lieblingsspeise: die Hecken. Wo weniger Menschen sind, gibt’s auch weniger Essensreste. Auf die sind einige Tiere aber angewiesen. In Thailand wurden bereits Affen gefilmt, die sich um die Reste prügeln.