Augsburger Allgemeine (Land West)
Auf dem Weg nach oben
Der Mensch kann gar nicht früh genug damit beginnen, über das Leben danach nachzudenken. Vorsorge und Planung ist nicht alles, aber erleichtert vieles.
Fragen Sie Thomas Häßler. In seinem ersten Leben ein großartiger Fußballer. Beliebt, berühmt, gut bezahlt. Hat in der Nationalmannschaft gewirbelt, stand im Weltmeisterteam von 1990. Trug das Trikot von großartigen Vereinen wie dem 1. FC Köln, Juventus Turin, AS Rom, Karlsruher SC, Borussia Dortmund, 1860 München.
Aber im Leben nach der Sportler-Laufbahn? Verlor der Dribbelkünstler etwas den Ballkontakt. Große Karriere als Trainer? Hat nicht geklappt. In Köln haben sie ihn mal als Techniktrainer eingesetzt. Dann war er im Iran. Bei Padideh Maschad, einem Erstligisten, immerhin. „Eine gute Erfahrung“, sagt Thomas Häßler rückblickend. Das erinnert an den großen Monty-Python-Hit: „Always Look On The Bright Side Of Life“– hab’ immer die Sonnenseite des Lebens im Blick. Perfektes Motto, wenn man im Iran sitzt und sieben Monate lang auf das Gehalt wartet.
Der Fernsehsender RTL, für den Häßler in diesem Frühjahr tanzte, wird wohl eine bessere Zahlungsmoral gezeigt haben. Und „Icke“wird auch die Auftritte bei „Let’s dance“bestimmt als gute Erfahrung verbucht haben.
Zumal damals schon feststand, dass er ab dem Sommer eine feste Anstellung haben wird. Im Fußball! Als Trainer! Dass es nur die Truppe des Achtligisten Italia Berlin ist, die er auf Vordermann bringen soll – geschenkt. Einer wie Thomas Häßler ist auch über einen solchen Job froh. Denn daheim habe er nur die Wand angestarrt und es war das einzige Angebot, das ihm vorlag. Erzählte er in naiver Offenheit bei der Vorstellung als Italia-Coach.
Jetzt hat die Saison begonnen – und es läuft gut. Zwei Spiele, zwei Siege. Am vergangenen Wochenende, beim zweiten Saisonspiel, hat Häßlers Mannschaft sogar Schlagzeilen gemacht. Kleine, aber immerhin. Das Berliner Boulevardblatt B.Z. titelte: „Häßler zwingt Gegner zur Aufgabe“. Wow!
Im Text allerdings erfährt der geneigte Leser: Es waren die hohen Temperaturen und die Tatsache, dass sie mit nur zehn Mann angetreten waren, die den Italia-Gegner VfB Hermsdorf II zur Aufgabe in der Halbzeit bewogen haben. Da Italia zu dem Zeitpunkt mit 7:0 führte, bestand kaum noch Hoffnung auf eine Trendwende. War halt auch eine gute Erfahrung für die Hermsdorfer.
Und Thomas Häßler? Soll Italia in den nächsten acht bis zehn Jahren in die dritte Liga führen. Die ersten Schrittchen sind gemacht. Viel Glück auf dem weiteren Weg nach oben, Icke.