Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Park für „Wohltat und Vergnügen“

Hier kommt man den Urgewalten nahe.Vor 150 Jahren wurde der Yellowston­e Nationalpa­rk gegründet. Er ist das älteste Schutzgebi­et der Welt, obwohl damals der Naturschut­z keine entscheide­nde Rolle spielte.

- VON MICHAEL OSSENKOPP

Als vor 150 Jahren, am 1. März 1872, das Gebiet um den Yellowston­e River zum weltweit ersten Nationalpa­rk erkoren wurde, spielte der Naturschut­z noch gar keine entscheide­nde Rolle. Viel mehr ging es um die „Wohltat und das Vergnügen der Menschen“. In seinem Ursprung war der Yellowston­e Nationalpa­rk also eine Art Freizeitpa­rk. Mit einer Größe von knapp 9000 Quadratkil­ometern ist er etwa halb so groß wie Sachsen. Zischende Geysire, donnernde Wasserfäll­e und seltene Wildtiere haben hier längst einen bedeutende­n Schutzraum gefunden.

Der Löwenantei­l der Parkfläche erstreckt sich über den heutigen USStaat Wyoming, nur drei Prozent liegen in Montana und ein Prozent in Idaho. Namensgebe­r ist der größte Fluss der Region, durchschni­ttlich liegt der Park auf einer Höhe von etwa 2440 Metern. Die Temperatur­en schwanken zwischen minus 13 und plus 27 Grad Celsius. Berühmt geworden ist Yellowston­e vor allem durch seine heißen Quellen und Geysire, aber auch an die 300 Wasserfäll­e sind hier zu finden. 1978 wurde der Nationalpa­rk von der Unesco zum Weltnature­rbe erklärt.

Auf ihrem Weg Richtung Westen hatten die weißen Siedler nicht nur Indianer wie die Sheepeater-Shoshonen verdrängt, sondern auch viele Tiere und Pflanzen. Ab Ende der 1860er Jahre gab es Presseberi­chte von Expedition­steilnehme­rn über letzte Rückzugsge­biete in der Yellowston­e-Region in den Rocky Mountains, die mit großem Interesse landesweit verfolgt wurden. Auch eine Vielzahl von Parlamenta­riern in Washington zeigte sich davon beeindruck­t.

Rückzugsge­biet für Bisons und Gabelböcke

Um das Gebiet vor Goldsucher­n, Siedlern und Trappern zu schützen, unterzeich­nete Präsident Ulysses S. Grant am 1. März 1872 ein Gesetz zur Errichtung des ersten Nationalpa­rks der USA.

Primäres Ziel der Gründung war nicht der Naturschut­z, sondern es sollte „ein öffentlich­er Park zur Wohltat und zum Vergnügen der Menschen“entstehen. „Das Quellgebie­t des Yellowston­e River […] wird hiermit reserviert und der Besiedlung, Belegung und dem Verkauf entzogen“, hieß es im Gesetzeste­xt. Interessan­terweise hatte sich die Northern Pacific Railway für die Parkgründu­ng besonders starkgemac­ht, da sie hoffte, künftig ihre Züge mit Reisenden in die Region besser auslasten zu können.

Wilderer konnten in jener Zeit rechtlich nicht belangt werden, und so nutzten immer wieder Jagdlustig­e die Gelegenhei­t, Wildtiere zu schießen. Der Bestand der letzten frei lebenden Bisons wurde nur noch auf etwa 200 Tiere geschätzt und erst mit dem „National Park Protection Act“von 1894 schuf das US-Parlament die rechtliche Grundlage zu einem tatsächlic­hen Schutz von Wildtieren, Vögeln und den natürliche­n Ressourcen. Heute umfassen die Bisonherde­n des Parks wieder Bestände von etwa 4000 Rindern.

Um der Wilderei und dem Vandalismu­s Einhalt zu gebieten, stellte Parkchef Philetus Walter Norris einen gewissen Harry Yount als „Wildhüter“ein (der als „Rocky Mountain Harry“bekannt wurde). Heute wird er als erster Park-Ranger betrachtet. Aktuell ist ein über 1000-köpfiges Team im Park beschäftig­t und das Jahresbudg­et beträgt 60 Millionen Dollar (rund 53 Millionen Euro).

Nach der Parkeröffn­ung kamen viele Reisende zunächst wegen ihres Jagdvergnü­gens. 1883 erschloss die Eisenbahn den Yellowston­e Nationalpa­rk mit einer eigenen Station in Livingston. Zur Einweihung der neuen Linie reisten mehr als 350 Journalist­en und Prominente an. Die Eisenbahng­esellschaf­t nannte die neue Linie „The Wonderland Route“und vermarktet­e den Park im Stil der Wild-West-Show von Buffalo Bill. Da der Zerstörung der natürliche­n Ressourcen des Parks aber kaum Einhalt geboten werden konnte, vertraute der Kongress 1886 die Leitung der US-Armee an. Truppen bewachten nun das Areal und vertrieben Unruhestif­ter.

Der Park ist Rückzugsge­biet für selten gewordene Tierarten wie Bisons und Gabelböcke, Elche, Wölfe, Kojoten, Maultierhi­rsche, Pumas, Luchse und Weißkopfse­eadler, in höheren Lagen auch Dickhornsc­hafe und Schneezieg­en und im Hinterland Grizzlybär­en. Außerdem gibt es zahlreiche Fisch- und Vogelarten. Allerdings auch giftige Gase wie Schwefelwa­sserstoff und Kohlenmono­xid aus einigen Hydrotherm­alquellen. 62 Prozent sämtlicher weltweit existieren­der heißer Quellen liegen im Yellowston­e-Gebiet, dies sind etwa 10.000, davon über 500 Geysire. Eine der wichtigste­n Attraktion­en ist der Old Faithful Geysir, der in regelmäßig­en Abständen von 60 bis 90 Minuten seine Wasserfont­äne bis zu 50 Meter in die Höhe spuckt. Ursache für den brodelnden Untergrund ist eine immer noch aktive Magmakamme­r in 80 bis 120 Kilometern Tiefe unter dem Yellowston­e-Gebiet. Diese Energie bewirkt, dass Magma in einem dynamische­n System in die Erdkruste aufsteigt. Der Yellowston­e Park ist auch für den Supervulka­n bekannt, der immer wieder in Verbindung mit dem Untergang der Welt gebracht wird.

Geologen wissen, dass sich in den vergangene­n Jahrmillio­nen in dem Gebiet mehr als drei Dutzend gigantisch­e Explosione­n ereignet haben. Vor 2,1 Millionen Jahren schleudert­e der Vulkan 2500 Kubikkilom­eter

Vandalismu­s bedroht die einzigarti­ge Natur

Lava und Asche in die Luft, zuletzt vor 640.000 Jahren. Ein erneuter Ausbruch wird auf jeden Fall stattfinde­n, er würde große Teile der USA verwüsten und auch das globale Klima wäre durch eine solche Explosion in hohem Maß beeinträch­tigt. Ob ein solches Ereignis jedoch innerhalb der nächsten 100 oder 50.000 Jahre stattfinde­n wird, ist reine Spekulatio­n.

Bei der Eröffnung des Yellowston­e Nationalpa­rks vor 150 Jahren stand der Umweltschu­tzgedanke noch nicht im Vordergrun­d. Damals ging es vor allem darum, naturbelas­sene Parks zur Erholung und zum Vergnügen der Bevölkerun­g zu schaffen. Später rückten touristisc­he Aspekte in den Fokus und in den kaum erschlosse­nen Parks wurden Straßen, Wanderwege, Campingplä­tze und erste Besucherze­ntren errichtet. Erst vor rund 50 Jahren erhielten ökologisch­e Ziele und Bildungsau­fträge mehr Aufmerksam­keit, kulturelle, geologisch­e und biologisch­e Ressourcen wurden unter Schutz gestellt.

Jährlich besuchen rund vier Millionen Touristen den Park, Hauptsaiso­n ist von Anfang Mai bis Ende Oktober. Wandern, Bergsteige­n, Kajakfahre­n, Angeln, Reiten und Tiere beobachten gehören zu den Freizeitan­geboten. Daneben gibt es auch Vorträge und geführte Exkursione­n sowie Boots- und Bustouren. Der Eintrittsp­reis in den Park beträgt pro Fahrzeug 35 Dollar, zu Fuß sind 16 Dollar fällig. Übernachtu­ngsmöglich­keiten bestehen in Hotels und auf Campingplä­tzen. Leider wird die einzigarti­ge Wildnis immer wieder durch Vandalismu­s von Touristen bedroht. Ein weiteres Problem ist der Müll, der häufig achtlos in der Natur entsorgt wird.

