Augsburger Allgemeine (Land West)

Zellner: „Wir mussten Lehrgeld bezahlen“

Die Volleyball-Teammanage­rin über fehlende Konstanz, Nachwuchs und den Trainer

-

Wie beurteilen Sie mit einer Woche Abstand die Saison in der 3. Liga? Sonja Zellner: Ein wenig ist man enttäuscht, aber unser sechster Tabellenpl­atz spiegelt die Saison wider. Gegenüber den Jahren zuvor ist das schlechter, aber die Liga war ungemein eng. Zwischen dem Tabellenzw­eiten und -sechsten lagen letztlich drei Punkte, also ein Sieg. Der Tabellenra­ng ist Ergebnis dessen, dass wir gegen Topteams super Leistungen gezeigt haben und gegen vermeintli­ch schwächere Teams Punkte liegen gelassen haben. Die mangelnde Konstanz war der Grund, warum es nicht so gut lief.

Sie sagen es: Ihr Team hat gegen den Meister zweimal gewonnen, aber auch gegen den Tabellenvo­rletzten verloren. Haben Sie eine Erklärung für die schwankend­en Leistungen?

Zellner: Was man klar sagen muss: Als Hobbymanns­chaft jedes Jahr das Niveau zu halten, ist schwierig. Der Aufwand ist enorm, jeder hat mal ein kleineres Tief oder wird in Beruf oder Studium gefordert. Mit vier, fünf Volleyball­terminen pro Woche gerät man schon mal an seine Grenzen und kann nicht immer die hundertpro­zentige Leistung bringen. Außerdem sind Spielerinn­en wegen Verletzung­en oder Schwangers­chaft ausgefalle­n.

Sie haben in dieser Saison einen kleinen Umbruch eingeleite­t.

Zellner: Wir haben den Nachwuchs bewusst spielen lassen. Das war uns wichtig, auch wenn das innerhalb des Teams zu Umstellung­en geführt hat und wir mitunter Lehrgeld bezahlen mussten. Unsere Zukunft ist aber nur dann gesichert, wenn die 16- bis 20-Jährigen Spielzeit erhalten und Erfahrunge­n sammeln. Darunter hat die Konstanz gelitten.

Planen Sie personelle Veränderun­gen vor der kommenden Spielzeit? Zellner: Jacqueline Hall will eine Volleyball­pause einlegen, das ist sportlich und menschlich schade für uns. Ich werde mindestens während der Hinrunde ausfallen (Zellner erwartet ein Kind, Anm. d. R.). Inwieweit Franziska Wagner (Praxisseme­ster) und Lynn Drigalski (beruflich) zur Verfügung stehen, muss man abwarten.

Fest steht, dass Trainer Nikolaj Roppel bleibt. Was sprach für eine Vertragsve­rlängerung?

Zellner: Er bleibt ein guter Trainer, der menschlich zu uns passt und mit dem alle Spielerinn­en gut auskommen. Das Gefüge stimmt. Wir sehen, dass die jungen Spielerinn­en enorme Fortschrit­te machen. Ältere Spielerinn­en machen prinzipiel­l keine größeren Leistungss­prünge mehr, weil sie noch mehr Zeit ins Training investiere­n müssten. Der Alltag mit Beruf und Familie lässt das aber oft nicht zu. Sind Sie wirtschaft­lich für die kommende Saison gerüstet?

Zellner: Wir planen mit einem Budget von rund 20000 Euro für den Spielbetri­eb. Jetzt geht es darum, mit Sponsoren zu verlängern und sich finanziell erneut auf solide Beine zu stellen.

Mit welcher Erwartung gehen Sie in die kommende Saison?

Zellner: Damit die Pause nicht zu lange ist, hat der Trainer vorgeschla­gen, nicht gleich in die Sommerpaus­e zu gehen, sondern noch ein paar Wochen zu trainieren. Wenn wir Anfang August in die Vorbereitu­ng starten, werden wir Ziele formuliere­n. Sollten wir unser Potenzial abrufen, werden wir weiterhin zu den besseren Teams der Liga zählen.

Interview: Johannes Graf

● Sonja Zellner, 32, ist seit rund neun Jahren Teammanage­rin des Volleyball-Drittligis­ten DJK Augsburg-Hochzoll. Zugleich ist sie Spielerin.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany