Augsburger Allgemeine (Land West)
Die verzweifelte Suche könnte der falsche Weg sein
Zum Artikel „Klinikum sucht in Italien nach Krankenschwestern“vom 14. September:
Die Akademisierung der Pflege mag als langfristige Perspektive überlegenswert sein. Realität ist, dass sich auf meinem Schreibtisch motivierte Bewerbungen hier lebender junger Menschen für den Beruf zur Pflegefachkraft stapeln, denen jedoch entweder die Zugangsvoraussetzungen aufgrund eines zu geringen Bildungsabschlusses fehlen, oder die eine intensivere soziale und finanzielle Begleitung während ihrer Ausbildung bräuchten. Bestehende „Kopfprämien“in die direkte Begleitung von künftigen Auszubildenden zu investieren, könnte also schon kurzfristig etwas bewirken. Eine gezielte sozialpädagogische Begleitung von Schülern während der Ausbildung, die finanzielle und fachliche Unterstützung der Träger im Bereich der kulturellen Beheimatung neuer Mitarbeitender und Auszubildender sowie die Orientierung der Systeme an den Voraussetzungen und Bedürfnissen der Menschen, „die da sind“wären mögliche Wegmarken. Angesichts der erheblichen Zahl fehlender Fachkräfte in der Pflege werden künftig nicht Aktionen einzelner Träger, sondern nur systematische gemeinsame Anstrengungen aller an der Pflege beteiligten Berufsgruppen und Interessenvertretungen sowie der politischen Kräfte tragfähige Lösungen entwickeln. Die verzweifelte Suche nach Personen, die sich in bestehende Systeme integrieren lassen, könnte langfristig der falsche Weg sein. Matthias Biber, Schulleiter Pflegeschu len Diako, Augsburg bekämpfen, geht ähnlich. Ein zielführender Ansatz wäre, mehr Geld in den Radverkehr zu stecken. Mit den angedachten zwei Millionen Euro kommt man nicht weit. Laut Greenpeace müssten die deutschen Städte 100 Euro pro Kopf aufwenden, um ihren enormen Rückstand in der Radinfrastruktur wäre nach den Vorgaben des Projektes „Mobilitätsdrehscheibe Augsburg“adäquat an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Die neue Linie in Hochzoll könnte die einst für die Linie 6 prognostizierten Fahrgastzahlen erreichen, wenn nicht übersteigen.
Rainer Petrak, Augsburg