Augsburger Allgemeine (Land West)
Stadt beschließt Verbesserungen für Obdachlose
Soziales Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt bringt mehr Menschen in schwierige Situationen. Die Kapazitäten der Stadt reichen nicht mehr. Jetzt soll gegengesteuert werden
Die Stadt will die Unterbringung von Obdachlosen neu regeln und verbessern. Mehrere Unterkünfte, etwa in der Äußeren Uferstraße in Oberhausen und das Übergangswohnheim in der Johannes-RösleStraße, sind marode. Zudem drohen mittelfristig Engpässe beim Platzangebot.
Denn auch aufgrund der angespannten Wohnungssituation steigt die Zahl derer, die keine Wohnung mehr finden, berichtet Stefan Hennig aus dem Sozialreferat. Obdachlosigkeit, so Sozialbürgermeister Stefan Kiefer, habe inzwischen viele Gesichter. Es seien längst nicht mehr nur alleinstehende Männer betroffen, wobei diese im Übergangswohnheim in der Rösle-Straße, das als Erstaufnahme rund um die Uhr geöffnet hat, nach wie vor dominieren.
Doch in den 78 Wohnungen für Obdachlose, welche übers Stadtgebiet verteilt sind, leben momentan auch 32 Familien, darunter 80 Kinder. Der Anteil der Kinder hat in der vergangenen Zeit zugenommen. Die Stadt stellt sich darauf ein, künftig mehr alleinerziehende obdachlose Frauen aufnehmen zu müssen.
Zudem sei es wichtig, den Menschen auch Perspektiven aus der Obdachlosigkeit aufzuzeigen, so Kiefer. Zwar gibt es Menschen, für die kaum ein Weg aus der Obdachlosigkeit zu führen scheint. In der Johannes-Rösle-Straße lebt seit mehreren Jahren eine Frau mit psychischen Problemen, die anderweitig, etwa in einer Wohngruppe, nicht unterzubringen ist.
Doch der Stadt macht Sorge, dass Menschen – vermutlich auch aufgrund des engen Mietmarktes – heute schneller in Obdachlosigkeit geraten können als noch vor Jahren. Die Zahl der wohnungslosen Menschen, die ihre eigene Wohnung verloren haben, aber noch irgendwie bei Freunden oder Bekannten unterkommen, ist in den vergangenen Jahren gestiegen – sie sind eine Risikogruppe, irgendwann ganz ohne Dach über dem Kopf dazustehen. Die Stadt schätzt die Zahl dieser Menschen auf 400 bis 1000. „In Obdachlosigkeit geratene, an sich ,mietfähige‘ Personen erhalten zu wenig Hilfestellung, um die Unterkunft wieder zu verlassen und in selbstständiges Wohnen zurückzukehren“, so Kiefer. Dies müsse man ändern, etwa durch spezielle Betreuung.
Die Stadt plant ein Maßnahmenpaket, das mit der Sanierung von Unterkünften einhergehen soll. Geplant ist unter anderem eine eigene Unterkunft für Frauen. Diese würden aufgrund schlechter Erfahrungen oft den Gang in die gemischte Unterkunft in der Johannes-RösleStraße scheuen, so die Stadt. Die 20 Frauenplätze dort sind zudem meist belegt. Man wolle eine separate Unterkunft mit 35 bis 40 Plätzen schaffen, so Kiefer. Die ehemalige Spichererschule, die im vergangenen Winter als Winternotschlafstelle für wieder geöffnet haben. Die Stadt möchte das Übergangswohnheim künftig aber nicht mehr selbst betreiben, sondern dies einem freien oder kirchlichen Träger übergeben. So sei eine sozialpädagogische Betreuung besser möglich. Stadtrat Alexander Süßmair (Linke) hielt dagegen und stimmte als einziger gegen diesen Punkt: Es sei sinnvoll, wenn die Stadt selbst Wissen und Erfahrung in diesem Bereich habe.
In der Stettiner Straße plant das Ulrichswerk der Diözese zudem mit dem Sozialdienst Katholischer Männer den Bau und Betrieb von 60 Apartments, in denen ehemals obdachoder wohnungslose Menschen unterkommen können. Dies wird als erster Schritt in den regulären Mietmarkt gesehen. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein.
Trotz der Bemühungen ist absehbar, dass sich die Obdachlosen-Situation mittelfristig weiter verschärfen könnte. Hintergrund ist, dass von den knapp 1100 Flüchtlingen, die momentan in dezentralen Unterkünften der Stadt untergebracht sind, etwa die Hälfte bereits anerkannt ist. Sie gelten damit als sogenannte „Fehlbeleger“, weil sie eigentlich auf dem freien Wohnungsmarkt unterkommen müssten, dort aber wegen der angespannten Lage wenig Chancen haben. Man werde sich, so Kiefer, spätestens dann Lösungen überlegen müssen, wenn die Mietverträge für die Unterkünfte auslaufen – andernfalls wären auch diese Menschen von Obdachlosigkeit bedroht.