Augsburger Allgemeine (Land West)
Volles Haus zur Dämmerung
Die Augsburger Wasserkunst kann man auch in den Blauen Stunden erleben. Große und kleine Besucher des Maximilianmuseums sind fröhlich und locker mit dabei. Was steckt dahinter?
Neptun ist blau. Herkules ist blau. Viele Besucher sind es ebenso. Nein, es geht hier nicht um Alkohol oder gar Besäufnisse. Es dämmert im Innenhof des Maximilianmuseums. In der großen Schau zur Augsburger Wasserkunst ist die Szenerie in blaues Scheinwerferlicht getaucht. Das Motto an diesem Samstag: Blaue Stunden. Unwillkürlich denkt man doch an Drinks wie Aperol Spritz, so locker geht es im ehrwürdigen Museumshaus zu. Und man fragt sich: Kann Wasser auch beschwipst machen?
Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das wird sich zeigen. Der Ansturm von Museumsbesuchern ist ähnlich groß wie in einer angesagten Bar. 720 Gäste sind da, neben Erwachsenen auch Jugendliche und Kinder. Am Einlass bildet sich eine lange Warteschlange. Eine Besucherin wundert sich: „Man fühlt sich hier fast wie in der Schlange vor den Uffizien in Florenz.“
Etliche Kulturfans gönnen sich zu den Blauen Stunden einen kleinen Drink im Museumscafé, bevor sie die spektakulären Ausstellungsstücke auf sich wirken lassen. Dicht umlagert ist Wasser-Sommelier Peter Schropp. Wie bitte? WasserSommelier, nicht Wein-Sommelier? Doch, es stimmt. Der ausgebildete Lebensmittelchemiker lädt Besucher zur Verkostung von Mineralwasser ein. Er sagt: „Auch bei Wasser gibt es geschmacklich gewaltige Unterschiede.“Gudrun Brügel aus Augsburg und ihre Töchter Silke und Andrea aus München und Ottobrunn machen mit beim Test der Geschmacksnerven. „Sehr weich, aber am Ende etwas bitter“, sagen sie nach einem Schluck Mineralwasser einer Marke aus Norditalien. Dann ist ein Heilwasser aus Slowenien dran: „Oh là là, ist das ein metallischer Geschmack“, so ihr Kommentar.
Ulrike Ivenz aus Augsburg ist in einem blauen Kleid mit weißem Matrosenkragen in die Wasserkunst-Schau gekommen. „Das habe ich mir mal für den Urlaub gekauft“, erzählt sie. Aber für die Blauen Stunden im Museum passt es auch hervorragend. Überhaupt sind viele Besucher passend zum Motto des Abends blau gekleidet – nicht nur, weil sie dann ermäßigten Eintritt bekommen. „Ich wollte die Ausstellung unbedingt sehen“, sagt Abends sei die Inszenierung aber noch schöner und stimmungsvoller. Sabine Hoyer steht ganz versunken vor den mythischen Figuren der Augsburger Prachtbrunnen. Die Originale kann man im Museum nun ganz aus der Nähe bewundern. Andere Gäste hören den Museumsexperten zu. Die sogenannten Cicerones stehen in vielen Räumen und erzählen Geschichte und Geschichten über die Ausstellungsstücke. Auch für poetische Pausen ist beim Museumsrundgang gesorgt. Gitar- rist Takeo Sato vom Leopold-Mozart-Zentrum der Universität spielt klassische Stücke. In der Abenddämmerung klingen sie lyrisch und romantisch.
Museumskurator Christoph Emmendörfer ist sehr zufrieden, wie die Blauen Stunden ankommen. „Wir wollen, das die Leute Freude an der Ausstellung haben.“Deshalb gebe es bei der Wasserkunst-Schau auch sonst sehr viele Begleitangebote. Die kleine Isabell und ihr Freund Daniel haben bei den Blauen StunIvenz. den ihren Spaß. Sie hüpfen ausgelassen über Forellen im Wasser, die lebensecht auf den Boden „gebeamt“werden. „Meine Tochter war schon mit der Schule da und wollte unbedingt noch mal her“, sagt Mutter Alexandra Winter. Sie selbst findet die Schau interessant, als Besucher sei man durch die Fülle der Informationen aber auch gefordert.
» Mehr Bilder von den Blauen Stunden im Maxmuseum finden Sie online unter augsburger allgemeine.de/bilder