Augsburger Allgemeine (Land West)
Kaum entdeckt, schon bedroht
Natur Die Krokodilschwanzechse ist nur eine von 115 neuen Arten
Berlin Echsen, Schildkröten, Fische und eine neue Fledermaus: Entlang des Flusses Mekong, der in Südostasien sechs Länder durchquert, haben Forscher im vergangenen Jahr 115 bislang unbekannte Tier- und Pflanzenarten entdeckt. Im Schnitt finde man dort jede Woche zwei neue Arten, sagt Arnulf Köhncke von der Umweltorganisation WWF. „Das lässt erahnen, mit was für einem unglaublichen Artenreichtum wir es in der Region zu tun haben.“
In einem Bericht über „kuriose Arten“, den die Organisation jetzt in Berlin vorgestellt hat, sind die Entdeckungen von hunderten Wissenschaftlern aus aller Welt versammelt. Zu den spektakulärsten Funden des vergangenen Jahres gehören eine Krokodilschwanzechse, eine skurril aussehende HufeisennasenFledermaus, deren Nase tatsächlich wie ein Hufeisen aussieht, eine Schneckenfresser-Schildkröte und zwei neue Maulwurf-Arten.
Die bislang unbekannte Schildkröte allerdings hat der Zoologe Montri Sumontha nicht in der Natur aufgestöbert, sondern auf einem Markt in Udon Thani im Norden von Thailand. Das Tier stammte aus einem benachbarten Kanal: „Ich verglich die Schildkröte mit einer eng verwandten Art und viele Teile beider Schildkröten unterschieden sich, etwa Muster, Farbe und Form von Panzer, Kopf und Schuppen.“
Die vietnamesische Krokodilschwanzechse lebt in den Wäldern von Südchina und Nordvietnam und ist unter anderem durch den zunehmenden Kohleabbau bedroht. Ihren Bestand schätzt der WWF auf nur noch 200 Exemplare. Wie sie sind viele der neuen Arten schon bedroht, heißt es in dem Bericht. Weitere könnten noch vor ihrer Entdeckung aussterben.