Augsburger Allgemeine (Land West)
Deutsche horten Geld wie nie
Barvermögen steigt auf Rekordniveau
Frankfurt am Main Die Menschen in Deutschland sind in der Summe so vermögend wie nie. Auf den Rekordwert von 6237 Milliarden Euro beläuft sich das Vermögen privater Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen im zweiten Quartal. Innerhalb eines Jahres legte das Geldvermögen damit nach Berechnungen der Bundesbank um 4,6 Prozent zu.
Netto, also nach Abzug von Schulden, stieg das Geldvermögen im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Vierteljahr um 70 Milliarden Euro auf 4401 Milliarden Euro.
Privatleute setzen weiter vor allem auf Bargeld und Bankeinlagen, die zwar wegen der Zinsflaute so gut wie nichts mehr abwerfen, auf die sie aber schnell zugreifen können. Manche Kreditinstitute verlangen inzwischen bei größeren Summen sogar Negativzinsen von ihren Kunden. Dennoch steckten Ende Juni insgesamt 2519,8 Milliarden Euro in Bargeld und Einlagen, mehr als 43 Milliarden kamen im zweiten Quartal hinzu. Zum zweiten Mal in Folge legten die Bundesbürger dabei mehr Geld in Sparbüchern und Sparbriefen an, nachdem sie vier Jahre lang die Bestände verringert hatten.
„Insgesamt betrachtet lässt sich nach wie vor eine starke Präferenz für liquide oder als risikoarm wahrgenommene Anlageformen beobachten“, erklärte die Notenbank. Auch Lebensversicherungen und andere Vorsorgemodelle fürs Alter sind weiterhin sehr beliebt. Hier erhöhten sich die Bestände auf 2296,7 Milliarden Euro. Zwar investierten die Privathaushalte unter dem Strich mehr Geld in Aktien oder Fonds. Netto flossen den Angaben zufolge 10 Milliarden Euro in börsennotierte Aktien und Investmentfondsanteile. Im Vergleich zu anderen Anlageformen ist der Anteil aber
Aktien bleiben eine Randerscheinung
weiter gering. In der Summe steckten Ende Juni 651,5 Milliarden Euro in Aktien und sonstigen Anteilsrechten sowie 613,8 Milliarden in Investmentfonds. Anleger profitierten dabei von gestiegenen Kursen an den Börsen.
Die Bundesbank berücksichtigt für die Statistik Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere und Ansprüche an Versicherungen – nicht jedoch Immobilien. Wie das Vermögen verteilt ist, geht aus den Daten nicht hervor. Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) kam allerdings zu dem Ergebnis, dass das Vermögen in Deutschland sehr ungleich verteilt ist. Demnach besitzen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens.