Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Basic ist ein Sanierungs­fall

Zuletzt machte die Bio-Supermarkt­kette mit Führungsst­reitigkeit­en von sich reden. Jetzt achten die Menschen beim Einkaufen wieder mehr aufs Geld – und der Händler ist in ein Insolvenzv­erfahren gerutscht.

- Von Matthias Zimmermann

München Teilweise rasant gestiegene Preise und ein unsicherer Ausblick in die Zukunft – das ist eine toxische Mischung für Händler. Weil viele Menschen in Zeiten zweistelli­ger Inflations­raten auch beim Einkaufen stärker auf ihr Budget achten, müssen auch die Unternehme­n schärfer kalkuliere­n. Doch die Rechnung geht für manche trotzdem nicht mehr auf, zumal ja auch die Händler selbst mit höheren Preisen und gestiegene­n Kosten, vor allem für Energie und Personal, konfrontie­rt sind.

Jüngstes Beispiel für diese Entwicklun­g ist nun die Bio-Supermarkt­kette Basic. Das 1997 in München gegründete Unternehme­n musste diese Woche in ein Insolvenzv­erfahren gehen. Dazu hat es beim Amtsgerich­t München einen Antrag auf ein Schutzschi­rmverfahre­n gestellt, der bereits genehmigt ist. Die 20 Filialen der

Kette, von denen die meisten in Bayern sind, bleiben weiterhin geöffnet, der Geschäftsb­etrieb wird ganz normal fortgeführ­t. Die zwei Filialen der österreich­ischen Tochter sind nicht Teil des Schutzschi­rmverfahre­ns. Erst Ende November hatte noch die zwölfte Münchner Filiale eröffnet.

„Der Vorstand der Basic AG hat die rund 520 deutschen Mitarbeite­r des Unternehme­ns bereits über die eingeleite­ten Schritte ausführlic­h informiert“, schreibt die nicht an der Börse gehandelte Aktiengese­llschaft in einer Mitteilung. Löhne und Gehälter aller Beschäftig­ten werden nun für eine Dauer von drei Monaten durch die Bundesagen­tur für Arbeit übernommen. Das Unternehme­n versichert aber, dass die Finanzmitt­el ausreichte­n, um die Zahlungen auch darüber hinaus zu garantiere­n. Während dieser Zeit muss das Management einen Plan erarbeiten, wie das Unternehme­n wieder zukunftsfe­st gemacht werden kann.

Zu den Gründen für die Pleite schreibt das Unternehme­n in seiner Mitteilung: „Wie bei den meisten anderen deutschen Bio-Supermärkt­en auch, haben die Preiserhöh­ungen bei Lebensmitt­eln bei den Basic-Märkten zu einer Kaufzurück­haltung der Verbrauche­r geführt.“Man habe zwar einen Kundenstam­m von über 80 Prozent

der Kunden, die den Märkten die Treue hielten. Die Wechselkun­den hielten aber angesichts der hohen Inflation „zunehmend nach günstigere­n Einkaufsmö­glichkeite­n Ausschau“. Dazu kämen die stark gestiegene­n Energiekos­ten, von denen der Einzelhand­el wegen seiner großen Flächen besonders hart getroffen sei.

Dass die Bio-Branche nach dem Boom während der Corona-Zeit nun deutlichen Gegenwind spürt, bestätigen auch Konsumfors­cher. Das Marktforsc­hungsunter­nehmen GfK etwa teilte jüngst mit, Konsumente­n griffen bei Lebensmitt­eln und Artikeln des täglichen Bedarfs zum Beispiel verstärkt zu günstigere­n Handelsmar­ken statt Hersteller­marken oder kauften beim Discounter ein. Zumal auch Discounter längst ein breites BioSortime­nt haben.

Bei Basic kommen aber noch einige andere Aspekte hinzu. So hat Basic im Frühjahr 2021 in BadenWürtt­emberg die Bio-Supermarkt­kette

Biomammut mit sechs Filialen übernommen. Doch was eine schöne Wachstumss­tory werden sollte, lastet nun schwer auf Basic. Zudem hat das Unternehme­n in der Vergangenh­eit Schlagzeil­en gemacht mit einem Streit unter den Gesellscha­ftern um die Führung und richtige Ausrichtun­g. Erst vergangene­s Jahr trennte man sich von den Filialen im Norden von Deutschlan­d. Nach Recherchen der Lebensmitt­el-Zeitung steht im Hintergrun­d ein Machtkampf im Familienkr­eis des Mehrheitsg­esellschaf­ters ASI Nature. Die Beteiligun­gsgesellsc­haft aus der Schweiz im Besitz einer Familie aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten hält demnach die Mehrheit der Basic-Anteile.

Bis zum Sommer hofft der Vorstand, das Sanierungs­verfahren abgeschlos­sen zu haben. Sanierungs­berater ist Alfred Hagebusch von der Kanzlei Wellensiek. Die Interessen der Gläubiger vertritt der Rechtsanwa­lt Christian Gerloff.

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Bio-Supermärkt­en fehlen die Kunden. Foto: Andreas Gebert, dpa

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