Augsburger Allgemeine (Land West)
Immer noch im Koma
Polizei Eine Gruppe Jugendlicher greift in England einen deutschen Schüler an. Warum?
Mönchengladbach Nach einer Prügelattacke in England liegt ein Schüler nach Angaben seiner Heimatstadt im Koma. Das 17-jährige Opfer gehe in Mönchengladbach zur Schule und sei auf Abschlussfahrt mit zwei Klassen gewesen, sagte der Sprecher der Stadt, Wolfgang Speen, am Mittwoch. „Sein Zustand ist ernst.“Die Mutter sei bei ihrem Jungen, der in einem Londoner Krankenhaus notoperiert worden war.
Der Schüler mit libanesischen Wurzeln soll am vergangenen Donnerstagabend in Canterbury von mehreren Jugendlichen möglicherweise aus rassistischen Gründen angegriffen worden sein. Er wurde mit schweren Kopfverletzungen in das Londoner Krankenhaus gebracht. „Wir sind in Gedanken bei dem Jungen und der Familie“, sagte Speen.
Das Opfer war demnach bei der Attacke mit anderen Schülern unterwegs. Nach der Gewalttat wurde die Klassenfahrt, die noch bis Samstag geplant war, vorzeitig abgebrochen. „Das ist nicht spurlos an den Schülern vorbeigegangen. Sie waren geschockt und betroffen“, sagte Speen. Vor der Rückfahrt seien die Jugendlichen von der Polizei vernommen worden. Der Schulpsychologische Dienst sei jetzt für die Schüler da.
Bei der Polizei geht nach einem Bericht der Zeitung The Guardian die Suche nach dem Motiv der Täter weiter. Die Beamten untersuchen weiter ihre frühe Hypothese, dass es sich um einen fremdenfeindlichen Angriff handeln könnte. Im Internet hatten viele Nutzer die britische Brexit-Politik für die Attacke verantwortlich gemacht, die ihrer Meinung nach Ausländerhass begünstige. Manche nannten sogar einen konkreten Namen. „Boris“schrieben sie auf die Frage nach Schuldigen – gemeint ist der Brexit-Hardliner und mögliche Nachfolger von Theresa May als Premierminister, Boris Johnson.
Nach dem Angriff waren sechs Teenager aus Canterbury und Umgebung im Alter von 15 bis 17 Jahren sowie ein 44 Jahre alter Mann ohne festen Wohnsitz festgenommen worden. Der Mann stand unter dem Verdacht der Beihilfe. Alle Festgenommenen wurden auf Kaution freigelassen.