Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein seltenes Jubiläum in Deutschland
Augsburgs Synagoge wird 100 Jahre alt
So oft gibt es ein solches Jubiläum in Deutschland nicht zu feiern. Viele Synagogen sind durch die Nazis und ihre Helfer zerstört worden. Augsburgs Synagoge, errichtet im Jahr 1917, wurde während des Novemberpogroms 1938 geschändet, aber nicht zertrümmert. Von 1974 bis 1985 wurde der Monumentalbau saniert. Seitdem ist die Synagoge das Zentrum der israelitischen Kultusgemeinde und Sitz des jüdischen Kulturmuseums Augsburg-Schwaben. Das 100-jährige Bestehen der Synagoge ist im diesjährigen Jahresprogramm des Museums ein immer wiederkehrender Punkt.
Extra für das Jubiläum bietet das Museum besondere Führungen an, die sich stark mit dem Gebäude der Synagoge beschäftigen. Den Auftakt macht am vierten April (dem Jubiläumstag der Synagoge) die Museumsleiterin Benigna Schönhagen. Parallel dazu gibt es drei Vorträge, die verschiedene Aspekte der Synagoge beleuchten – die Synagoge, ein Gotteshaus (fünfter April), die Synagoge, ein Baudenkmal der jüdischen Renaissance (16. Mai), die Synagoge als Heimat für das Jüdische Kulturmuseum (11. Juli). Der Festakt der israelitischen Kultusgemeinde findet am 28. Juni statt. Dazu gibt es eine Reunion von Menschen, deren Familien früher in Augsburg lebten – zuvor gab es das im Jahr der Wiedereinweihung der Synagoge.
Auch die Ausstellungen in diesem Jahr stehen zum Teil in Verbindung mit dem Jubiläum. Die Künstlerin Esther Glück wird in der ehemaligen Synagoge in Kriegshaber Erinnerungsräume gestalten (22. Juni bis 17. September), im Textilmuseum wird am 26. Juni eine Gemeinschaftsausstellung eröffnet, die die Geschichte der jüdischen Textilunternehmer-Familien Kahn und Arnold nachzeichnet (Laufzeit bis 26. November).
Dazu gibt es wieder die Vortragsreihe „Lehrhaus“und eine Ausstellung über die Schriftstellerin Paula Buber (Eröffnung am 26. April). Am morgigen Dienstag, 14. Februar, findet in Zusammenarbeit mit der Erinnerungswerkstatt Augsburg und dem Evangelischen Forum Annahof der erste von vier Workshops statt, in denen die Kursteilnehmer lernen, welche Möglichkeiten und Wege es gibt, an die Menschen zu erinnern, die Opfer des Nationalsozialismus geworden sind. Der Workshop findet im Seminarraum des Jüdischen Kulturmuseums statt und beginnt um 19 Uhr.