Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Rathaus lässt die Hüllen fallen
Großbaustelle 1100 Quadratmeter Folie verbargen das historische Gebäude, während dahinter saniert wurde. Der Blick auf die Schokaladenseite des Gebäudes ist nun bald wieder frei. Was im nächsten Jahr geplant ist
Stück für Stück zeigt sich das Augsburger Rathaus auf seiner Schokoladenseite bald im neuen Anstrich. Die Westfassade, die zum Rathausplatz zeigt, ist in den zurückliegenden Monaten in großem Stil saniert worden. Von den Arbeiten selbst bekamen Augsburger und Touristen vergleichsweise wenig mit, da eine am Baugerüst angebrachter Folie den Blick auf etwas anderes lenkte: Auf der 1100 Quadratmeter großen Folie war das Rathaus im 1:1-Format abgebildet. Diese Bahnen werden seit Montag abgetragen. Auch eine zusätzliche Schutzfolie wird entfernt. Was damit passiert, ist noch nicht geklärt. Die Stadt hat Ideen, zeigt sich aber auch aufgeschlossen für weitere Vorschläge.
Das Baugerüst wird in dieser Woche abgebaut. Noch hat die Stadt keine Abrechnung, wie hoch die Kosten für die Sanierung der Rat- haus-Westfassade liegen. Anfangs waren Ausgaben von 220000 Euro benannt worden. Dieser Betrag hat sich erhöht. „Die Sanierung der Zirbelnuss mit 48 000 Euro und die Folie mit 10000 Euro haben zu Mehrkosten geführt“, sagt Elisabeth Rosenkranz, Pressesprecherin der Stadt.
Im nächsten Jahr sollen die Arbeiten am Rathaus fortgesetzt werden. Laut Baureferent Gerd Merkle ist vorgesehen, auf den drei anderen Seiten des Gebäudes die Fenster zu sanieren. Zudem soll das Dach des Rathauses erneuert werden.
Nun geht es für die Stadt darum, die Folie, die am Rathaus nicht mehr benötigt wird, sinnvoll einzusetzen. Sie gehört dem Hochbauamt der Stadt. Was von außen nicht wahrnehmbar sein dürfte, ist das immense Gewicht der Folie. Sie wiegt 530 Kilogramm, also mehr als eine halbe Tonne. Die Folie besteht aus sechs einzelnen Bahnen und besteht aus PVC-Mesh (Stoffdicke 300 Gramm pro Quadratmeter).
Was mit ihr passiert, darüber entscheidet die Stadt. Für das Thema „Upcycling“von Werbematerialien, also die Verarbeitung zu neuen Produkten, gibt es diverse kommunalrechtliche Vorgaben. Es liegen bereits mehrere Anfragen zur Wiederverwendung der Folie vor. Da es sich aber insgesamt um eine riesige Materialmenge von rund 1100 Quadratmetern handelt, wäre es wünschenswert, wenn sich mehrere Upcycling-Ideen realisieren ließen.
Elisabeth Rosenkranz sagt dazu: „Bei uns sind in den vergangenen Monaten verschiedene Anfragen eingegangen. Sie reichen von der Fertigung von Taschen bis hin zur Verwendung als Bezug für Liegestühle.“Von Seiten der FCA-Fans wurde der Wunsch geäußert, das Transparent für eine „Choreo“im Fanblock zu verwenden. Dafür sei die Plane aufgrund der Materialstärke und des Gesamtgewichts allerdings – zumindest in Gänze – ungeeignet, heißt es bei der Stadt.
Die Stadt Augsburg ist nach eigener Aussage für jeden Vorschlag offen. Es sollte sich aber um eine nachhaltige Wiederverwertung handeln, die möglichst vielen Bürgern zugutekommt und im besten Fall einem guten Zweck gerecht wird. Ausgeschlossen wird von der Stadt, die Folie zu kommerziellen Zwecken zu vermarkten.
Sprecherin Elisabeth Rosenkranz sagt: „Denkbar wäre zum Beispiel die Produktion einer Serie an Einkaufstauschen. Wenn diese für einen guten Zweck weiterverkauft werden könnten und der Erlös einer gemeinnützigen Augsburger Organisation zugutekäme, wäre dies nach Ansicht der Stadtverwaltung eine tolle Sache.“Man darf also gespannt sein...