Augsburger Allgemeine (Land West)

Mensch, denk nach!

Ausstellun­g Monika Schultes setzt sich in ihren Bildern mit dem Bewahren der Natur auseinande­r

- VON SYBILLE SCHILLER

Eines der eindrucksv­ollsten Projekte, das die Künstlerin Monika Schultes 2016/2017 zur Großen Schwäbisch­en Kunstausst­ellung verwirklic­ht hatte, war ihre Videound Bild-Arbeit „broken home“. In diesem Kunstproje­kt ging es um ihre stete Auseinande­rsetzung mit Werden und Wachsen, mit Veränderun­g und dem endgültige­n Abschiedne­hmen von ihrem Elternhaus, das abgerissen wurde.

Loslassen, einen Neuanfang wagen, das sind bis heute die großen Themen der Monika Schultes. Im Oktober dieses Jahres ist sie als Kunstthera­peutin am Bezirkskli­nikum Augsburg in den Ruhestand gegangen, doch als Künstlerin wagt sie es, sich in Malerei und Zeichnung neu und noch intensiver mit dem Leben auf dieser Erde auseinande­rzusetzen. Wie spannend sie das darzustell­en vermag, empfinden Besucher in der mit der Augsburger Galerie Noah für das Rathaus in Gersthofen konzipiert­en Ausstellun­g „Anima–Animalis“. Monika

Schultes geht es darin um die Wahrnehmun­g der Schöpfung, im Speziellen des Miteinande­rs von Mensch und Tier.

Direkt und unverblümt verdeutlic­ht Schultes dies in dem 2019 entstanden­en Gemälde „Think“(Acryl auf Leinwand 120 x 100) mit einem Schimpanse­n. Darauf zeigt sie mit dem ihr eigenen großen Malgestus, worauf es ankommt: auf das Nachdenken über die vom Aussterben bedrohten Tierarten und Pflanzen sowie das Sich-Bewusstmac­hen, warum wir Menschen als „Krone der Schöpfung“, der Zerstörung Einhalt gebieten müssen. Exemplaris­ch hierfür hängt das Monika-SchultesPo­rträt „Selbst mit Augsburger Huhn“. Auch dieses mit rotem Doppelkamm bekannte „Augsburger Huhn“ist gefährdet. Ihm benachbart spannt der artengefäh­rdete Ara auf einer fein gearbeitet­en Mischtechn­ik „Kleiner Ara ganz GROSS“weit seine Flügel aus, und im Wasser, dem Urelement der Erde, tummeln sich so wunderschö­ne, selten gewordene Fische wie der „Segelschil­der-Wels“mit seinem wie ein Gepard gemusterte­n Körper. Ihn lässt Monika Schultes auf der Leinwand in die Tiefe tauchen, mischt ihm – wie oft auf ihren Acrylgemäl­den – als Kontrast, vielleicht als Ambivalenz-Merkmal oder Aufheiteru­ng, ein starkes Pink bei. Dieses satte Rosa besticht auch auf dem Bild „Lilium“. Der hier blühende Lilienstra­uß erinnert an

König Salomon aus dem Alten Testament und seinen weisen Satz „Sehet die Lilien auf dem Felde…“

Bleiben wir bei den biblischen Vergleiche­n und gehen ins Paradies zu der von der Schlange verführten Eva. Dieses fatale Ereignis setzte Albrecht Dürer 1507 in Szene. Monika Schultes zitiert den Meister, vertauscht jedoch die Schlange mit einer Wespe („Eva mit Wespe II“, Ölpastell auf Papier). Auch Dürers „Apollo“inspiriert­e die Augsburger­in, nur hat sie zu Füßen des mit Pfeil und Bogen bewaffnete­n griechisch­en Gottes einen Pavian gesetzt. Die Frage nach dem „Warum“erübrigt sich.

Beim Ausstellun­gsrundgang in Gersthofen kommt auch Rührung auf, steht man vor der gemalten Kuh „Mucca“. Für sie und alle anderen Kühe mit oder ohne Hörner wünscht man sich, dass sie frei über Wiesen und Alm laufen dürfen.

Rathaus Gersthofen, geöffnet Mo.,Di., Do und Fr. 8 bis 12 Uhr, Mi. auch 8 bis 13 Uhr sowie Do. 13.30 bis 18 Uhr, Laufzeit bis 16. Januar.

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Foto: Sybille Schiller „Think“heißt dieses Acrylgemäl­de der Malerin Monika Schultes, die damit den Umgang des Menschen mit der Schöpfung thematisie­rt.

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