Augsburger Allgemeine (Land West)
Sind helle Autos sicherer als dunkle?
Verkehr Viele Autounfälle ereignen sich, weil ein Fahrer einen anderen übersieht. Laut einer Studie spielt die Farbe der Wagen eine Rolle. Experten aus der Region sind sich darüber uneins
Singapur
Gelbe Taxis sind seltener in Unfälle verwickelt als blaue. Das haben Wissenschaftler bei einer Untersuchung in Singapur herausgefunden. Die helle Farbe falle im Straßenverkehr stärker auf, begründen sie das Ergebnis.
Die Forscher der National University of Singapore hatten die Unfallstatistiken eines Taxiunternehmens aus drei Jahren ausgewertet. In dem südostasiatischen Stadtstaat betreibt die Firma eine Flotte von fast 17 000 gelben und blauen Fahrzeugen. Das Ergebnis der Untersuchung: Obwohl sie genauso häufig eingesetzt wurden, die gleiche Strecke zurücklegten und mit der gleichen Geschwindigkeit unterwegs waren wie die blauen, gab es mit den gelben Taxis deutlich weniger Unfälle. Pro Monat waren es bezogen auf eintausend Autos gut sechs Unfälle weniger. Das entspricht einer Minderung der Unfallwahrscheinlichkeit von neun Prozent, berichten die Forscher.
Sie schließen aus, dass der beobachtete Zusammenhang zustande kommt, weil etwa sicherere Fahrer die Farbe Gelb bevorzugen. Die Angestellten wurden den Taxis nämlich zufällig zugeteilt. Auch hinsichtlich Faktoren wie Alter, Bildung oder Arbeitszeit fanden die Wissenschaftler keinen Unterschied zwischen Fahrern gelber und blauer Taxis. Sie folgern deshalb: Die bessere Sichtbarkeit der gelben Taxis habe zur Folge, dass andere Ver- die Wagen besser wahrnähmen und die Unfälle leichter vermeiden könnten.
In Deutschland werden Angaben zur Farbe von Unfallautos von der Polizei nicht erfasst, Statistiken dazu gibt es nicht. Ob es einen Zusammenhang zwischen Lackfarbe und Unfällen gibt, kann Peter Kaiser vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten deshalb zwar nicht sicher sagen. Autos in hellen Farben seien aber schon schneller zu sehen. Grundsätzlich gelte: „Je besser ein Wagen zu erkennen ist, desto größer sind die Chancen anderer Verkehrsteilnehmer, in einer brenzligen Situation rechtzeitig zu reagieren.“Wissenschaftliche Studien zu dem Thema kommen indes zu unkehrsteilnehmer terschiedlichen Schlüssen. Während spanische Forscher ebenfalls weiße – also helle – Autos als sicherer identifizierten, fanden neuseeländische Wissenschaftler heraus, dass silberne Autos seltener in schwere Unfälle verwickelt waren als weiße. Eine Fahrt in einem braunen Wagen war dieser Studie zufolge am gefährlichsten.
Florian Hördegen, Verkehrsexperte des ADAC Südbayern, hält die pauschale Festlegung einer sicheren Autofarbe für gewagt. „Ich glaube nicht, dass die Farbe entscheidend ist“, sagt er. Zwar gebe es durchaus Situationen, in denen der Kontrast zwischen Auto und Umgebung gering sei – zum Beispiel bei grünem Fahrzeug vor grüner Wiese. Moderne Autos seien aber mit gut sichtbaren Scheinwerfern ausgestattet, die sich oft bis zum Vorderreifen zögen. „Auch von der Seite ist man dann gut zu sehen“, sagt Hördegen. Ohnehin empfiehlt Polizeioberrat Ralf Bührle vom Präsidium Schwaben Nord in Augsburg: „Ein guter Tipp ist sicherlich, auch tagsüber das Licht einzuschalten. Das kann eine weniger gut sichtbare Farbe ausgleichen und hebt sich von der Umgebung ab.“Ohnehin sei der Mensch am Steuer wohl entscheidender für das Unfallrisiko als die Lackfarbe, darin sind sich die Experten einig. Florian Hördegen vom ADAC etwa sagt: „Am besten schützt immer noch eine defensive Fahrweise vor Unfällen.“