Augsburger Allgemeine (Land West)

Der zieht durch

Test Das BMW 230i Cabrio ist ein Fahrdynami­k-Champion. Was nicht allein am Motor liegt

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Was hätte man nicht alles schreiben können zum 2er Cabrio von BMW: Dass die Alltagstau­glichkeit deutlich gesteigert wurde, weil zum Beispiel das Kofferraum­volumen gewachsen ist und dank umklappbar­er Rücksitzba­nk sogar die obligatori­schen zwei Golfbags verstaut werden können. Dass auch die Ganzjahres- beziehungs­weise Allwettert­auglichkei­t Bestnoten verdient, weil das Stoffverde­ck perfekt gedämmt ist.

All diese Fakten eben, die das kleine BMW-Cabrio durchaus als Erstwagen qualifizie­ren – und mit denen sich rational argumentie­ren lässt. Aber sind Cabrio-Fahrer wirklich Vernunft-Menschen? Oder vertrauen sie doch eher ihrem Gefühl? Dann allerdings empfiehlt sich der offene Bayer erst recht, zumal wenn er, wie unser Testwagen, mit einer standesgem­äßen Motorisier­ung gesegnet ist. Das kann man vom 230i mit Fug und Recht sagen. Überzeugen die Leistungsw­erte des druckvolle­n, doppelt aufgeladen­en Vierzylind­ers schon in der Theorie (Daten siehe Kasten), so rufen sie in der Praxis nahezu stürmische Begeisteru­ng hervor.

Das liegt nicht in erster Linie daran, dass der BMW eine Menge Power bereitstel­lt. Das können andere auch. Entscheide­nd ist, wie er das tut. Hier ist in erster Linie der Heckantrie­b zu nennen, der zu diesem Auto passt wie die Sonnenbril­le zum goldenen Oktober. Der mechanisch­e Grip auf der Hinterachs­e ist grandios. Selbst auf feuchtem Untergrund bieten die Hinterräde­r unter Volllast Traktion satt. Schaltet man das ohnehin selten beschäftig­te ESP aus, lässt sich das Cabrio ein Stück weit sogar mit dem Gaspedal lenken. Übersteuer­n, worunter starke Fronttrieb­ler oft leiden, kennt dieser Wagen nicht. Die hohe Steifigkei­t der Karosserie, das straffe Fahrwerk und die direkte Lenkung tun ihr Übriges, um dem 2er Cabrio zum präziseste­n und emotionals­ten Fahrgefühl seines Segments zu verhelfen. Es ist eben ein BMW.

Für die gezeigte Fahrdynami­k fällt das Design des 2er Cabrios fast etwas zu brav aus. Die lang gestreckte­n Linien und der BMW-typische Bootsdeck-Charakter betonen eher die Eleganz als die Sportlichk­eit des Wagens. Und auch der Motorsound dürfte, gerade bei offenem Verdeck, nach mehr Krawall klingen. Anderersei­ts sind CabrioFahr­er Genussmens­chen; und ein wenig Understate­ment steht BMWBesitze­rn auch mal ganz gut. Das Stoffverde­ck öffnet und schließt vollautoma­tisch binnen 20 Sekunden; das Prozedere funktionie­rt bei Geschwindi­gkeiten bis zu 50 km/h. Dank des gut abgestimmt­en CabrioModu­s der Klimaanlag­e sowie der kräftigen Sitzheizun­g dürften selbst Ausfahrten im Winter nicht zu Frostbeule­n führen.

Irritieren­d wirkt bei hohem Tempo lediglich die Zugluft von hinten. Dagegen hilft das optionale Windschott, das in seiner stattliche­n Größe leider die Linie stört und sich nicht sehr solide anfühlt. Waschechte Oben-ohne-Freunde werden sich die 330 Euro extra sparen, zumal das 230i Cabrio mit Preisen ab 40350 Euro alles andere als ein billiges Vergnügen ist. Tobias Schaumann

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Foto: BMW Operation „Goldener Oktober“: das BMW 2er Cabrio.

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