Augsburger Allgemeine (Land West)
Deutsche mögen keine Populisten
Studie Im Vergleich zu anderen EU-Staaten sind die Wähler hier am wenigsten empfänglich für populistische Sprüche
Donald Trumps Erfolg hat auch in Europa den PopulismusAlarm ausgelöst. Reicht es schon, mit lauten Parolen umherzuwerfen, um Erfolg zu haben? Zählen Sprüche mehr als Fakten? Fakt ist: In vielen europäischen Ländern feiern Populisten Erfolge. Auch die AfD hat zuletzt bei allen Landtagswahlen gute Ergebnisse eingefahren. Ist das erst der Anfang? Nicht unbedingt. Denn in keinem der großen EUStaaten sind die Menschen weniger empfänglich für populistische Politik als in Deutschland: Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung des britischen Instituts YouGov.
Etwa 18 Prozent der Wähler in Deutschland teilen politische Überzeugungen, die von Parteien wie der AfD bedient werden. Im Vergleich zu anderen Gesellschaften ist das wenig. In Polen zum Beispiel ist es mit 78 Prozent die überwältigende Mehrheit, in Frankreich sind 63 Prozent und in den Niederlanden 55 Prozent der Wähler empfänglich für die einfachen Botschaften von Populisten.
Ein genauerer Blick zeigt, dass das Alter eine entscheidende Rolle spielt: Je älter die deutschen Wähler sind, umso größer sei ihre potenzielle Sympathie für Parteien wie die AfD. Populistische Ideen sind zudem eher für Menschen mit einem mittleren Bildungsniveau attraktiv als für weniger gebildete. Und: Unter dem Strich neigen weitaus mehr Männer dem Populismus zu als Frauen – 65 Prozent verglichen mit 35 Prozent.
Aber was bedeutet es eigentlich, empfänglich für populistische Positionen zu sein? In der Studie haben die Wissenschaftler nach bestimmten Grundüberzeugungen gefragt: Wer eine ablehnende Haltung zur EU, generelle Vorbehalte gegen Einwanderung, eine kritische Haltung gegenüber der gängigen Formulierung der Menschenrechte sowie eine Präferenz für eine robuste, auf nationale Interessen fokussierte Außenpolitik hat, sieht sich oft von populistischen Parteien verstanden. Mit diesen Kriterien können sowohl rechts- als auch linkspopulistische Tendenzen erfasst werden. Anders als in anderen Ländern, in denen Linkspopulismus verbreitet ist, gehören die deutschen Wähler, die populistischen Parteien ihre Stimme geben könnten, der Studie zufolge fast ausschließlich dem rechten Rand an. „Während wir in anderen EU-Ländern, vor allem in Frankreich, starke Tendenzen hin zu einem autoritären Populismus sehen, stellt sich Deutschland als das widerstandsfähigste Land heraus“, sagte Joe Twyman, Forschungsdirektor von YouGov.
Für etliche EU-Länder sehen die Demoskopen ein wachsendes Wählerpotenzial, aus dem Kräfte wie die Anti-EU-Partei Ukip in Großbritannien oder der Front National in Frankreich schöpfen könnten.