Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Müll-Mann

Umwelt Mit einem kuriosen Kostüm macht ein Amerikaner Menschen auf Abfälle aufmerksam

- VON CHRISTINA HELLER

New York

Rob Greenfield ist eigentlich recht schmal, doch wer ihn gerade durch die Straßen New Yorks gehen sieht, denkt eher, das Michelin-Männchen vor sich zu haben oder einen Astronaute­n im Raumanzug. Denn der amerikanis­che Umweltakti­vist hat sich zu einem Experiment entschiede­n. In großen Plastiksäc­ken, die er an einem speziellen Anzug überall am Körper trägt, sammelt er allen Müll, den er produziert – einen Monat lang. Damit angefangen hat er am 19. September und schon jetzt sind die Plastiksäc­ke, die ihn umgeben, ziemlich voll. „Es wird immer schwierige­r, sich zu bewegen“, sagt er.

Der durchschni­ttliche Amerikaner produziere am Tag etwa zwei Kilo Müll, sagt Greenfield. Er selbst achte normalerwe­ise darauf, so gut wie keinen zu verursache­n. „Die meisten Menschen denken gar nicht über ihre Abfälle nach. Wenn sie einmal im Mülleimer gelandet sind, gilt das Prinzip: aus den Augen, aus dem Sinn“, meint der Umweltakti­vist. Genau deshalb habe er sich dazu entschiede­n, all seinen Müll am Körper zu tragen.

Die Idee zu dem Projekt kam ihm vor etwa zwei Jahren. „Wir leben in einer Zeit, in der es so einfach ist, sich gar keine Gedanken darüber zu machen, wie unser Handeln unser Umfeld oder die Erde beeinfluss­t“, sagt er zur Erklärung. Das möchte er ändern: Er will seine Mitmensche­n zum Nachdenken bringen.

Zeigefinge­r-Botschafte­n und mahnende Worte liegen ihm fern, er setzt auf Kuriosität: „Ich versuche, unterhalte­nd zu bleiben. So kann ich Menschen erreichen, die sich gar nicht für soziale oder ökologisch­e Themen interessie­ren. Und um Leute darauf aufmerksam zu machen, wie viel Müll wir produziere­n, gibt es keine bessere Art, als ihn immer bei mir zu tragen“, erklärt er.

Bisher scheint seine Überlegung aufzugehen. Denn unterhalte­n sind die Menschen, wenn sie Greenfield in seinem Müll-Anzug treffen. „Auch wenn mich manche wahrschein­lich für verrückt halten, treffe ich viele Leute, die die Idee witzig finden und Fotos von mir machen“, berichtet er. Inzwischen werde er überall in New York erkannt. Das freut ihn.

Ein durchschni­ttlicher Deutscher produziert am Tag übrigens 1,2 Kilogramm Müll – er liegt damit etwas über dem europäisch­en Mittel. Das liegt bei 1,15 Kilo Abfall am Tag, wie Zahlen des statistisc­hen Amtes der Europäisch­en Union zeigen.

 ?? Foto: Living on One, Gary Bencheghib ?? Rob Greenfield trägt allen Müll, den er produziert, mit sich – auch in der New Yorker U-Bahn.
Foto: Living on One, Gary Bencheghib Rob Greenfield trägt allen Müll, den er produziert, mit sich – auch in der New Yorker U-Bahn.

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