Augsburger Allgemeine (Land West)
Das sind die Ausbildungstrends
Bewerber können aus vielen Sparten wählen. Doch nicht alle Berufe kommen gleich gut an
Augsburg Geringe Jugendarbeitslosigkeit, viele freie Lehrstellen: Wenn die bayerischen Real- und Mittelschüler in knapp zwei Monaten in ihre Abschlussprüfungen starten, stehen die Chancen auf einen Ausbildungsplatz gut. Gerade in Bayern finden viele Jugendliche eine Lehrstelle. Im März gab es nur in BadenWürttemberg weniger junge Arbeitslose. Wir haben zusammengefasst, wie sich die Situation rund ums Thema Ausbildung in der Region darstellt.
Wie viele freie Lehrstellen gibt es?
Im März dieses Jahres waren bei der Agentur für Arbeit in Augsburg 2279 offene Stellen gemeldet. 1986 Schüler waren noch auf der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz. Unternehmen haben immer häufiger Probleme, ihre offenen Lehrstellen zu besetzen. Das liegt vor allem im IT-Bereich daran, dass geeignete Bewerber fehlen, sagt Peter Saalfrank, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben.
Welche Berufe sind besonders beliebt?
Die Schüler in der Region interessieren sich vor allem für Berufe aus dem kaufmännischen Bereich – das zeigt ein Blick in die Zahlen der Agentur für Arbeit in Augsburg sowie der IHK. Auf 150 gemeldete Lehrstellen als Kauffrau für Büromanagement verzeichnet die Agentur beispielsweise 243 Bewerberinnen. Auch Einzelhandelskaufmann und Verkäufer stehen bei den Jugendlichen hoch im Kurs. Bei den handwerklichen Berufen ist eben- falls ein Klassiker vorne: der KfzMechatroniker, berichtet Sandra Zott von der Handwerkskammer (HWK) für Schwaben.
Welche Sparten suchen händeringend Auszubildende?
„Das sind zumeist Stellen in der Lebensmittelherstellung sowie im Hotelund Gastronomiebereich“, sagt Daniela Ruhrmann von der Agentur für Arbeit. Besonders drastisch zeigt sich das im Landkreis Augsburg: Auf 26 gemeldete Stellen in der Gastronomie gibt es gerade einmal fünf Bewerber. Berufskraftfahrer, Maurer, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sowie Kaufmann im E-Commerce werden ebenfalls dringend gesucht.
Haben Lehrlinge einen Anspruch auf Zuschüsse?
Wenn sich Auszubildende für eine Lehrstelle entscheiden, für die sie von zu Hause wegziehen müssen, haben sie Anspruch auf die Berufsausbildungsbeihilfe der Arbeitsagentur, eine staatliche Hilfe. Wie hoch diese ist und wie sie sich berechnet, hängt von vielen Faktoren ab, die auf der Internetseite der Agentur für Arbeit aufgelistet sind.
Inwieweit sind Flüchtlinge schon in den Arbeitsmarkt integriert?
Im handwerklichen Bereich arbeiten bereits viele Flüchtlinge, wie HWKSprecherin Zott betont: „Aktuell befinden sich 639 Jugendliche mit Fluchthintergrund im Handwerk in Ausbildung und zwar über alle Lehrjahre.“Ähnlich positiv äußert sich Saalfrank von der IHK: „Insbesondere in Branchen wie Logistik, Gastronomie und in technischen Berufen sind junge Menschen mit Fluchthintergrund begehrt.“Doch vor allem für Männer aus Afghanistan sei der Zugang zum Ausbildungsmarkt schwierig, da viele nicht anerkannt würden. Laut Saalfrank sind 965 Flüchtlinge in Industrie und Handel in Ausbildung. Nur knapp neun Prozent haben im IHKBereich seit 2015 ihre Lehre abgebrochen. Im Vergleich: Schwabenweit waren es fast 19 Prozent. Bei der Arbeitsagentur Augsburg sind von den derzeit 3066 Lehrstellenbewerbern 246 Flüchtlinge. 179 suchen noch nach einem Platz, sagt Sprecherin Ruhrmann.
Haben Jugendliche ohne Abschluss eine Chance auf eine Lehrstelle?
Ruhrmann von der Arbeitsagentur macht Schulabbrechern wenig Hoffnung: „Ohne Schulabschluss finden Jugendliche kaum einen Ausbildungsplatz.“IHK-Chef Saalfrank sieht die Situation weniger schlimm: „Jugendliche ohne Schulabschluss überzeugen oft im Praktikum und haben insbesondere in zweijährigen Berufen wie Fachlagerist oder Verkäufer durchaus eine Chance auf einen Ausbildungsplatz.“In eine ähnliche Richtung argumentiert Zott von der HWK: „Die meisten Ausbildungsberufe sind so anspruchsvoll, dass es für das Bestehen der Prüfung eben die schulischen Voraussetzungen braucht.“Dennoch gewähren erfahrene Ausbilder jungen Menschen ohne Schulabschluss immer wieder eine Chance – vor allem, wenn sie im Praktikum überzeugen, sagt Zott.