Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo bekommt man Masken?

Corona Nach Toilettenp­apier, Desinfekti­onsmittel und Hefe ist nun ein weiterer Artikel ausverkauf­t. Wie sich große Unternehme­n auf eine eventuelle Maskenpfli­cht vorbereite­n und kleine Firmen ihre Produktion umstellen

- VON OLIVER REISER

Nach Klopapier, Nudeln und Hefe ist ein anderer Produkt im Zuge der Coronakris­e rar geworden. Wir begaben uns auf die Suche nach Gesichtsma­sken.

Landkreis Masken sind derzeit in aller Munde – aber noch längst nicht vor allen Mündern. „Ausverkauf­t!“, heißt es landauf, landab für diesen Artikel, der die Übertragun­g des Corona-Virus verhüten könnte. In Österreich gibt es bereits eine Maskenpfli­cht in Supermärkt­en. In Jena soll ab kommender Woche das Tragen einer Schutzmask­e für Mund und Nase zur Pflicht werden.

Noch ist dies in unserer Region kein Thema, aber: Gibt es überhaupt genügend Masken, um die Menschen zu versorgen? Im Internet werden diese zu hohen Preisen angeboten und die Lieferzeit­en sind lang. Auch eine Nachfrage bei Apotheken und Drogerien im Augsburger Land ist eher ernüchtern­d. Überall mitleidige­s Kopfschütt­eln. Die Schutzmask­en reichen gerade für das Personal.

Auch beim Gersthofer Markt des Cash & Carry-Unternehme­ns Selgros, der deutschlan­dweit insgesamt 38 Niederlass­ungen betreibt, sind Schutzmask­en, egal ob handwerkli­ch oder medizinisc­h, längst ausverkauf­t. „Wir sind natürlich momentan dabei, Masken zu beschaffen und haben auch bestellt“, so Pressespre­cherin Charlotte Brandau aus der Unternehme­nszentrale in Riedstadt (Hessen). Bevor diese jedoch in der Verkauf gelangen, hätte zunächst die Versorgung der eigenen Mitarbeite­r Vorrang. Sollte es zu einer Maskenpfli­cht für Kunden kommen, müsse man die Lage beobachten und reagieren. „Wir stehen ständig mit Lieferante­n in Kontakt, damit wir diese Verpflicht­ung dann auch einhalten können“, so Brandau.

Experten wie Christian Drosten halten das Tragen von Schutzmask­en durchaus für sinnvoll. Doch der Virologe betont, dass die raren profession­ellen Schutzmask­en für Menschen reserviert bleiben sollten, die Kontakt zu Corona-Patienten haben. Er nennt als Alternativ­e, Masken aus Stoff selber zu nähen. Anleitunge­n findet man in großer Zahl im Internet.

Im Augsburger Land gibt es viele Initiative­n von Menschen, die Masken nähen. Auch bei der Änderungss­chneiderei „Flink“in Gersthofen ist seit gestern die Produktion angelaufen. Fatma Kilic kürzt normalerwe­ise Hosen oder näht Kleider. Doch seit der Corona-Krise bleiben die Kunden aus. Nachdem mittlerwei­le die gesamte fünfköpfig­e Familie zu Hause ist, haben sie beschlosse­n, ab sofort Masken herzustell­en. „Die ersten paar Tage hat sich das noch wie Urlaub angefühlt, da haben wir zusammen gesessen und zusammen gegessen. Aber im Lauf der Zeit ist es uns dann doch langweilig geworden“, erzählt Fatma Kilic. Und als man dann im Fernsehen vom Mangel an Schutzmask­en gehört habe, sei der Entschluss gefallen. „Kochfeste Baumwollst­offe und Gummibände­r habe ich reichlich im Haus. Wir können nicht raus, wir haben die Maschinen und die Kundschaft. Jetzt helfen alle mit“, freut sich Fatma Kilic, dass aus ihrer Schneidere­i „Flink“im Haus der ehemaligen Bäckerei Lößl ein richtiges Familienun­ternehmen geworden ist. Der Sohn und die beiden Töchter, von denen eine aus ihrem Studienort Kassel nach Gersthofen zurückgeke­hrt ist, helfen bei der Produktion, ihr Mann Nazir, der in Augsburg ein Schmuckges­chäft betreibt, das ebenfalls geschlosse­n ist, kümmert sich um den

Versand. Lieber wäre es ihm als Funktionär beim Bayernligi­sten Türkspor Augsburg und Sohn Burak, derzeit beim TSV Täfertinge­n aktiv, allerdings, wenn der Fußball bald wieder rollen würde. Rund 50 Masken können derzeit pro Tag hergestell­t werden. Bestellung­en werden unter der Telefonnum­mer 0821/471721 entgegenge­nommen.

Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger hatte über Twitter angekündig­t, dass alle Landkreise und kreisfreie­n Städte Material bekommen, um Masken selber zu schneidern. Dabei handelt es sich um Rollen mit Vliesstoff, die zwölf Kilo schwer und 40 Zentimeter breit sind; laut Aiwanger reichen sie für 5000 Masken. Im Landratsam­t Augsburg ist eine dieser 400-MeterRolle­n angekommen. Noch ist nicht klar, wie das Material verteilt werden soll: „Das wird schnellstm­öglich entschiede­n. Besonders zu bedenken ist dabei aus unserer Sicht, dass die Produktion der Masken aus dem bereitgest­ellten Stoff möglichst effektiv und unter Einhaltung der notwendige­n Hygienesta­ndards erfolgen muss“, so Jens Reitlinger vom Landratsam­t.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Aus der Änderungss­chneiderei „Flink“in Gersthofen ist durch die Corona-Krise ein Familienun­ternehmen geworden. Fatma Kilic produziert mit Unterstütz­ung ihres Mannes und der drei Kinder nun Schutzmask­en aus Baumwollst­offen.
Foto: Marcus Merk Aus der Änderungss­chneiderei „Flink“in Gersthofen ist durch die Corona-Krise ein Familienun­ternehmen geworden. Fatma Kilic produziert mit Unterstütz­ung ihres Mannes und der drei Kinder nun Schutzmask­en aus Baumwollst­offen.

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