Augsburger Allgemeine (Land West)
Auf Expeditionen im Reich der Fantasie
Die Theaterpädagogik hat ihr Programm in dieser Spielzeit deutlich ausgeweitet. Heute steht eine Premiere an
Eine Stärkung der Theaterpädagogik war Intendant André Bücker bei seinem Antritt vergangenes Jahr ein besonderes Anliegen. Tatsächlich hat sich in diesem Bereich im vergangenen Jahr viel getan. Zuvor war fünf Jahre lang Nicoletta Kindermann als Einzelkämpferin für alle theaterpädagogischen Angebote zuständig – vom Jugendclub, über Schüler-Workshops bis zur Lehrerfortbildung, jetzt teilt sie sich mit der Theaterpädagogin Imme Heiligendorff die anfallenden Aufgaben. Die Angebote des Theaters konnten dadurch erweitert werden.
Zum Beispiel geht das Theater Augsburg jetzt regelmäßig auf „Expedition“– das sollen Entdeckungsreisen im Reich der Fantasie sein. Als Heiligendorff und Kindermann zum Beispiel eine Expedition flankierend zur Brecht-Premiere „Der Untergang des Egoisten Johann Fatzer“anboten, sollten die Teilnehmer eigene Zugänge zum Inhalt des Stückes bekommen. Angeboten wurde dieser Workshop in der Villa des Stadtjugendrings. „Und daraus hat sich gleich etwas Neues ergeben“, sagt Kindermann. Der Stadtjugendring hat gemeinsam mit den vor, einen Jugendclub zu gründen, der weiterhin solche neue Einblicke ins Theater bietet: Probenbesuche, Blicke hinter die Kulissen und natürlich auch neue Workshops. „Wichtig ist uns, dass die Teilnehmer der Expeditionen neue Erfahrungen machen können“, sagt Heiligendorff. Und gleichzeitig machen die beiden Theaterpädagoginnen selbst neue Erfahrungen, weil sie mit den Expeditionen an neue Orte gehen und ein neues Publikum ansprechen.
Intensiviert werden konnte auch die Zusammenarbeit mit Schulen. Neu in dieser Spielzeit war zum Beispiel eine ganztägige Fortbildung für Lehrer, in der sechs verschiedene Workshops angeboten wurden. Und die Interessenten seien bis aus Kaufbeuren und Sonthofen gekomTheaterpädagoginnen men. Die Außenwirkung des Theaters geht da weit über die Stadtgrenzen hinaus.
Heiligendorff und Kindermann sind auch für den Jugendclub des Theaters Augsburg verantwortlich. Bislang hieß dieser JTT (Junges Team Theater) – und hatte sich als solcher auch bayernweit bei Jugendclub-Theatertreffen etabliert. Allerdings gab es in Augsburg immer eine Verwechslungsgefahr mit dem JTA, dem Jungen Theater Augsburg, das im Kulturhaus Abraxas angesiedelt ist. Als nun klar war, dass die Theaterpädagogik in dieser Spielzeit neu aufgestellt wird, haben sich die Verantwortlichen auch dazu entschlossen, eine Namensänderung vorzunehmen. Das JTT heißt jetzt Club Y und hat zwei Geschwister an die Seite bekommen – zum einen den Club Xplus für Theaterbegeisterte ab 50 Jahren und den Club Z für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren.
Die erste Premiere des Club Z fand bereits statt, der Club Xplus wird am Theaterfest im Martinipark (23. September) in Erscheinung treten. Der Club Y steht am heutigen Freitag auf der Bühne – mit der Stückentwicklung „Empathie, Gesellschaft, ich!“unter der Leitung von Nicoletta Kindermann. Die Theaterpädagogin erklärt, dass es darin um die Jugendlichen von heute gehe. „Allen ist bewusst, dass wir in einer Wohlstandsgesellschaft leben, dass es uns hier gut geht. Und trotzdem sind nicht alle jungen Menschen glücklich“, sagt Kindermann. Der Theaterabend ergründet, warum das so ist, welche Probleme, Wünsche und Träume die jungen Menschen heute haben.