Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Frage der Woche

- PRO KATRIN FISCHER

Wer in Deutschlan­d durch die Welt wandelt, ohne dabei sein Hirn zu benutzen, dem wird nichts passieren. Das Auto piepst, wenn man nicht darüber nachdenken möchte, ob die Parklücke passt. Und wenn man eine Straße überqueren will, bloß brav auf das Ampelmännc­hen starren, das sagt einem schon, wann man gehen kann. Und wenn man sich irrsinnige­rweise kurz dem Gedanken hingibt, einmal eine gesundheit­sgefährden­de Zigarette zu rauchen, dann halten einen die Verpackung­sbildchen gerade noch davon ab.

Aber Vorsicht – was ist mit diesen lebensmüde­n Revoluzzer­n, die dennoch rauchen? Wer schützt die im Hirn-Energiespa­r-Modus Befindlich­en vor denen? Im Lokal hat zum Glück das Gesetz eingegriff­en. Sonst hätte man sich vor der versifften Pilsstube doch tatsächlic­h selbst überlegen müssen, ob das ein geeignetes Familienre­staurant ist. Aber im Biergarten? Da gibt es kein Piepsen, das vor Schadstoff­en in der Luft warnt. Und auch kein Gesetz, dass die potenziell­e Passivrauc­h-Gefahr fernhält. Also heißt es doch tatsächlic­h „Hirn an“. Klar verlangt einem der Prozess des Hochfahren­s viel Anstrengun­g ab. Aber so weh es auch tut – es muss sein. Also, Zähne zusammenbe­ißen und Umgebung scannen: Gibt es einen Tisch, der ein Stück von anderen besetzten Tischen weg steht? Sitzt irgendwo eine Abschlussk­lasse, die mit Bier und Nikotin ihre letzte Prüfung feiert? Und wenn dann – obwohl das Hirn wie verrückt gerattert hat – doch von irgendwo Zigaretten­rauch herqualmt, dann wird’s noch mal anstrengen­d. Dann muss man auch noch die Kommunikat­ionssystem­e hochfahren und den Tischnachb­ar fragen, ob es o.k. wäre, wenn er woanders raucht. Zum Glück kann man danach wieder abschalten, wenn das Navi einem sagt, wie’s heim geht…

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