Augsburger Allgemeine (Land West)

Krisengesp­räch an der Tankstelle

Bundesliga Bei einer Autogramms­tunde stellen sich Jan Moravek und Philipp Max den Fragen der Fans. Die Profis des FC Augsburg gestehen Fehler ein. Warum sie die Kritik an Trainer Schmidt aber nicht nachvollzi­ehen können

- VON ROBERT GÖTZ

Gottfried Meisinger nutzte das Heimspiel. Der Derchinger war mit seiner Tochter zur OMV-Tankstelle an der Autobahn-Auffahrt gekommen, in der die FCA-Spieler Philipp Max und Jan Moravek eine Autogramm-Stunde gaben. Es war neben dem Training am Mittwochvo­rmittag der erste öffentlich­e Auftritt nach der heftigen 1:5-Niederlage des FC Augsburg bei Borussia Mönchengla­dbach. Freundlich aber bestimmt sprach der Dauerkarte­nbesitzer aus dem L-Block den beiden Fußball-Profis ins Gewissen: „Ohne Gegenwehr war das Spiel gegen die Borussia nicht schön anzuschaue­n, auch wenn Gladbach natürlich eine andere Klasse hatte.“

Ähnlich sah es Franz Kaufmann aus Augsburg, der mit seinem kleinen Sohn gekommen war, um sich Autogramme von den Bundesliga­kickern

FCA-Spieler suchen nach Erklärunge­n

zu holen. „Man kann gegen Gladbach verlieren, da ist eigentlich nicht viel Schlimmes dabei, aber nicht so. So darf der FCA nicht auftreten.“

Während die FCA-Kritiker in der Anonymität der sozialen Medien kaum ein gutes Haar an Mannschaft, Trainer Martin Schmidt und Geschäftsf­ührer Sport, Stefan Reuter, lassen, fanden die rund 100 FCAFans, die im Laufe der Stunde kommen, immer wieder auch aufmuntern­de Worte.

Philipp Max versteht den Frust der FCA-Anhänger nach dem mehr als durchwachs­enen Saisonstar­t mit fünf Punkten und vor allem 19 Gegentoren nach sieben Spielen: „Ich habe mich als junger Fan auch immer aufgeregt, wenn meine Mannschaft verloren hat. Wir Spieler ärgern uns ja auch, wir klatschen ja nicht in die Hände, wenn wir fünf Stück bekommen. Aber die Kritik sich in Grenzen, das ist der große Vorteil hier in Augsburg.“Auch Jan Moravek, der den erkrankten Jeffrey Gouweleeuw vertrat, gab sich einsichtig „Jeder in der Stadt will, dass wir besser spielen. Wir wollen das auch.“

Eine Erklärung zu finden für die hohe Niederlage, fällt auch den beiden Spielern schwer. Moravek sagt: „Es ist einfach zu wenig, was wir bisher gezeigt haben. Wir können das besser. Wir müssen einfach wieder zurück zu den Basics.“

Laufen, Kämpfen, als Einheit auf dem Platz stehen – diese Tugenden hatten den FCA seit dem Bundesliga-Aufstieg, egal unter welchem Trainer, ausgezeich­net, auch wenn es fast in jeder Saison am Ende immer gegen den Abstieg ging.

Jetzt ist es ja nicht so, dass der FCA derzeit abgeschlag­en am Tabellenen­de steht. Fünf Punkte bedeuten Rang 14. Zudem lieferten die Profis zum Teil gute Spiele wie gegen Frankfurt (2:1) und auch in Freiburg (1:1) ab. Doch das Gladbach-Debakel hat Spuren hinterlass­en. Dass jetzt besonders Trainer Martin Schmidt in der Kritik steht, findet Philipp Max nicht fair: „Klar muss man das große Ganze sehen, muss man einen guten Plan mit an die Hand bekommen, aber das bekommt der Trainer ganz gut hin. Wir müssen es aber umsetzen. Wir stehen in der Pflicht und letztendhä­lt lich auf dem Platz. Und da müssen wir mehr tun.“

Dass ihm derzeit manchmal in den Kommentars­palten von Facebook, Twitter und Co. vorgeworfe­n wird, er sei nicht mehr ganz mit dem Herzen beim FCA, da er im Sommer den Verein verlassen wollte, kann Philipp Max nachvollzi­ehen, doch er versichert, dass es nicht so ist: „Jeder Fußballer hat das Ziel vorwärtszu­kommen. Ich habe trotzdem immer wieder gesagt, dass ich dem ganzen Verein eine große Dankbarkei­t entgegenbr­inge. Ich versuche jedes Mal, wenn ich auf dem Feld stehe, mich zu zerreißen, mein Bestes zu geben.“

Dabei kommt ihm in der derzeit so labilen FCA-Hierarchie eine tragende Rolle zu. Er war nämlich nach Jan Moravek (seit 2012 im Verein) am Sonntag der dienstälte­ste FCAProfi in der Startelf. Seiner Verantwort­ung, mit gutem Beispiel voranzugeh­en, ist sich Max bewusst: „Ich gehe jetzt hier in meine fünfte Saison und weiß, was es heißt, sich am Wochenende, besonders im eigenen Stadion, aufzuopfer­n. Auch wenn jetzt die Bayern kommen, bin ich mir zu 100 Prozent sicher, dass wir alles geben werden, um die Augsburger Tugenden wieder auf den Platz zu bringen.“

Damit wäre auch Gottfried Meisinger zufrieden. „Wenn wir euch kämpfen sehen, ist alles super.“

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Foto: Klaus Rainer Krieger Philipp Max (links) und Jan Moravek (rechts) schrieben nicht nur Autogramme. Sie stellten sich auch den Fragen, die die enttäuscht­en Fans nach der 1:5-Niederlage gegen Mönchengla­dbach hatten.

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