Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Müll-Mann
Umwelt Mit einem kuriosen Kostüm macht ein Amerikaner Menschen auf Abfälle aufmerksam
New York
Rob Greenfield ist eigentlich recht schmal, doch wer ihn gerade durch die Straßen New Yorks gehen sieht, denkt eher, das Michelin-Männchen vor sich zu haben oder einen Astronauten im Raumanzug. Denn der amerikanische Umweltaktivist hat sich zu einem Experiment entschieden. In großen Plastiksäcken, die er an einem speziellen Anzug überall am Körper trägt, sammelt er allen Müll, den er produziert – einen Monat lang. Damit angefangen hat er am 19. September und schon jetzt sind die Plastiksäcke, die ihn umgeben, ziemlich voll. „Es wird immer schwieriger, sich zu bewegen“, sagt er.
Der durchschnittliche Amerikaner produziere am Tag etwa zwei Kilo Müll, sagt Greenfield. Er selbst achte normalerweise darauf, so gut wie keinen zu verursachen. „Die meisten Menschen denken gar nicht über ihre Abfälle nach. Wenn sie einmal im Mülleimer gelandet sind, gilt das Prinzip: aus den Augen, aus dem Sinn“, meint der Umweltaktivist. Genau deshalb habe er sich dazu entschieden, all seinen Müll am Körper zu tragen.
Die Idee zu dem Projekt kam ihm vor etwa zwei Jahren. „Wir leben in einer Zeit, in der es so einfach ist, sich gar keine Gedanken darüber zu machen, wie unser Handeln unser Umfeld oder die Erde beeinflusst“, sagt er zur Erklärung. Das möchte er ändern: Er will seine Mitmenschen zum Nachdenken bringen.
Zeigefinger-Botschaften und mahnende Worte liegen ihm fern, er setzt auf Kuriosität: „Ich versuche, unterhaltend zu bleiben. So kann ich Menschen erreichen, die sich gar nicht für soziale oder ökologische Themen interessieren. Und um Leute darauf aufmerksam zu machen, wie viel Müll wir produzieren, gibt es keine bessere Art, als ihn immer bei mir zu tragen“, erklärt er.
Bisher scheint seine Überlegung aufzugehen. Denn unterhalten sind die Menschen, wenn sie Greenfield in seinem Müll-Anzug treffen. „Auch wenn mich manche wahrscheinlich für verrückt halten, treffe ich viele Leute, die die Idee witzig finden und Fotos von mir machen“, berichtet er. Inzwischen werde er überall in New York erkannt. Das freut ihn.
Ein durchschnittlicher Deutscher produziert am Tag übrigens 1,2 Kilogramm Müll – er liegt damit etwas über dem europäischen Mittel. Das liegt bei 1,15 Kilo Abfall am Tag, wie Zahlen des statistischen Amtes der Europäischen Union zeigen.