Augsburger Allgemeine (Land West)
Abriss darf keine Alternative sein
Kleine Ursache, große Wirkung: Wenn das Wort Abriss mit dem Augsburger Eiskanal in Verbindung gebracht wird, schrillen in Schwaben die Alarmglocken. Schließlich gehört die Kanuslalom-Anlage von
1972 zu den Wahrzeichen der Fuggerstadt. So marode und von den Jahren gezeichnet sie auch sein mag, sie dokumentiert bis heute sichtbar jene prägende Zeit, als die Olympischen Spiele das bisher einzige Mal nach Augsburg kamen.
Das Besondere am Eiskanal: Seit nunmehr 46 Jahren ist er mit Leben erfüllt. Nicht nur als Trainings- und Wettkampfstätte für Breiten- und Spitzensportler, sondern auch als idyllisches Naherholungsgebiet, offen für alle Bürger der Stadt. Das unterscheidet den Eiskanal positiv von modernen Olympia-Bauten, die dem Verfall preisgegeben werden, sobald der Tross weitergezogen ist. Schon allein das macht den Eiskanal – ganz abgesehen von den Kriterien des Denkmalschutzes – erhaltenswert.
Dass Augsburger Stadträte angesichts der horrenden Sanierungskosten Alternativen wie einen Abriss und Neubauten prüfen, ist nachvollziehbar. Doch vielleicht lohnt sich auch ein Blick nach Thüringen. Dort plant Oberhof im Jahr
2023 die Ausrichtung der BiathlonWM. Für die Modernisierung der dortigen Anlage will das Land bereits nächstes Jahr 15 Millionen Euro bereitstellen. Eine Summe, mit der die Augsburger die Sanierung schon fast bewältigt hätten – und ein Abriss keine überlegenswerte Alternative mehr wäre.