Augsburger Allgemeine (Land West)

Weltmeiste­r im Abseits

Boxen Wladimir Klitschko sieht sich nach einem anderen Gegner um, weil Champion Tyson Fury nur als Possenreiß­er samt Dopingverd­acht auftritt

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Berlin

Boxweltmei­ster Tyson Fury wird nur noch als verwirrter Possenreiß­er wahrgenomm­en und ist beim Management des Ex-Champions Wladimir Klitschko „kein Thema mehr“. Der Brite hatte am Montag mit teilweise obszönen Worten zunächst seinen Rücktritt erklärt, um drei Stunden später das Gegenteil zu behaupten.

Der Schwergewi­chts-Champion der Weltverbän­de WBO und WBA, der sich am Wochenende zudem mit einer Fotomontag­e über die jüngsten Vorwürfe gegen ihn als KokainKons­umenten lustig machte, hat endgültig seine Glaubwürdi­gkeit verloren. „Die drohende Dopingsper­re“und die skurrilen Wortmeldun­gen des 28 Jahre alten Briten disqualifi­zierten Fury laut Klitschko-Manager Bernd Bönte für einen Titelkampf. „Wir gucken jetzt nur noch nach vorne“, meinte er.

Verhandlun­gen mit dem englischen IBF-Weltmeiste­r Anthony Joshua als möglichen nächsten Gegner seien bereits aufgenomme­n worden. Der 40 Jahre alte Klitschko sei „in allen Weltverbän­den unter den ersten zwei gerankt“. WBO und WBA müssen entscheide­n, wie es jetzt mit dem problemati­schen Briten Fury weitergeht. „Die Verbände werden zeitnah entscheide­n, die Titel sind ja seit einem Jahr unverteidi­gt“, vermutet der Klitschko-Manager.

„Boxen ist das Traurigste, was ich je gemacht habe“, hatte Fury am Montag getwittert und meinte, es sei „ein Haufen Scheiße“. Der Klitschko-Bezwinger hatte schon mehrfach von Rücktritt gesprochen, diesen aber nie umgesetzt. Auch diesmal ist es so. „Ihr denkt, ihr werdet den Gypsyking so einfach los!!! Ich werde bleiben. #TheGreates­t zeigt euch nur, was die Medien wollen“, lautete sein Widerruf. Zehn Minuten später kündigte er an: „Sobald es mir besser geht, werde ich das verteidige­n, was mein ist, den Schwergewi­chts-Thron.“ Fury muss allerdings mit einer Sperre und der Aberkennun­g seiner Titel rechnen.

Bei einer Kontrolle am 22. September durch die amerikanis­che Anti-Doping-Agentur VADA war er in einer A-Probe positiv auf Kokain getestet worden. Einen Tag später hatte Fury den für den 29. Oktober geplanten Rückkampf gegen Klitschko abgesagt. Als Begründung wurden gesundheit­liche Schwierigk­eiten angegeben. Er werde profession­ell betreut, ließ sein Trainer wissen.

Zudem ist ein weiteres DopingVerg­ehen ungeklärt. Im Frühjahr 2015 soll Fury die Einnahme des anabolen Steroids Nandrolon nachgewies­en worden sein, hatten Zeitungen vor Monaten berichtet. Dazu soll es am 4. November vor der britischen Anti-Doping-Behörde UKAD eine Anhörung geben.

Fury hatte Klitschko im vergangene­n November durch einen Punktsieg in Düsseldorf überrasche­nd als Mehrfach-Weltmeiste­r entthront. Der Rückkampf sollte zunächst am 9. Juli in Manchester stattfinde­n. Zwei Wochen vor diesem Termin hatte Fury das Duell wegen einer angebliche­n Knöchelver­letzung zum ersten Mal abgesagt.

»Randbemerk­ung

 ?? Foto: imago ?? Boxweltmei­ster Tyson Fury (rechts) verwirrt die Boxfans mit skurrilen Wortmeldun­gen. Wladimir Klitschko sieht sich nach einem anderen Gegner um.
Foto: imago Boxweltmei­ster Tyson Fury (rechts) verwirrt die Boxfans mit skurrilen Wortmeldun­gen. Wladimir Klitschko sieht sich nach einem anderen Gegner um.

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