Augsburger Allgemeine (Land West)
Eine Großbaustelle ist bald fertig
Stadtentwicklung In Aichach steht die Neugestaltung der Oberen Vorstadt vor der Vollendung. Lange war sie umstritten, jetzt ist der größte Teil wieder befahrbar
Aichach Autofahrer haben es ab jetzt in Aichach wieder leichter. Die Obere Vorstadt, die derzeit neu gestaltet wird, ist zum größten Teil wieder befahrbar. Aichachs größte Baustelle des Jahres geht ihrer Vollendung entgegen. Gearbeitet wird nur noch an einem Teil der Augsburger Straße. Bis Ende November soll aber auch dieser letzte Bauabschnitt geschafft sein. Dann wird es einen Festakt geben.
Mit dem Ende der Bauarbeiten vor Augen dürfte bei vielen Feierlaune aufkommen. Bei Autofahrern, die Umwege in Kauf nehmen mussten. Bei den Anwohnern, aber vor allem bei den Geschäftsleuten. Wenn alles fertig ist, sind auf 850 Metern die Werlbergerstraße sowie Teile der Martin-, der Münchener und der Augsburger Straße umgebaut. Die Verbindung zwischen der historischen Altstadt und dem neuen Geschäftszentrum am Milchwerk wird deutlich aufgewertet.
Michael Thalhofer, Projektleiter bei der Stadt, und die Baufirmen gaben sich alle Mühe, dafür zu sorgen, dass alle Grundstücke und Geschäfte jederzeit zumindest zu Fuß erreichbar blieben. Dafür sorgte ein ausgeklügelter Bauzeitenplan, der wenn nötig flexibel angepasst wurde. Dennoch war die Obere Vorstadt seit Ende Februar mit wechselnden Verkehrsführungen nur eingeschränkt oder gar nicht befahrbar. Die Laufkundschaft fehlte. Geschäftsinhaber und Gastronomen büßten deutlich an Umsätzen ein. Mit dem Ergebnis sind aber viele Anwohner nun durchaus zufrieden.
Dabei war das Projekt lange umstritten. Dass die Obere Vorstadt einer Aufwertung bedarf, war dabei nicht strittig. Das „Wie“allerdings schon. Gegen den Siegerentwurf aus einem städtebaulichen Wettbewerb gab es Protest von den Anliegern. Insbesondere die Parkplatzfrage trieb sie um. Es wurden Unterschriften gesammelt, ein Stopp der Planung mit dem Siegerentwurf gefordert. Mehrere Bürgerwerkstätten fanden statt. Es gab Zweifel, ob die Vorstadt nach der Neugestaltung dem Verkehr gewachsen sein würde. Lange war sich der Stadtrat nicht über die Gestaltung des Knotenpunkts Werlbergerstraße, Augsburger Straße und Münchener Straße einig. Dort stand ein Minikreisverkehr zur Debatte, der am Ende verworfen wurde.
Nach der Neugestaltung liegt auf den breiten Gehwegen ein Pflaster, das auch mit Kinderwagen, Gehhilfen oder Rollator gut begehbar ist. Die Bordsteine sind niedriger. Es gibt neue Querungshilfen. Im November werden noch Bäume gepflanzt und Sitzbänke, Abfalleimer und Radlständer aufgestellt.
Die Kosten liegen – ohne Kanal und Wasserleitungen, die ebenfalls erneuert wurden – insgesamt bei rund 4,8 Millionen Euro. Davon trägt der Freistaat als Baulastträger für die Staatsstraße rund 800000 Euro. Die Stadt bekommt nach dem bayerischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz Zuschüsse von rund 675000 Euro. Dazu kommt knapp eine Million Euro Städtebauförderung (siehe Infokasten).
Dass der Stadt 2006/2007 der Wiedereinstieg in dieses Förderprogramm gelungen ist, sieht Bürgermeister Klaus Habermann als einen der größten Erfolge der vergangenen Jahre. Ohne diese Förderung, so sagte er bei der Verkehrsfreigabe, wäre die Neugestaltung der Oberen Vorstadt „in dieser Qualität nicht zu stemmen“gewesen. Im Stadtrat ist die Städtebauförderung aber nicht unumstritten. Vor allem die Freie Wählergemeinschaft (FWG) glaubt, dass Projekte durch die hohen Anforderungen für die Städtebauförderung teurer als nötig würden. Die Befürworter sind überzeugt, ohne die Förderung sei eine zukunftsträchtige Aufwertung nicht zu stemmen.
Unstrittig ist, dass der Bau trotz eines sportlichen Zeitplans bislang außerordentlich gut gelaufen ist, trotz archäologischer Funde – unter anderem kam ein Holzbohlenweg zum Vorschein – sind die Arbeiten weiter als geplant. Fertig sein sollte alles spätestens bis Weihnachten. Vor Beginn der Landesausstellung Ende April 2020 hätte es noch einen Zeitpuffer gegeben. Jetzt wird schon Ende November gefeiert.