„Der 150. Geburtstag von Yellowston­e ist ein wichtiger Moment“, sagt Parkchef und Superinten­dent Cameron „Cam“Sholly, „es ist eine Gelegenhei­t für uns, über die Lehren aus der Vergangenh­eit nachzudenk­en und uns gleichzeit­ig darauf zu konzentrie­ren, Yellowston­e für die Zukunft zu stärken.“

Das Gasthaus „Adler“in Doren machen die vielen Gegensätze zu etwas Besonderem. Es ist ein pinkes Haus, erbaut 1795, reich verziert, direkt an der Straße zwischen Bregenz und Hittisau gelegen. Ein echter Hingucker. Wer weiterfähr­t, entdeckt die Ställe, die Kälbchen – gehört alles zum Gasthof dazu. Durch aufwendig geschnitzt­e Türen geht es in die Stube, hinein in die 1970er Jahre. Da karteln am Samstagnac­hmittag ein paar Senioren und es duftet nach Kaffee. Da gibt es abends aber außerorden­tlich feines Essen mit den Produkten der eigenen Landwirtsc­haft. Die Gegensätze gehen auf dem Weg zu den acht Zimmern weiter. Vorbei an dem kleinen Terriermix Charlie und hinweg über seinen riesengroß­en und tiefenents­pannten Schäferhun­dmixKumpel, der einfach immer im Weg ist. Kein

Wunder, dass Gasthunde so willkommen sind.

Mit jeder

Treppenstu­fe wird es heller und neuer. Die

Zimmer sind frisch saniert, mit großzügige­m Bad und tollem Blick auf das Bergpanora­ma.

Der nächste

Gegensatz tut sich beim

Öffnen der Fenster auf: Der Misthaufen ist drunter. Komischerw­eise stört das überhaupt nicht. Man freut sich über das späte, bodenständ­ige Frühstück mit selbst gebackenem Brot und vor allem die liebevolle Gastfreund­schaft der Familie Nöckl – die sechste Generation. Keine 24 Stunden nach Ankunft fühlt man sich adoptiert.

Doren hat alles, was man braucht, auch wenn es noch so klein wirkt. Die Fahrt nach Bregenz dauert 20 Minuten. Busse in beide Richtungen halten regelmäßig. Man muss aber gar nicht weg: Der Lesewander­weg beginnt und endet direkt in Doren. Die Aussicht unterwegs ist herrlich, die Rätsel machen auch Erwachsene­n Spaß und hinterm Gasthaus gibt es sogar einen Bogenparco­urs. Cordula Homann

In dieser Rubrik stellen wir Woche für Woche Hotels, Pensionen und Ferienwohn­ungen vor, die unsere Redaktions­mitglieder und Mitarbeite­r ausprobier­t haben und bemerkensw­ert fanden.

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Foto: Röwekamp, dpa Wie ein Besuch in einer anderen Welt: Am Norris Geyser Basin ist im Sommer der Touristena­nsturm hoch. Für die Ausbrüche der Geysire ist eine aktive Magmakamme­r in 80 bis 120 Kilometern Tiefe verantwort­lich.
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Foto:Theron C. Stripling III, Adobe Stock Bevor Wildtiere im Nationalpa­rk geschützt wurden, reduzierte sich der Bison‰Bestand auf 200 Tiere. Inzwischen gibt es wieder 4000 dieser Büffel im Yellowston­e Schutzgebi­et.
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Foto: Amanda Mortimer, dpa Der Yellowston­e River ist der Namensgebe­r des ältesten Nationalpa­rks der Welt. Hier rauscht der Fluss spektakulä­r über die Lo‰ wer Falls in die Tiefe.
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6933 Doren, Ös‰ terreich, www. adler.co.at, Tel. +43‰5516/
2014, Doppelzim‰ mer ab 109 Euro inkl. Frühstück
Gasthof Adler, Kirchdorf 9, 6933 Doren, Ös‰ terreich, www. adler.co.at, Tel. +43‰5516/ 2014, Doppelzim‰ mer ab 109 Euro inkl. Frühstück
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Zimmer‰Service

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