Augsburger Allgemeine (Land West)
„Dosenfutter“zum Jahr des goldenen Hunds
Mea culpa. Wir haben uns wieder mal nicht richtig vorbereitet. Stapelweise alte Ergebnislisten stopften wir in den Koffer, anstatt sich mal ordentlich über das Land zu informieren, in das man reist. Dann hätten wir gewusst, dass in Korea Mitte Februar Neujahr gefeiert wird. Wir dachten erst, in der Wohnsiedlung nahe des Deutschen Hauses würde irgend so ein stinkreicher Manager in seinem Vorgarten ein kleines Geburtstagsfeuerwerk zünden.
Wir dachten auch, wir müssten uns künftig nicht nur gegen das Norovirus, sondern auch gegen Fußpilz schützen, als das Zimmermädchen nach der üblichen – uns allerdings bis heute schleierhaften – Begrüßungsformel noch ein freundliches Saehae Bok Manhi Badeuseyo
nachschob. Jetzt wissen wir, sie hat uns nur viel Glück im neuen Jahr gewünscht. Draußen auf der Straße wird ersichtlich: zum Seollal, dem Neujahrstag, putzt sich der Koreaner raus.
Er trägt Tracht, verbreitet noch den Duft von Räucher- und Bambusstäbchen vom Vorabend und ist deutlich weniger wuselig als in den vorangegangenen Tagen. Am wichtigsten kulturellen Feiertag ist arbeitsfrei, die Koreaner unternehmen etwas zusammen und essen angeblich was Gutes. Umso mehr wundern wir uns, dass das Neujahrsmenü im Pressezentrum so aussieht wie immer. Ein Nudeltopf in den Varianten gelb (scharf), blau (sehr scharf) und rot (nur für Feuerschlucker).
Heißes Wasser drauf, in fünf Minuten tischt man auf … Just, als wir die Stäbchen in den Becher stecken wollen, ruft der Kollege aus Frankfurt: „Ihr wisst schon, dass heute das Jahr des goldenen Hundes losgeht?“Ähhh, irgendwie schmeckt’s heut’ anders…