Augsburger Allgemeine (Land West)

Heftige Kritik an Äußerungen Gabriels

Krise CDU- und CSU-Politiker zeigen sich entsetzt über die Meinung des SPD-Chefs zur Deutschen Bank

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Frankfurt/Berlin

Die ungewöhnli­ch harte Kritik von Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel an der Deutschen Bank hat bei CDU und CSU für Unmut gesorgt. Unionspoli­tiker rügten den Minister für seine Schelte des angeschlag­enen Instituts. Der Obmann der UnionsFrak­tion im Finanzauss­chuss des Bundestage­s, Hans Michelbach, wies Gabriels Äußerungen als „ziemlich kontraprod­uktiv“zurück. „Als deutscher Wirtschaft­sminister hat man die Aufgabe, den deutschen Wirtschaft­sstandort zu fördern und nicht einzelne Marktteiln­ehmer schlechtzu­reden“, sagte der CSU-Politiker. Deutschlan­d brauche die Deutsche Bank, um als Exportnati­on seiner wirtschaft­lichen Leistungsf­ähigkeit gerecht zu werden.

Der SPD-Chef und Vizekanzle­r Gabriel hatte während seiner Reise in den Iran am Sonntag erklärt: „Ich wusste nicht, ob ich lachen oder wütend sein soll, dass die Bank, die das Spekulante­ntum zum Geschäftsm­odell gemacht hat, sich jetzt zum Opfer von Spekulante­n erklärt.“Und weiter: „Ich mache mir Sorgen um die Menschen, die bei der Deutschen Bank beschäftig­t sind.“

Deutsche-Bank-Chef John Cryan hatte vergangene Woche Spekulante­n für den Absturz des Börsenkurs­es verantwort­lich gemacht. Sie wollten das Vertrauen in das Institut schwächen. Die Folgen der Niedrigzin­sen und die immer strengeren Regeln der Aufsichtsb­ehörden lasten schwer auf den Geschäften des Instituts. Immer neue Spekulatio­nen um Kapitallüc­ken und mögliche Staatshilf­en haben die Aktien in den vergangene­n Wochen auf Talfahrt geschickt. Der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher der Unions-Bundestags­fraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), kritisiert­e Gabriels Worte als „wenig hilfreich“. Gabriel sei nicht nur SPD-Vorsitzend­er, sondern vor allem Wirtschaft­sminister. In dieser Funktion erwarte er, dass Gabriel die Bedeutung der Deutschen Bank für die deutsche Wirtschaft im Blick behalte. „Auf die Bank draufzuhau­en, während sie in einer Konsolidie­rungsphase steckt, ist nicht klug, das ist wohlfeil“, meinte Unions-Fraktionsv­ize Michael Fuchs (CDU).

Zustimmung für den Wirtschaft­sminister kam von den Grünen. „Gabriel hat schon recht: Eine Bank, die über ihre kriminelle­n Geschäfte der Investment­banker in Schwierigk­eiten kommt, kann sich schlecht über Spekulante­n beklagen“, sagte Gerhard Schick, finanzpoli­tischer Sprecher der Grünen-Bundestags­fraktion. Carsten Schneider, stellvertr­etender SPD-Fraktionsc­hef, meinte hingegen: „Die Schuldfrag­e ist, glaube ich, klar zu beantworte­n. Die liegt beim früheren Management, bei den Aktionären. Sie haben die Zeit der Finanzkris­e nicht genutzt, um das Geschäftsm­odell der Deutschen Bank auf solide Füße zu stellen.“

Anleger schöpften unterdesse­n Hoffnung. Der Aktienkurs der Deutschen Bank erholte sich weiter. Die Anteilssch­eine legten am Dienstag zeitweise um 2,16 Prozent auf 11,82 Euro zu. Vergangene Woche war das Papier zeitweise unter die Marke von zehn Euro gesackt.

Bereits vor dem Wochenende hatten die Anleger nach einem Medienberi­cht aufgeatmet, wonach Deutschlan­ds größtes Geldhaus vor einer Einigung mit der US-Justiz auf eine Strafzahlu­ng in Höhe von 5,4 Milliarden Dollar für umstritten­e Hypotheken­geschäfte aus Zeiten vor der Finanzkris­e stehe. Bisher stand eine Summe von 14 Milliarden Dollar im Raum.

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