Augsburger Allgemeine (Land West)
Was Terence Hill mit Augsburg verbindet
Justiz Der Filmstar ist in der Stadt an einer Firma beteiligt, die auch mal vor Gericht zieht, wenn seine Markenrechte verletzt werden. Ein ähnliches Unternehmen gibt es hier für den verstorbenen Bud Spencer. Was steckt dahinter?
Wer ein Fan von Terence Hill ist, wird auf der Internetseite der Augsburger Firma Paloma Productions Media und Marketing schnell fündig. Man kann dort T-Shirts mit Abbildungen des Schauspielers kaufen, einen Kalender, Posterleinwände oder einen Ledergürtel, der damit beworben wird, er sei inspiriert vom Film „Die rechte und die linke Hand des Teufels“aus den 70er-Jahren. Wer selber Fanartikel mit dem aufgedruckten Konterfei des Schauspielers herstellt und zum Beispiel auf der Internetplattform Ebay verkaufen will, könnte aber durchaus juristische Probleme bekommen.
Denn die Paloma aus Augsburg ist in Deutschland Lizenznehmerin des Namens „Terence Hill“; sie kann Schadenersatz geltend machen und Abmahnungen verschicken, wenn jemand ihre Rechte ignoriert. Und sie tut das auch ab und an. Im Internet jedenfalls schildern mehrere Anwälte, dass ihre Mandanten Abmahnungen der Augsburger Kanzlei Meidert & Kollegen erhalten hätten, oft sollen sie den Angaben zufolge eine Unterlassungserklärung abgeben und Schadenersatz zahlen. Vielfach geht es offenbar um Gesamtbeträge von rund 1000 Euro.
Geschäftsführer des Unternehmens ist der Augsburger Marcus Zölch, ein leidenschaftlicher Fan von Terence Hill. Und von Bud Spencer. Im Dokumentarfilm „Sie nannten ihn Spencer“über den Star ist Zölch eine der Hauptfiguren.
Die Kunstfiguren Spencer und Hill sind sicher eines der bekanntesten Filmduos in Deutschland. Hill trat in den mehr als einem Dutzend gemeinsamen Filmen oft als schlaksiger, schlagfertiger Haudegen auf, Spencer, ein Bär von einem Mann, als stoischer Hüne mit großem Hunger. Zusammen verprügelten sie ab 1967 in slapstickhaften Westernkomödien ihre Gegner, und zu sagen, dass dieses Konzept in Deutschland erfolgreich gewesen wäre, ist eine ziemliche Untertreibung. Alleine „Vier Fäuste für ein Halleluja“sahen über elf Millionen Menschen in den deutschen Kinos, es gibt nicht allzu viele Filme, die hierzulande mehr Besucher anlockten.
Zölch lernte Bud Spencer, bürgerlich Carlo Pedersoli, laut früheauf ren Darstellungen in den 2000erJahren in dessen Heimatstadt Rom kennen, die beiden wurden Freunde. 2010 machte der Augsburger auch Bekanntschaft mit Spencers Filmpartner Terence Hill, der mit bürgerlichem Namen Mario Girotti heißt. Zölch und Hill wurden ebenfalls Freunde – und Geschäftspartner. Denn ein Gesellschafter der Paloma Productions Media und Marketing aus Augsburg ist Terence Hill selbst. Ihm gehören 50 Prozent des Unternehmens, die andere Hälfte seinem Sohn, wie aus Unterlagen des Handelsregisters hervorgeht. Auch die Eigentümerverhältnisse der Plattfuß Vertriebs GmbH sind für eine Augsburger Firma ungewöhnlich: Das Unternehmen ist laut Markenregister Inhaber der Marke „Bud Spencer“in Deutschland, es betreibt auch im Internet einen Shop mit ähnlichen Artikeln wie im Fall von Terence Hill. Gesellschafter im Fall der Plattfuss Vertriebs GmbH sind Angehörige des 2016 verstorbenen Schauspielers, Geschäftsführer ist ebenfalls der Augsburger Marcus Zölch. Auch diese Firma verschickt hin und wieder Abmahnungen oder zieht vor Gericht, wenn Rechte von Bud Spencer verletzt wurden, in der kommenden Woche etwa soll eine weitere Klage des Unternehmens am Amtsgericht verhandelt werden. Insgesamt hatten die Richter dort seit Gründung der beiden Firmen zehn solcher Prozesse zu bearbeiten.
Die Rechtslage scheint ziemlich eindeutig zu sein. Die mit Rechtsstreitigkeiten der Firmen befassten Gerichte hätten „ausschließlich entschieden, dass die Rechtsverletzungen zu unterlassen und die mit gesundem Augenmaß geltend gemachten, entstandenen Kosten vollständig durch die Rechtsverletzer zu tragen sind“, heißt es von Meidert & Kollegen. Nach Auskunft der Kanzlei unterhalten die beiden Augsburger Firmen nicht nur die offiziellen Shops auf den Plattformen Amazon und Ebay, sondern vermarkten auch die Marken- und Persönlichkeitsrechte von Bud Spencer und Terence Hill, etwa für Filme und Computerspiele. Nach Auskunft der Kanzlei geht es nicht darum, Fans abzumahnen oder gerichtlich zu verfolgen, sondern „ausschließlich Gewerbetreibende, die schwerwiegende und wiederholte Rechtsverletzungen begehen“.
Das scheint offenbar relativ oft vorzukommen, alleine der Anwalt Jan Heidicker aus Kamen im Ruhrgebiet, dessen Kanzlei im Internet auf Abmahnfälle hinweist, berichtet Anfrage, acht Mandanten in diesem Zusammenhang vertreten zu haben. Man habe in der Regel einen Vergleich geschlossen.
Ein Hintergrund einiger juristischer Schritte waren offenbar Folgen des Todes von Carlo Pedersoli im Jahr 2016. Damals, heißt es von der Augsburger Kanzlei Meidert & Kollegen, hätten zahlreiche OnlineHändler die Situation ausgenutzt; bereits wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Todes seien die gängigen Onlineverkaufsplattformen voller rechtswidriger Merchandising-Artikel ohne Genehmigung der Rechteinhaber gewesen, um „offensichtlich pietätlos schnelles Geld zu machen“. Es sei im Interesse beider Familien, dass die Kunstfiguren Bud Spencer und Terence Hill weder rechtswidrig im Rahmen von Verkäufen politisiert noch vermarktet würden.
Ein Augsburger Fan wurde zum Geschäftspartner
Es heißt, Fans würden nicht abgemahnt