Augsburger Allgemeine (Land West)
Sie betreibt am Judenberg eine neue Espressobar
Gastronomie Wo früher der Falafel-Imbiss Kichererbse war, schenkt Simone Kopp jetzt Kaffee und Drinks aus
Das schmale Geschäft am Judenberg hatte vergangenes Jahr für Schlagzeilen gesorgt. Nach über 20 Jahren wurde dort dem Falafelimbiss Kichererbse gekündigt. Die Aufregung ist längst versiegt. Falafelkoch Majed Al Naser hat einen neuen Standort in der Annastraße gefunden. Am Judenberg gibt es dafür nun eine kleine, feine Espressobar.
Der Laden an dem Berg, der von der Altstadt nach oben in die Maximilianstraße führt, ist kaum wiederzuerkennen. Früher nahm die Küche mit dem Herd, auf dem in einer gusseisernen Pfanne Kichererbsen im heißen Fett brutzelten, den größten Teil der rund 15 Quadratmeter ein. Heute bietet eine lange Holztheke Gästen Platz. Hinter ihr steht eine blonde Frau, die die Kaffeemaschine bedient oder Gläser befüllt. Seit Mitte Dezember schenkt die 37 Jahre alte Simone Kopp in ihrem Stretto Kaffeespezialitäten und Aperitivgetränke aus. „Stretto“ steht im Italienischen für „eng“und „schmal“, so wie der Laden nun einmal ist.
Genau diese Eigenschaft schätzt die Augsburgerin an der Räumlichkeit. So komme sie mit den Menschen schneller in Kontakt, sagt sie. „Aber auch die Gäste untereinander.“Simone Kopp hat sich den
Traum von einer eigenen Espressobar erfüllt. Den hegte sie schon, als sie in Augsburg noch Betriebswirtschaftslehre studierte und nebenbei in der Gastronomie jobbte. Auch als Bedienung auf dem Münchner Oktoberfest hat die große Frau ihre Erfahrungen gesammelt. „Ich mag die Gastro, weil man nie weiß, was der
Tag so bringt.“Das hat sie bereits in den wenigen Wochen nach der Eröffnung am Judenberg erfahren.
In der Espressobar habe Kopp schon lustige und interessante Begegnungen gehabt. Sie erinnert sich an das Paar aus Australien. „Die beiden wollten nur schnell etwas trinken. Daraus wurden zwei Stunden und eine Einladung für mich nach Melbourne.“Oder an die Gruppe aus Garmisch vor Weihnachten, die zwischen Besuchen in der Fuggerei am Nachmittag und abends im Spiegelzelt bei ihr in der Bar landete. „Dabei stellte sich heraus, dass einer von ihnen eine Kaffeerösterei betreibt. Bei mir wird es hier bald geröstete Kaffeebohnen aus Garmisch geben.“
Solch unerwartete Momente und Begegnungen machen für Kopp eine Espressobar aus. So wie man sie in Italien vorfindet. „Dort gibt es überall solche Bars. Man geht schnell rein, um einen Kaffee oder abends nach der Arbeit einen Prosecco zu trinken, ohne erst auf eine
Bedienung warten zu müssen, und kommt ins Gespräch.“Bei der Einrichtung hat Kopp darauf geachtet, dass nicht alles neu ist.
Die Bar etwa hat sie auf der Internetplattform Ebay erstanden. „Sie stand früher in einem Punkschuppen in Berlin“, erzählt sie und lacht. Die überdimensionalen Glühbirnen, die darüber hängen, habe sie in Meran entdeckt und nachgekauft. An der leicht gewölbten Decke wurde in grauer Farbe ein geometrisches Muster angebracht.
Noch hat Simone Kopp vorerst nur an drei Tagen in der Woche geöffnet, nämlich Donnerstag (12 bis 20 Uhr) sowie Freitag und Samstag (jeweils 12 bis 22 Uhr). Denn die Neugastronomin arbeitet weiterhin bei einer großen Firma in der Umgebung, bei der sie schon seit zehn Jahren angestellt ist. Aber sie kann sich vorstellen, sich künftig für das Stretto personelle Unterstützung zu holen. „Erst einmal muss ich hier aber Anlauf nehmen“, sagt die Barbetreiberin.