Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Westheimer Feuerwehr bekommt eine Übergangshalle
Die Einsatzkräfte bekommen ein neues Gerätehaus. Es drohte das Szenario, dass die Wehr während der Bauzeit abgemeldet werden muss. Diese Gefahr ist nun gebannt.
Lieber die teurere Lösung mit kalkulierbaren Kosten, als eine günstigere Lösung mit einem möglichen Fass ohne Boden. Dafür haben sich die Neusässer Stadträte bei der Frage entschieden, wo die Westheimer Feuerwehr während der Bauzeit des neuen Gerätehauses unterkommen soll. Die Mannschaft aus dem Neusässer Stadtteil bekommt eine provisorische Halle auf dem ehemaligen Mineralöllager beim Bahnhof in Westheim. Damit soll die Gefahr vermieden werden, dass die Westheimer Feuerwehr in der dreijährigen Bauzeit bei der Alarmierung abgemeldet werden muss. Das Interesse der Mitglieder der Westheimer Feuerwehrleute an diesem Thema ist natürlich groß. Es nahmen nicht nur zahlreiche Vertreter an der Ausschusssitzung im Rathaus teil, Vertreter der Feuerwehr hatten sich in letzter Minute in Gesprächen mit der Stadtverwaltung um eine für alle Seiten gute Lösung des Problems bemüht. Julian Varga vom Bauamt lobte die Zusammenarbeit: „Das ist eine tolle Mannschaft in Westheim.“Umso mehr war den Stadträtinnen und Stadträten daran gelegen, zu verhindern, dass das Team in den Jahren der Bauzeit ausdünnt und engagierte Leute verliert.
Bürgermeister Richard Greiner sprach von einer „Gemengelage“in Westheim. Es gebe nach vielen Jahren der Stagnation endlich die Chance, in dem Stadtteil bei der Umgestaltung voranzukommen. In Westheim sollen bekanntlich die Schule und das Feuerwehrhaus neu gebaut werden. Für die Schule hat man sich bereits auf eine Zwischenlösung geeinigt, allerdings mit einer zeitlichen Verzögerung. 2024 wird mit dem Umzug der Grundschule in eine zeitweilige Containerschule auf der Seitz-Wiese gerechnet. Dort soll die Schule dann rund drei Jahre bleiben. Preistreiber sind die wegen der Ukraine-Krise auf dem derzeitigen Markt stark nachgefragten und schwer zu bekommenden Container.
Wie aktuell soll im neuen Schulgebäude wieder Platz für die Westheimer Feuerwehr geschaffen werden. Lange Zeit sah es so aus, als ob die Wehr für den Übergang in der Lagerhalle eines großen Westheimer Handwerksbetriebs ein Zuhause finden würde. Doch der Handwerksbetrieb hat mitgeteilt, dass er wegen der gestörten Lieferketten durch den Krieg komplett auf Lagerhaltung
umstellen müsse. Drei Alternativlösungen lagen nun auf dem Tisch: Eine Angliederung an das Feuerwehrhaus Neusäß, das allerdings ebenfalls bald zur Großbaustelle wird. Diese Lösung schied für die Stadträte schnell aus. Durch die räumliche Enge mit der Neusässer Feuerwehr seien Probleme und Konflikte vorprogrammiert. Außerdem sei die Einsatzfähigkeit der Westheimer Wehr wegen des langen Anfahrtsweges infrage gestellt, so Greiner. Eine Schwächung der Wehr, die aktuell viele Nachwuchskräfte hat, sei die Folge. Stadtbaumeister Björn Nübel warnte: „Der aktive Dienst käme bei einer Angliederung an Neusäß zum Erliegen.“Inge Steinmetz-Maaz (Freie Wähler) sagte deutlich: „Der Platz muss in Westheim sein, sonst kommt die Jugendarbeit zum Erliegen und die Feuerwehr wäre abgemeldet.“
In die engere Wahl kam die Umnutzung des Ehinger-Geländes in der Von-Rehlingen-Straße 23 gegenüber dem Notburga-Heim. Die Kosten von 350.000 Euro für diese Variante erschienen zunächst verlockend. Doch Varga warnte: „Da sind unglaublich viele Risiken dabei, ich habe Bauchweh bei dieser Lösung.“Das Wohnhaus weise im Inneren starke Schäden auf, es bestehe die Gefahr von Schimmel für die Ausrüstung, die Heizung ist nicht mehr betriebsbereit etc. Stadtbaumeister Nübel brachte noch ein anderes Gegenargument ins Spiel. Das Gelände habe die Stadt gekauft, um dort die Entwicklung von Westheim voranzubringen. „Da wären wir blockiert.“Angeschafft wurde das Grundstück, um dort geförderten Wohnungsbau zu realisieren, etwa für Pflegekräfte des benachbarten Notburga-Heims oder des Seniorenheims am Lohwald. In der Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises (WBL) hat Neusäß dafür einen Partner gefunden. Die Gespräche laufen bereits, es gibt schon erste Vorschläge für eine Bebauung. Die Entscheidung der Stadträte fiel daher auf folgende Variante: Das Errichten einer Leichtbauhalle auf dem Grundstück eines ehemaligen Mineralölhandels an der Ecke Von-Richthofenund Westheimer Straße nahe des Bahnhofs. In den Gesprächen mit der Feuerwehr war es gelungen, die Kosten von über einer Million Euro auf 700.000 Euro zu drücken. Das Gelände, das später für einen P+R-Platz vorgesehen ist, erschien den Stadträtinnen und Stadträten für eine Übergangshalle als geeignet. Der Ausschuss wollte keine weitere Zeit verlieren und drängte auf eine Entscheidung. Spätestens im Frühjahr 2024 soll das Projekt der Neu- und Umbauten in Westheim starten, sagte Greiner. Der Beschluss für die Halle am Mineralöllager fiel einstimmig. Die Westheimer Feuerwehrleute dürfen bei der Ausgestaltung ihres Quartiers mitreden.