Augsburger Allgemeine (Land West)

Radfahrer fordern mehr Sicherheit in Stadtberge­n

Aktion Eine private Initiative setzt sich mit einer Unterschri­ftensammlu­ng für den Ausbau der Radwege ein. Von einer Fahrradsta­dt sei man sehr weit entfernt. Wie Bürgermeis­ter Metz auf die Vorschläge reagiert

- VON BRIGITTE MELLERT

Eine Initiative von Radfahrern hat sich mit einer Unterschri­ftenliste an den Bürgermeis­ter gewandt – mit Forderunge­n.

Stadtberge­n 773 Unterschri­ften hat Ernst Kundinger in den vergangene­n Monaten gesammelt. Der Stadtberge­r ist Initiator eines privaten Fahrradarb­eitskreise­s, der sich dafür einsetzt, Stadtberge­n fahrradfre­undlicher zu gestalten. Jetzt übergab er Bürgermeis­ter Paul Metz den Umschlag mit allen gesammelte­n Namen, dazu ein Schreiben mit Forderunge­n und Verbesseru­ngsvorschl­ägen an die Stadt.

Auslöser der Initiative war ein Bericht unserer Zeitung im Sommer, dass der Ordnungsdi­enst verstärkt Fahrradfah­rer wegen Verstößen, wie dem Fahren auf dem Fußweg oder ohne Licht, kontrollie­rt. Viele Stadtberge­r reagierten darauf mit Unverständ­nis. So auch Ernst Kundinger, der sich daraufhin an unsere Zeitung wandte, um auf die schwierige Situation der Fahrradfah­rer in Stadtberge­n hinzuweise­n. Aus diesem Ärger heraus gründete sich im Spätherbst spontan die Initiative, die bislang rund zehn Mitglieder umfasst.

Auf einem beidseitig beschriebe­nen DIN-A4-Blatt verdeutlic­hte die Gruppe ihre Ziele und Forderunge­n. So müsse in Stadtberge­n ein Fahrradbea­uftragter die Zügel in die Hand nehmen, um als direkter Ansprechpa­rtner die Kommunikat­ion zu erleichter­n und die „Interessen der Radfahrer bei politische­n Entscheidu­ngen nachhaltig“zu berücksich­tigen. Um in einer dicht bebauten Stadt wie Stadtberge­n überhaupt die notwendige­n Flächen für Fahrradweg­e zu schaffen, müsse an einem Strang gezogen werden, ist sich Kundiger sicher. Demnach dürfe man die Interessen der Autofahrer und Fußgänger nicht ignorieren. Um letztlich den Verkehr im Stadtgebie­t zu entzerren, sollen „mehr Bürger aufs Fahrrad“.

Bürgermeis­ter Metz lobte den Einsatz der Initiative, sich für ihre Belange einzusetze­n und damit auch an die Öffentlich­keit zu gehen. Dennoch stellte er sich hinter die Entscheidu­ng, Fahrradfah­rer stärker zu kontrollie­ren und sagte: „Die Kontrollen dienen der Sicherheit der Fußgänger. Wir wollen Rowdys einschränk­en.“Auf den Gehwegen hätten Radfahrer nichts verloren – ohne Licht stellten sie zudem für

Autofahrer eine Gefahr dar. Metz räumte aber auch ein, dass der aktuelle Stand, so wie beispielsw­eise an der Bismarckst­raße, nicht optimal sei. Für die Sicherheit aller Verkehrste­ilnehmer müssten die Wege klarer abgetrennt werden. „In dieser Hinsicht will die Stadt etwas unternehme­n“, verspricht er. Dazu müsse aber der Fokus mehr auf den Fahrradfah­rern liegen. Das sei in den vergangene­n Jahren nicht der Fall gewesen, sagte Metz.

Für Kundinger schon mal ein guter Ansatz, jedoch fordert er mehr. „Bislang werden nur bestehende Projekte angegangen, das ist Reparaturm­odus.“Von einer Fahrradsta­dt sei Stadtberge­n noch weit entfernt. Viele Radfahrer fühlten sich im Straßenver­kehr unsicher. „Das betrifft hauptsächl­ich ältere Leute“, sagte Kundinger. Er verstehe, dass die Stadt gegen Rowdys vorgehen wolle. Allerdings treffen die verstärkte­n Kontrollen auch die Radler, die sich aus Angst nicht in den Straßenver­kehr einordnen wollten.

„Manche sagen, sie zahlen lieber das Bußgeld, als sich überfahren zu lassen.“

Um dieses Problem zu beheben, hat der Fahrradarb­eitskreis sich die Hilfe des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) geholt. „Wir wollen die Expertise nutzen und nicht mehr aus dem Bauch heraus entscheide­n“, erklärte Kundinger. Demnach rät der ADFC, für besonders kritische Stellen wie die Bismarckst­raße ein Gutachten zu erstellen und sich nicht nur auf Fahrradstr­eifen zu konzentrie­ren. Besser seien abgetrennt­e Wege. Kundinger möchte aber nicht nur kritisiere­n, er lobte den Fortschrit­t am Nestackerw­eg, der an die Bismarckst­raße mündet. An der Kreuzung baut die Stadt seit Sommer eine Ampel, um den Verkehr besser zu steuern.

Bürgermeis­ter Metz zeigte sich zwar offen für die Vorschläge, gab aber zu bedenken, dass man in Stadtberge­n den Widerstand der Autofahrer nicht unterschät­zen dürfe. „Als wir vor zwei Jahren an der Kreisstraß­e Parkplätze für Autofahrer gestrichen haben, um für Fahrradfah­rer mehr Platz zu schaffen, haben sich die Autofahrer lautstark beschwert.“Dennoch gibt sich Metz kompromiss­bereit. Die Stadt hätte bereits vor Jahren gemeinsam mit dem ADFC Ideen für den Ausbau der Fahrradweg­e geplant. Diese wolle die Stadt nun auch nutzen. „So schnell wächst Stadtberge­n nicht, die Pläne verjähren nicht.“

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Ein privat organisier­ter Arbeitskre­is setzt sich dafür ein, die Verkehrswe­ge in Stadtberge­n fahrradfre­undlicher zu gestalten.
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Fotos: Marcus Merk Ernst Kundinger (links) übergibt die Unterschri­ften an Bürgermeis­ter Paul Metz.

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