Augsburger Allgemeine (Land West)
Kurz informiert: Die Geschichte des Westheimer Schlosses
● Eine Karte aus dem Jahr 1590 ist der älteste Beleg für das einstige Schloss, neben dem bereits 1587 die Kapelle er richtet wurde. ● Da die Grundherrschaft der Augsbur ger Patrizierfamilie Langenmantel be reits seit dem 14. Jahrhundert in West heim nachgewiesen werden konnte, ist davon auszugehen, dass eben diese auch die Erbauer des Schlosses gewesen sein muss. In den Geschichtsbüchern wird gemutmaßt, dass die Familie Langen mantel nach 1561 – in diesem Jahr wur den die Familienmitglieder zur Familie Langenmantel von Westheim geadelt – einen diesem Titel angemessenen Adelssitz errichten wollten. ● Im Katasterplan der Familie Langen mantel aus dem Jahr 1692 präsentiert sich das Schloss als mehrstöckiger Bau mit quergestellten Giebeln. Auch der Wassergraben, der das Schloss auf vier Seiten umgab und es zum Wasser schloss machte, war deutlich zu sehen. Auf Zeichnungen aus derselben Zeit wird stets ein zweites Schloss, das Neue Schloss sichtbar, das heute das Not burgaheim darstellt. Mit Blick auf einen Grundrissplan aus dem Jahr 1750 wird die Vermutung auch grafisch untermau ert, dass außerhalb der Mauer ein grö ßeres Schloss entstanden sein muss. ● Mit dem Ende des Alten Reiches war auch das Ende der Feudalherrschaft der Langenmantel besiegelt. Vermutlich verkaufte Joseph Anton von Langen mantel aus eben diesen Gründen das Schlossareal im Jahr 1837 für 65 000 Gulden an Joseph Weiß. Bis 1861 folgte ein rascher Wechsel der Besitztümer, bis in eben diesem Jahr Friedrich von Rehlingen die Anlage erwarb. Doch auch die Zeiten des Schlosses als Wohn sitz sollten vergleichsweise schnell der Vergangenheit angehören, wurde doch das Areal in kleinen Stücken weiter verkauft. ● 1927 kaufte Prälat Georg Wagner das Neue Schloss für 100 000 Mark und legte damit den Grundstein für die heuti ge Nutzung. Wagner gründete nämlich eben dort ein Heim für „invalide“Haus angestellte – das Notburgheim. Erst im Jahr 1959 gingen auch das Alte Schloss, die Kapelle und der Garten für 108 000 Mark an das Notburgaheim, das bereits zu dieser Zeit zum Senioren und Pflegeheim geworden ist. Im Jahr 1972 war dann ein wahrlich schwarzer Tag für die Freunde der Historie. In die sem Jahr wurde das Alte Schloss – zu gunsten eines Erweiterungsbaus – abge rissen, ohne dass historische Spuren gesichert werden konnten. 1997 wurde das Notburgaheim abermals erweitert und saniert. ● Die Schlosskapelle St. Cosmas und Damian, die im Jahr 1587 vermutlich von Carl Langenmantel errichtet wurde und die heute noch ihre Tore geöffnet hat, ist das älteste Gebäude des Stadtteils von Neusäß. Ihren Namen hat sie von den Schutzpatronen der Ärzte bekom men. In ihrer ursprünglichen Form war die Kapelle bereits mit einem Rippenge wölbe und Spitzbogenfenstern ausge stattet und weist damit deutliche spätgo tische Züge auf. Konsolen und Lor beerstämme weisen indes auf die Zeit der Renaissance hin. Ursprünglich war die Kapelle 4,5 Meter kürzer. Mit dem Aus bau im Jahr 1777 zog auch ein Weih nachtsaltar im Rokoko Stil ein. Eine wei tere Sanierung der Kapelle fand im Jahr 1961 statt. Die Madonna, der alte Kreuzweg und ein Grabdenkmal bil den die Besonderheiten der Kapelle. Quelle: „Westheim – Ein Ort im Wan del der Zeit“, herausgegeben vom Orts geschichtlichen Arbeitskreis Westheim.