Augsburger Allgemeine (Land West)
Noch ein Sprung höher
Gaensheimer: Chefin der NRW-Sammlung
Düsseldorf
Susanne Gaensheimer ist eine der profiliertesten Museumschefinnen und Kunstkuratorinnen in Deutschland. Die 49-jährige gebürtige Münchnerin ist seit 2009 Direktorin des Museums für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt mit einer rund 5000 Werke zählenden Sammlung. Nun soll Gaensheimer das Ruder in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, dem landeseigenen Flaggschiff der Kunst in NRW, übernehmen.
Dass die NRW-Landesregierung ihr wichtigstes Kunstmuseum nach Marion Ackermann erneut einer Frau anvertrauen will, kann durchaus mit einem Ausrufezeichen versehen werden. Beide Frauen, Ackermann und Gaensheimer, gehören seit Jahren zur Spitze der deutschen Kunstwelt – und beide managen „nebenbei“auch noch Familie und zwei Kinder. Inzwischen gilt die Landessammlung in Düsseldorf mit Spitzenwerken von Picasso bis Beuys als Sprungbrett für höhere Weihen. So wechselte Ackermann im vergangenen November in die weltweit bekannten Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Gaensheimer ist eine ausgewiesene Expertin für Gegenwartskunst. 1997 promovierte sie über den USKonzeptkünstler Bruce Nauman. Auch absolvierte sie das Independent Study Programme des renommierten Whitney Museum of American Art in New York. Nach einem Volontariat am Lenbachhaus in München wurde Gaensheimer 1999 zunächst Direktorin des Westfälischen Kunstvereins in Münster. 2001 kehrte sie ans Lenbachhaus zurück, wo sie bis 2008 die Sammlungen für Internationale Gegenwartskunst leitete.
Aufsehen erregte Gaensheimer als zweimalige Kuratorin des Deutschen Beitrags zur Biennale in Venedig. 2011 zeigte sie eine retrospektive Ausstellung zum Werk des 2010 gestorbenen Christoph Schlingensief, die mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. 2013 wählte Gaensheimer eine Stuhlinstallation des populären regimekritischen chinesischen Künstlers Ai Weiwei für Venedig aus. Gaensheimer, die als kontrolliert und distanziert beschrieben wird, gehört auch der Ankaufskommission der Bundesrepublik Deutschland an und wurde in die Findungskommission für die 14. documenta in Kassel 2017 berufen. Zudem hat sie eine Honorarprofessur an der GoetheUniversität Frankfurt inne.